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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Ammonium carbonicum - Amnesie

Pharmacie, bei der Kuchenbäckerei u. s. w. verwendet. Unter dem Namen brenzlich-kohlensaures A. (Ammonium carbonicum pyro-oleosum) führte die erste Ausgabe der Deutschen Pharmakopö (von 1872) noch eine Verreibung von 32 Teilen des vorigen Salzes mit 1 Teil ätherischem Tieröl. In der 2. und 3. Auflage des "Deutschen Arzneibuches" ist dieses Präparat nicht mehr aufgeführt. Früher wurde dasselbe als Nebenprodukt bei der trocknen Destillation der Knochen zum Behuf der Knochenkohlebereitung in stark mit empyreumatischen Ölen verunreinigten Zustande gewonnen und durch erneute Sublimation gereinigt. Das A. wird jetzt in Form von doppeltkohlensaurem Ammonium (Ammoniumbicarbonat) in bedeutenden Mengen in der Sodafabrikation (nach dem Solvey-Verfahren) verbraucht, zu diesem Zwecke aber von den Sodafabrikanten meist selbst dargestellt und auch wiedergewonnen. Das A. muß in sehr gut verschlossenen Gefäßen aufbewahrt werden, da es sich an der Luft verflüchtigt. - Die Einfuhr von A. in das Deutsche Reich betrug 1887: 989 500 kg, 1888: 1 215 500 kg und 1889: 1 529 000 kg. Das Präparat kommt aus England, wird aber auch in Deutschland dargestellt; es kostet 66-72 M. pro 100 kg.

Ammonium carbonicum, soviel wie Ammoniumcarbonat.

Ammonium chloratum, s. Salmiak.

Ammonium chloratum ferratum, s. Eisensalmiak.

Ammoniumchlorid, s. Salmiak.

Ammoniumdisulfid, s. Ammoniumsulfide.

Ammoniumfluorid, s. Fluorammonium.

Ammoniumhydroxyd, Ammoniumoxydhydrat, s. Ammonium und Ammoniumbasen.

Ammoniumjodid, s. Jodammonium.

Ammoniumnitrat, salpetersaures Ammonium, NH4NO3 ^[NH<sub>4</sub>NO<sub>3</sub>]. Reines wässeriges Ammoniak wird mit reiner Salpetersäure neutralisiert und die Flüssigkeit in einer Porzellanschale entweder zur Krystallisation oder so weit verdunstet, bis sie ölig fließt und ein Tropfen derselben beim Erkalten erstarrt. In letzterm Falle löst sich das feste Salz als ein zusammenhängender Kuchen von den Wandungen der Schale ab. Die Krystalle bilden langgestreckte Prismen, sind in einem Minimum von Wasser löslich, absorbieren mit Begierde Feuchtigkeit aus der Luft und zerfließen. Aus diesem Grunde ist es bei der Bereitung zu empfehlen, die Verdampfung so weit zu treiben, bis alles Lösungswasser entfernt ist. Es müssen chemisch reine Materialien dabei angewendet werden, weil eine Reinigung des Salzes durch Umkrystallisieren bei seiner großen Löslichkeit nicht möglich ist. Wenig über seinen Schmelzpunkt erhitzt, zerfällt es in Stickoxydulgas und Wasser und dient daher zur Bereitung dieses Gases (Lustgas, s. d.). 100 kg dieses Salzes kosten, je nach dem Grade der Reinheit, 105-135 M.; das geschmolzene und chemisch reine 250 M.

Ammonium nitricum, soviel wie Ammoniumnitrat.

Ammoniumphosphate, die Ammoniumsalze der Phosphorsäure. Sie können durch direkte Verbindung von Phosphorsäure mit Ammoniak dargestellt werden. Das neutrale Ammoniumphosphat erhält man nur aus höchst konzentrierter Lösung, die mit Ammoniakgas gesättigt ist, krystallinisch als (NH4)3PO4 + 3 H2O ^[(NH<sub>4</sub>)<sub>3</sub>PO<sub>4</sub> + 3 H<sub>2</sub>O]. Schon an der Luft verliert es Ammoniak und geht in Diammoniumphosphat, (NH4)2HPO4 ^[(NH<sub>4</sub>)<sub>2</sub>HPO<sub>4</sub>], über, das beim Einkochen seiner wässerigen Lösung das saure Monammoniumphosphat, (NH4)H2PO4 ^[(NH<sub>4</sub>)H<sub>2</sub>PO<sub>4</sub>], zurückläßt. Bei stärkerm Erhitzen zersetzt sich auch dieses Salz in Ammoniak, Wasser und zurückbleibende Metaphosphorsäure. (S. auch Natrium-Ammoniumphosphat.)

