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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Ampelius; Ampella; Ampelographie; Ampelopsis; Ampelpflanzen; Ampelurgie; Amper; Ampère

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Ampelius - Ampere

Ampelius, Lucius, Verfasser eines "Liber memoralis", das, einem gewissen Macrinus gewidmet, in 50 Kapiteln eine Kompilation astron., geogr. und geschichtlicher Notizen enthält. Früher hielt man diesen Macrinus für den röm. Kaiser der Jahre 217-218 n. Chr.; von andern wurde das Buch in das 4. oder 5. Jahrh. gesetzt, weil Sidonius Apollinaris einen A. als Schriftsteller erwähnt; doch scheint es nach neuern Untersuchungen unter Antoninus Pius geschrieben zu sein. Herausgegeben wurde es zuerst von Salmasius (hinter der Ausgabe des Florus, Leid. 1638); später von Tzschucke (Lpz. 1793), Beck (ebd. 1820, mit Kommentar) und Wölfflin (hinter Halms Florus-Ausgabe, ebd. 1854).

Ampella, der 198. Planetoid.

Ampelographie (grch.), Beschreibung des Weinbaues und der Traubensorten.

Ampelopsis Michx., wilder Wein, Jungfernwein, Zaunrebe, Pflanzengattung aus der Familie der Vitaceen (s. d.), dem Weinstock (Vitis) sehr nahe verwandt und wohl auch mit letzterer Gattung vereinigt. Es sind kletternde Sträucher mit fingerförmigen drei- bis fünfzähligen Blättern und vier- bis fünfzähligen Blüten. Am bekanntesten ist die als Wand-, Lauben- und Zaunbekleidung sehr häufig kultivierte, aus Nordamerika stammende, bis 12 m hoch kletternde fünfblätterige Zaunrebe (A. quinquefolia R. et Sch., A. hederacea Michx.). Ihre oberseits dunkelgrünen, unterseits blassern, glänzenden, im Herbste durch die leuchtend-dunkelrote Färbung ausgezeichneten Blättchen sind kurzgestielt, eiförmig bis länglich, zugespitzt und grob-stachelspitzig gesägt. Die Blüten sind grün, die kleinen Beeren dunkelblau. Die Vermehrung geht leicht durch Ableger oder Steckholz von statten. Diese Art ist eine der beliebtesten Kletterpflanzen des Gartens, die überall und sehr schnell wächst.

Ampelpflanzen, Gewächse, die sich infolge des hängenden Wuchses ihrer Zweige zur Dekoration von Ampeln (s. d.) eignen. Die Zahl der A. ist eine große. Besonders für Zimmerkultur geeignet sind: Crassula spathulata Thbg., Campanula fragilis Cyrill., der Schlangenkaktus (Cereus flagelliformis L.,), kleinblätteriger Epheu, (Chlorophytum Sternbergianum Steud., Myrsiphyllum asparagoides W., Saxifraga sarmentosa L. (Judenbart), Sedum Sieboldii Sw. und Tradescantia guyanensis Mig. Zartere und nur für Gewächshäuser passende sind: Aeschyanthus pulcher DC., Boschianus splendidus Paxt., ramosissimus Wall. und tricolor Hook., Achimenes cupreata Hook., Ficus stipulata Thunb., Torenia asiatica L., Oplismenus imbecilis Kth. fol. var., Begonia scandens Sw. mit ihrer Abart Limminghii und Tradescantia zebrina Hort. Während des Sommers eignen sich zur Verwendung im Freien an sonnigen Plätzen außer den bereits für Zimmerkultur empfohlenen Crassula spathulatha Thbg., Cereus flagelliformis L., Saxifraga sarmentosa L. und Sedum Sieboldii Sw. noch: Linaria Cymbalaria L., Linnaria pallida Ten., Mesenbrianthemum cordifolium L. und dessen gelbbunte Varietät, Mesenbrianthemum crystallinum L. und tricolor W., Alyssum maritimum Lam. Convolvulus mauritanicus Bois., Petunia hybrida grandiflora Hort. nebst vielen Abarten, Epheupelargonium (Pelargonium peltatum Ait.), Oxalis floribunda Lehm., Russelia juncea Zucc., Thunbergia alata Hook., Tropaelum minus L., Solya heterophylla Lindl. und Lonycera brachypoda DC. fol. aureoreticulatis. Für halbschattige Plätze eignen sich Fuchsienvarietäten mit hängenden Zweigen, das Pfennigkraut (Lysimachia nummularia L., s. Lysimachia nebst Textfigur), Campanula fragilis Cyrill., Myrsiphyllum asparagoides W., Fragaria indica Andr. und Tradescantia guyanensis Mig; für ganz schattige Lagen kleinblätteriger Epheu; letzterer auch für zugige, staubige Plätze, wo sonst sehr schwer andere Pflanzen gedeihen. Die zur Aufnahme von A. bestimmten Ampeln sind entweder aus Thon, Gußeisen, Draht oder Holz gefertigt. Die A. werden entweder mit dem Topf in die Ampel gestellt oder frei in die Ampel ausgepflanzt, was besonders bei solchen aus Drahtgeflecht oder Holzstäben hergestellten Ampeln zu geschehen Pflegt. Die Ampeln aus Draht oder Holz werden vor dem Bepflanzen mit grünem Moos ausgelegt. Bei Pflanzen, deren Zweige erst bei einer gewissen Länge einen hängenden Charakter annehmen, biegt man gern die Zweige um die Ampel herum und unter dieselbe und befestigt sie dort.

