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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Ameisenpuppen; Ameisensäure

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Ameisenpuppen - Ameisensäure

hervorzuheben. Es hat sich herausgestellt, daß die A. nicht etwa zu einer bestimmten systematisch eng begrenzten Pflanzengruppe gehören, sondern daß sich unter ihnen Vertreter der verschiedensten Familien vorfinden. Demgemäß zeigt auch der Bau sowie die morphologische Stellung der die Ameisen beherbergenden Organe mannigfache Verschiedenheiten. Die meisten A. gehören zur Familie der Rubiaceen und zwar zu den Gattungen Myrmecodia und Hydnophytum, die zusammen nahezu 50 Arten umfassen; außerdem finden sich myrmetophile Gewächse in den Familien der Urticaceen, Euphorbiaceen, Myristicaceen, Verbenaceen, Leguminosen; selbst unter den Palmen kennt man mehrere. Am auffallendsten tritt diese Symbiose zwischen Tier und Pflanze bei den Rubiaceengattungen hervor, die infolgedessen auch am eingehendsten untersucht worden sind. Die Arten der Gattungen Myrmecodia und Hydnophytum sind epiphytisch wachsende kleine strauchartige Pflanzen mit unscheinlichen Blüten und gegenständigen Blättern. Die Samen von Myrmecodia echinata (s. Tafel: Ameisenpflanzen, Fig. 3) besitzen eine klebrige Hülle von Schleim, mit welcher sie an Zweigen u. s. w. haften bleiben. Bald nach der Keimung schwillt das hypocotyle Glied (Fig. 3 A) zu einem wasserreichen Knollen an und in dessen Innern bildet sich nach einiger Zeit ein Hohlraum, die sog. erste Galerie; ob die Entstehung derselben von der Mitwirkung der Ameisen abhängig ist, ist nicht ganz sichergestellt. Beccari nimmt all, daß die durch Ameisen erfolgten Verwundungen die Veranlassung zur Bildung dieser Galerie geben, ja nach ihm soll sogar ein allmähliches Vertrocknen und Absterben des Knollens eintreten, wenn nicht durch derartige Verwundungen ein Reiz zum weitern Wachstum der Anschwellung ausgeübt worden sei. Nach andern erfolgt die Bildung der ersten Galerie spontan und diese tritt dann mit der Außenwelt durch eine gleichfalls spontan entstehende Öffnung (Fig. 3A, o) in Verbindung; wahrscheinlich ist es aber, daß wenigstens diese Öffnung auf die Mitwirkung der Ameisen zurückzuführen ist. Jedenfalls werden die übrigen Galerien mit ihren Öffnungen, die in dem immer größer werdenden Knollen (Fig. 3 B) in reichlicher Anzahl sich entwickeln, durch die Thätigkeit der Ameisen bedingt. Das entstandene Labyrinth (Fig. 3 C) von Gängen stellt nun die Behausung zahlreicher Ameisen dar, die ihrem Wirte in zweifacher Hinsicht Vorteile bieten. Einmal gewähren sie Schutz gegen Angriffe anderer Tiere, indem sie bei jeder Berührung der Pflanze aus ihrem Schlupfwinkel hervorkommen und dieselbe verteidigen; zweitens bewirken sie durch den fortwährenden Reiz ein üppiges Wachstum des Knollens, der bei diesen oft großer Trockenheit ausgesetzten epiphytischen Pflanzen als eine Art Wasserreservoir anzusehen ist. Auch dürften die Ameisen in anderer Weise zur Ernährung nicht unwesentlich beitragen, indem der reichliche Detritus wenigstens zum Teil als Nährstoff für die Wirtspflanze nutzbar gemacht wird. Allerdings ist es gelungen, diese A. unter Entfernung der sie bewohnenden Ameisen in Gärten zu kultivieren, doch befinden sie sich dann unter ganz andern Lebensbedingungen als in der freien Natur, da in der Regel die Gefahr des Austrocknens wegfällt, es können deshalb jene Versuche nicht beweisen, daß die A. keinen Vorteil aus den sie bewohnenden Tieren ziehen. Von den in genannten Rubiaceen am häufigsten vorkommenden Ameisenarten sind besonders Iridomyrmex cordata und Crematogaster deformatus zu erwähnen. Bei andern A. dienen meist nicht Knollenbildungen, sondern hohle Stengelorgane oder in Dornen umgewandelte Blattpartien zur Beherbergung der Ameisen. So finden sich bei verschiedenen Arten der Gattung Acacia, z. B. bei Acacia cornigera Willd., sphaerocephala Schlchdl. (Fig. 1), dornenartig ausgebildete Nebenblätter, die etwas angeschwollen und im Innern ausgehöhlt sind. In diesen wohnen die Ameisen und verteidigen die Wirtspflanze gegen eine andere schädliche Ameisenart, welche die Blätter zerbeißt. An den Spitzen der einzelnen Blättchen finden sich Drüsen, die einen zuckerhaltigen Saft absondern und wahrscheinlich zur Anlockung der Ameisen dienen (Fig. 1a). Wird diese Pflanze kultiviert und der Zutritt von Ameisen verhindert, so werden jene Dornen nicht so stark verdickt als in der freien Natur unter Mitwirkung der Tiere. Bei einer Palmengattung, Korthalsia, dienen die blasig erweiterten Blatttüten den Ameisen als Wohnstätte, während bei einer andern Palme, Calamus amplectus Becc., sich die beiden untersten Fiedern eines jeden Blattes handförmig um den Stamm legen und der hierdurch entstehende Zwischenraum die Behausung der Ameisen bildet. Bei Cecropia adenopus Miq. (Fig. 2) aus der Familie der Urticaceen wohnen die Ameisen innerhalb der hohlen und meist etwas erweiterten Internodien, welche kleine Öffnungen nach außen zeigen (Fig. 2c). An dieser Pflanze bieten die Ameisen noch den Vorteil, daß sie dieselbe von verschiedenen Schildläusen säubern, die von ihnen in die Höhlungen der Zweige geschafft und dort wegen ihrer Säfte gezüchtet werden. (S. Cecropia.)

