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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Amerikanische Litteratur; Amerikanische Partei; Amerikanische Rasse

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Amerikanische Litteratur - Amerikanische Rasse (Nordamerika. Centralamerika)

hier die führende Persönlichkeit, welche der A. K. die Richtung und das nationale Leben einzuhauchen vermocht hätte. Von ganz besonderm Werte sind die amerik. Erzeugnisse der vervielfältigenden Künste, insbesondere des Holzschnittes, der zur Zeit in Amerika wohl die höchste Entwicklung gefunden hat. Auch die Radierung ward viel und mit Geist geübt. - Vgl. The Iconographic Encyclopædia of arts and sciences (Philad. 1887).

Amerikanische Litteratur, s. Nordamerikanische Litteratur.

Amerikanische Partei, eine 1852 in den Vereinigten Staaten gegründete Partei mit der Tendenz, alle Fremden von öffentlichen Ämtern auszuschließen und den polit. Einfluß der röm.-kath. Kirche zu brechen. Sie erzielte einige Jahre lang große Erfolge. 1856 trat wegen der Sklavenfrage eine Spaltung ein; die Partei stellte noch Millard Fillmore (s. d.) als Präsidentschaftskandidaten auf und erzielte 874 000 Stimmen. Ihre Kräfte waren indes zersplittert und sie verschwand, noch ehe der Sklavenstreit seine größte Heftigkeit erreicht hatte.

Amerikanische Rasse, Gesamtbezeichnung für die verschiedenen eingeborenen Stämme der nördl. und südl. Hälfte des amerik. Kontinents (mit Ausnahme der Eskimo, die den äußersten Norden des Kontinents bewohnen; s. Tafel: Amerikanische Völkertypen, Fig. 1). Während man lange, gewissermaßen selbstverständlich, die Gesamtheit dieser Stämme als eine einheitliche Rasse betrachtete, ja sogar dieselben nur als einen Abzweig der großen Familie der mongol. Völker anzusehen geneigt war, ist man neuerdings, durch genaueres Studium der körperlichen Verhältnisse der verschiedenen Stämme, zu der Ansicht gelangt, daß zwischen denselben sehr erhebliche Verschiedenheiten bestehen, die stellenweise kaum geringer sind als die, welche in der Alten Welt zur Annahme von Rassentrennung geführt haben. Immerhin ist die Untersuchung der physischen Merkmale der amerik. Völker noch nicht so weit gediehen, daß ein endgültiges Urteil über ihre Zusammengehörigkeit und Trennung möglich wäre. Und so ist man in Bezug auf die Gruppierung der verschiedenen Stämme im wesentlichen noch auf die sprachlichen Verhältnisse angewiesen.