Ampelurgie (grch.), Weinbaukunde; auch Anbau und Pflege des Weinstocks.

Amper, Fluß, s. Ammer.

Ampère (spr. angpähr), die praktische internationale Einheit der Stromstärke (s. d.).

Ampère (spr. angpähr), André Marie, Mathematiker und Naturforscher, geb. 22. Jan. 1775 zu Lyon, lebte nach dem Tode seines Vaters (Jean Jacques A.), welcher 1793 guillotiniert wurde, zunächst seinen Studien, bekleidete dann in Bourg eine Professur der Physik und seit 1805 eine solche der Mathematik an der Polytechnischen schule zu Paris, woselbst er eine große Thätigkeit entwickelte, sowohl als Lehrer wie auch in der schriftstellerischen Laufbahn, die er mit den "Considérations sur la théorie mathématique du jeu" (Lyon 1802) eröffnet hatte. Er wurde 1814 Mitglied der Akademie der Wissenschaften, 1824 Professor der Experimentalphysik am Collège de France und starb 10. Juni 1836 in Marseille. Die Mathematik, Mechanik und Physik verdanken A. wichtige Untersuchungen; seine elektrodynamische Theorie sichert ihm dauernden Ruhm. Seine Ansicht über die ursprüngliche Einheit der Elektricität und des Magnetismus, in der er mit Örsted wesentlich übereinstimmte, hat er im "Recueil d'observations électro-dynamiques" (Par. 1822), im "Précis de la théorie des phénomènes electrodynamiques" (ebd. 1824) und in der "Théorie des phénomènes électro-dynamiques (ebd. 1826) niedergelegt. Ferner schrieb er "Essai sur la philosophie des sciences" (2 Bde., Par. 1834-43; 2. Aufl. 1857). - Vgl. Barthélemy Saint-Hilaire, Philosophie des deux Ampères (Par. 1866); Journal et correspondance de A. M. A (ebd. 1893).

Ampère, Jean Jacques, Litterarhistoriker, Sohn des vorigen, geb. 12. Aug. 1800 zu Lyon, wurde in Paris erzogen und frühzeitig in der Abbaye-aux-Bois bei Mad. Récamier (s. d.) heimisch. Durch Reisen in Deutschland, Schweden, Italien erweiterte er seinen Gesichtskreis; 1827 brachte er in Weimar Goethe gleichsam die Huldigung des Jungen Frankreich dar. Zurückgekehrt, machte A., an der Pariser Faculté des Lettres Fauriel vertretend, seine Landsleute mit der nordischen Litteratur bekannt ("Littéarture et voyages", Par. 1833) und erhielt 1833 am Collège de France den Lehrstuhl für franz. Litteratur. Aus diesen Vorlesungen ging sein bestes Werk hervor, "Historie littéraire de la France avant le XIIe siècle" (3 Bde., 1840; später getrennt in Hist. ect.