Ammoniumplatinchlorid, s. Platinchlorid.

Ammoniumsalze, s. Ammonium.

Ammoniumsulfat, schwefelsaures Ammonium, (NH4)2SO4 ^[(NH<sub>4</sub>)<sub>2</sub>SO<sub>4</sub>. Darstellung wie beim Salmiak, nur mit dem Unterschiede, daß man zum Neutralisieren der Flüssigkeit und zur Verdichtung des Ammoniakgases verdünnte Schwefelsäure verwendet. Es krystallisiert leicht, ist leicht in Wasser löslich, schmilzt bei 140° C., wird bei höherer Temperatur zersetzt, ist daher nicht sublimierbar, wird in größten Mengen jetzt aus dem Ammoniakwasser (s. Gaswasser) der Gasfabriken dargestellt; bei der Borsäurefabrikation in Toscana wird es als Nebenprodukt gewonnen. Es dient als Zusatz zu künstlichen Dungstoffen, ferner zur Darstellung von Ammoniakalaun. (S. Alaun.) Man versendet es in Holzfässern von ungefähr 250 kg Inhalt mit 30-32 M. pro 100 kg, das chemisch reine mit 90M. Die Einfuhr in das Deutsche Reich ist seit 1880 nur geringen Schwankungen unterworfen gewesen, sie betrug nämlich 1880: 33 783 000 kg, 1885: 35 070 000 kg, 1886: 36 558 000 kg, 1887: 33 926 000 kg, 1888: 35 835 000 kg und 1889: 33 646 000 kg.

Ammoniumsulfhydrat oder Schwefelwasserstoffammoniak, NH4HS ^[NH<sub>4</sub>HS], wird in wässeriger Lösung erhalten, wenn man Schwefelwasserstoff so lange in wässeriges Ammoniak leitet, als es noch absorbiert wird. Es dient als eins der wichtigsten Reagentien in der chem. Analyse.

Ammoniumsulfide. Beim Zusammentreffen von Ammoniakgas mit Schwefelwasserstoff im trocknen Zustande verbinden sich beide zu farblosen Krystallen von Ammoniumsulfid (NH4)2S ^[(NH<sub>4</sub>)<sub>2</sub>S], wenn Ammoniak im Überschuß und die Temperatur eine sehr niedrige, höchstens -18° C. ist. Schon bei gewöhnlicher Temperatur nimmt ein Molekül Schwefelwasserstoff nur ein Molekül Ammoniak auf und liefert farblose Blättchen von Ammoniumsulfhydrat, NH4SH ^[NH<sub>4</sub>SH]. Die wässerige Lösung desselben, die unter dem Namen farbloses Schwefelammonium der chem. Analyse als wichtiges Reagens dient, wird durch Einleiten von Schwefelwasserstoffgas in Ammoniakflüssigkeit gewonnen. Beim Stehen unter Luftzutritt färbt sich die Flüssigkeit erst hellgelb, später gelbrot (gelbes Schwefelammonium), indem der Luftsauerstoff oxydierend wirkt, Wasserstoff in Wasser verwandelt und zunächst Ammoniumdisulfid entstehen läßt: 4 NH4SH + O2 = 2 H2O + 2 (NH4)2S2 ^[4 NH<sub>4</sub>SH + O<sub>2</sub> = 2 H<sub>2</sub>O + 2 (NH<sub>4</sub>)<sub>2</sub>S<sub>2</sub>]. Letzteres indessen oxydiert sich weiter zu schwefelreichern Ammoniumsupersulfiden, deren letztes, Ammoniumheptasulfid, schließlich unter Entfärbung Schwefel abscheidet:

2 (NH4)2S7 + O2 = 2 H2O + 4 NH3 + 14 S ^[4 (NH<sub>4</sub>)<sub>2</sub>S<sub>7</sub> + O<sub>2</sub> = 2 H<sub>2</sub>O + 4 NH<sub>3</sub> +14 S].

Ammonium sulfuricum, s. Ammoniumsulfat.

Ammoniumzinnchlorid (Pinksalz), s. Zinnchlorid.

Ammonshörner, s. Ammoniten.

Ammophila, s. Sandhalm.

Ammunition (lat.), soviel wie Munition.

Amnaholz, ein hartes Nutzholz aus Guayana, von Lecythis amara stammend.

Amnesie (grch., Mangel des Erinnerungsvermögens) wird in doppeltem Sinne gebraucht: für die Unfähigkeit, äußere Eindrücke oder innere seelische Vorgänge in das Gedächtnis aufzunehmen,