Nordamerika. Centralamerika. Im nördl. Teil des Kontinents ist es gelungen, eine Anzahl weitverbreiteter Völker- und Sprachfamilien festzustellen. Hierzu gehört im O. die Algonkin-Lenape-Familie (s. Algonkin), die sich von Canada bis an die Grenzen von Florida und westlich bis über den Mississippi ausgebreitet hat. Die Familie der Huron-Irokesen (s. Irokesen), die namentlich im Seengebiet und längs des Alleghanygebirges verbreitet ist, von den Stämmen der ersten Gruppe auf allen Seiten umschlossen. Einen besondern Stamm bilden die Cherokee (s. d.) im südl. Tennessee, für die bisher ein anderweitiger Anschluß noch nicht gefunden ist; sie waren in alter Zeit als Moundbuilders (s. d.) bekannt. Eine größere Gruppe wiederum bilden die Choctaw-Muskogee, welche die südl. Staaten der Union bewohnten (s. Muskogee). Zwischen ihnen lebten als stammfremde Völker die Taenza und die Natchez (oder Naktche) am untern Mississippi und die Uchee in Südcarolina. Im W. des Mississippi sind zunächst die verschiedenen Stämme der Dakota oder Sioux (s. d. und Tafel, Fig. 8) zu nennen, südlich von ihnen die verschiedenen Stämme der Pawnee (s. d.). In der westl. Hälfte des Kontinents nimmt einen breiten Raum die Nation der Tinneh (s. d.) ein; der Hauptstock wohnt ganz im N. im Gebiet der ehemaligen Hudsonbaicompagnie und in Alaska, aber Verwandte von ihnen gehen durch Kalifornien bis in das Gebiet der Republik Mexiko. Die gefürchteten Apachen (s. Tafel, Fig. 9, 10) sind ein Zweig dieser Nation. An die Tinneh grenzen die Thlinkit oder Koljuschen. Südlich von ihnen folgen die Naß oder Chimmesyan (Tschimsian), die Haida mit den Kaigani auf den Königin-Charlotte-Inseln und dem Prince-of-Wales-Archipel, die Hailtsuk oder Bellabella an der Festlandsküste des brit. Nordamerika und die Kwakiutl und Nutka auf der Vancouverinsel. Letztere fünf genannten Nationen zeigen, obwohl sprachlich weit getrennt, in Sitten und Gebräuchen, in der totemischen Organisation (s. Totem) und auch in ihrem Sagenschatz eine großte Übereinstimmung. Es sind berühmte Bildschnitzer; sie pflegten vor ihren Häusern mächtige geschnitzte Pfeiler zu errichten, welche die Wappentiere und allerhand mytholog. Wesen zeigen. Einen großen Teil von Britisch-Columbia und das ganze Washington-Territorium bewohnt eine Gruppe verwandter Völker, die man als die Selishfamilie bezeichnet und zu denen unter andern die Bellacoola (Bilchula, s. Tafel, Fig. 11) am Milbanksund, die Shushwap (Skwapamuch) und Stlatlium am Fraser-River, die Skitsuish oder Cœr d'álène im Quellgebiet des Spokane-River, die Kalispelm oder Pend d'oreille am Oberlauf des Clarke's Fork und Columbia-River, die eigentlichen Selish oder Flatheads, die Skwalliahmish oder Niskwalli ain Pugetsund, die Flatheads von Ost-Vancouver-Island und der gegenüber liegenden Festlandküste, die Tsklallam an der Juan-de-Fuca-Straße, die Kauelits am Cowlitz-River und die Tsihali an der pacifischen Küste nördlich des Columbia-River gehören. In Oregon bilden die Sahaptin oder Nez percés mit den Wallawalla, Pelus (Palvuse), Yakama und Klikatat, ferner die Wailatpu (Willetpoo oder Cayuse) und die Molele, die Tschinuk (Chinook) mit ihren Abzweigungen, die Kalapuya, die Jakon und die Latuami (Tlamat oder Klamath) eigene selbständige Völker und Sprachengruppen.

Gleiche Verschiedenheit zeigt Kalifornien, in dessen nördl. Teilen unter andern die Yurok, Karok, Wishosk, Wintun, Maidu, Mutsun u. a. einander ganz fremde Sprachen reden. Auf der Halbinsel Kalifornien wohnen drei ganz verschiedene Völkergruppen, die Cochimi oder Leymones, die Pericu und die Loreto-Indianer oder Guaicuro (Waikuru). In dem Great-Basin hausen die Shoshoni (s. d.) oder Schlangenindianer und ihre Verwandte, wozu auch die Moqui in Arizona und die wilden Comanches in den nördl. Staaten von Mexiko und den angrenzenden Teilen der Union geboren, die aber jetzt sehr reduziert sind.

In Neumexiko und Arizona wohnen seit alter Zeit eine Anzahl kultivierter Völker (s. Pueblo-Indianer und Tafel, Fig. 12, 13), die aber sprachlich ebenfalls in mehrere Gruppen zerfallen. Im Gebiete des untern Colorado bilden die Yuma mit den Cocomaricopa, Cocopa, Mohave u. a. einen eigenen Völker- und Sprachstamm. Es folgt dann im nordwestl. Mexiko die große Familie der Sonorischen Sprachen (s. d.), während im O. am untern Rio Grande die Missionsberichte eine große Anzahl Stämme aufzählen, die aber zum Teil verschwunden sind, und