Litteratur. Treub, Annales du jardin botan. de Buitenzorg, Bd. 3 (1883); Beccari, Pianti opitatrici, ossia piante formicarie della Malesia e della Papuasia (Flor. 1881 u. 1885; übersetzt von Penzig, Lpz. 1886); Delpino, Funzione mirmecofila nel regno vegetale (2 Tle., Bologna 1886-88); Huth, Myrmekophile und myrmekophobe Pflanzen (Berl. 1887); Schimper, Wechselbeziehungen zwischen Pflanzen und Ameisen im tropischen Amerika (^[unleserlich] 1888); Schumann, Die A. (Hamb. 1889).

Ameisenpuppen, s. Ameiseneier.

Ameisensäure, Formylsäure (Acidum formicum), CH2O2 ^[CH<sub>2</sub>O<sub>2</sub>] oder H.COOH, ist in konzentrierter Form eine farblose, stark sauer riechende und brennend schmeckende Flüssigkeit, die, auf die Haut gebracht, ätzend wirkt, unter 0° in Blättchen krystallisiert und bei 99° siedet. Ihr spec. Gewicht ist 1,23. Sie findet sich in den Ameisen (ist der wirksame Bestandteil des Ameisenspiritus) und in den mit Stacheln verbundenen Giftorganen anderer Insekten, außerdem im Schweiß und andern Absonderungen des Tierkörpers. Sie kommt ferner vielfach verbreitet im Pflanzenreich vor, so in den Brennesseln, in faulem Koniferenholze, sowie in den Tannennadeln, worin sie durch Oxydation des Terpentinöle entstanden ist. Sie bildet sich bei zahlreichen chem. Prozessen, so z. B. bei der Destillation von Zucker, Stärke, Weinsäure mit Braunstein und Schwefelsäure; bei der Oxydation von Holzgeist in derselben Weise, wie Essigsäure aus dem gewöhnlichen Alkohol entsteht; durch Kochen von Blausäure mit überschüssiger Natronlauge, wobei neben ameisensaurem Natron Ammoniak sich bildet; durch direktes Zusammentreten von Kohlenoxydgas mit starken Basen in Gestalt