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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Anakonda - Analogie

werden müssen. Das rhetorische A. soll den Affekt zeichnen oder den Hauptbegriff nachdrücklich hervorheben oder auch die nachlässigere Ausdrucksweise der Umgangssprache nachahmen.

Anakonda, Cucuriuba (Eunectes murinus Wagl.), wahrscheinlich die größte aller lebenden Schlangen, gehört zu den Riesenschlangen (s. d.), erreicht bis 7 m Länge und ist oben grünschwarz mit zwei Reihen großer, schwarzer Flecken; an den Seiten besitzt sie zwei Reihen gelber, schwarz umrandeter Augenflecke, die Unterseite ist gefleckt mattgelb. Sie gebiert lebendige Junge, lebt an und in den Strömen und Sümpfen Südamerikas; sie nährt sich von Fischen, Reptilien und Säugetieren bis zu Rehgröße.

Anakreon, einer der bedeutendsten griech. Lyriker, geb. zu Teos in Ionien, wurde von dem Vater des Polykrates nach Samos berufen, um diesen in der Musik zu unterrichten. Nachdem Polykrates sich der Herrschaft über die Insel bemächtigt hatte (533 v.Chr.), blieb A. an seinem Hofe, wo seine hauptsächlich den heitern Lebensgenuß feiernde Dichtung ihre schönsten Blüten entfaltete. Nach dem Sturze des Polykrates (522) wurde A. von Hipparchus, dem Sohne des Pisistratus, nach Athen eingeladen, wo er mit Hipparchus selbst, mit Xanthippus, dem Vater des Perikles, und andern vornehmen Athenern in engem Verkehr lebte. Von Athen, das er entweder nach der Ermordung des Hipparchus (514) oder nach der Vertreibung des Hippias (510) verließ, scheint er sich zunächst nach Larissa in Thessalien zu dem Dynasten Echekratidas begeben zu haben, seine letzten Lebensjahre hat er wohl in Teos oder in deren Tochterstadt Abdera zugebracht; gestorben ist er bald nach 495 v. Chr., angeblich im Alter von 85 J., nach sagenhafter Überlieferung an einer vertrockneten Weinbeere. Die Teïer setzten sein Bild auf ihre Münzen und zeigten sein Grab; in Athen errichtete man ihm auf der Akropolis eine Statue in Gestalt eines vom Weine trunkenen Sängers neben der des Xanthippus. Von einer sitzenden Statue des A. in Teos ist vielleicht eine Statue der Villa Borghese zu Rom eine Nachbildung. Eine berühmte Büste des A. findet sich auch im Kapitolinischen Museum. Von seinen im ion. Dialekt abgefaßten Dichtungen sind nur Fragmente erhalten (gesammelt von Bergk in "Poetae lyrici graeci", Bd. 3, 4. Aufl., Lpz. 1882).

Mit Unrecht tragen A.s Namen die sog. Anacreaontea, eine Sammlung von einigen 60 Liedchen in kurzen Verszeilen, die in Versbau, Sprache und Ton von den echten Bruchstücken des A. wesentlich abweichen und zum Teil aus der alexandrinischen, zum Teil erst aus der röm. Zeit stammen; häufig herausgegeben (von Bergk a. a. O.) und ins Deutsche übertragen (von Uschner, Verl. 1864; Mörike, Stuttg. 1864; Feldmann, Altona 1875; Weissel, Lpz. 1886; Knauer, Wien 1888; Kaysel, Ludwigslust 1890). - Auch aus dem byzant. Mittelalter existiert eine Sammlung solcher Gedichte.

Anakreontiker, Bezeichnung einer Gruppe deutscher Dichter des 18. Jahrh., deren zierliche, zuweilen frivole Liedchen Nachahmungen der Anacreontea (s. Anakreon) waren. Diese Gattung kam namentlich durch Gleim, Uz und Joh. Nik. Götz in Mode. - Vgl. Hayn, Bibliotheka Germanorum erotica (2. Aufl., Lpz. 1885); Witkowski, Vorläufer der anakreontischen Dichtung und F. von Hagedorn (ebd. 1889); Sauers Einleitung zu seiner Ausgabe von Uz (Stuttg. 1890); A. und preuß.-patriotische Lyriker, hg. von Muncker (ebd. 1894 fg.).

Anakrotie oder Anakrotismus (grch.), eine abnorme Form des Pulses, welche sich bei der graphischen Darstellung dadurch zu erkennen giebt, daß die Pulskurve statt einer steil aufsteigenden Linie mehrfache zackige Erhebungen darbietet.

Anakrusis (grch.), in der griech. Metrik und Musik Vorschlagssilbe oder -Takt, s. Auftakt.

Analcim, Analzim (vom grch. ánalkis, kraftlos, schwach, weil das Mineral beim Reiben nur schwach elektrisch wirkt), ein Mineral der Zeolithfamilie, das aus etwa 55 Proz. Kieselsäure, 23 Proz. Thonerde und 14 Proz. Natron mit 8 Proz. Wasser (Na2Al2Si4O12 + 2 H2O ^[Na<sub>2</sub>Al<sub>2</sub>Si<sub>4</sub>O<sub>12</sub> + 2 H<sub>2</sub>O]) besteht. Dasselbe krystallisiert regulär, insbesondere im Ikositetraeder und Hexaeder. Sein spec. Gewicht schwankt zwischen 2,i und 2,3. Gewöhnlich ist es farblos, weiß bis grau oder rötlichweiß bis fleischrot gefärbt, glas- oder perlmutterartig glänzend, zuweilen durchsichtig. Es findet sich besonders häufig in den Blasenräumen oder Klüften von Basalten, Trachyten, Phonolithen, so z. B. bei Aussig in Böhmen, im Tiroler Fassathal, bei Vicenza, sehr ausgezeichnet auf den Cyklopeninseln, auf den Färöer, seltener auch in Erzgängen und -Lagern, wie z. B. zu St. Andreasberg im Harz und zu Arendal in Norwegen.

Analekten (grch.), eine Sammlung vermischter Gedichte oder Aufsätze, auch einzelner Stellen und Sentenzen, besonders aus Dichtern (s. Kollektaneen). S. Anthologie.

Analemma (grch.), Bezeichnung für ein Astrolabium (s. d.)

Analeptika (grch.), erregende Mittel, diejenigen Reizmittel, welche, in kleinen Mengen genommen, die gesunkene Lebensthätigkeit schnell wieder zu wecken und zu erheben im stande sind. Sie verbreiten sich rasch im Blute und wirken als Reizmittel auf das Herz und die Nervencentra. Dahin gehören die Ätherarten, Moschus, Ammoniak, Kampfer und die ätherischen Öle, der Wein und der mit balsamischen, aromatischen und bittern Pflanzenstoffen geschwängerte Alkohol. Letztere heißen auch Herzstärkende Mittel (s. d.). Ihre häufigste Anwendung finden die A. gegen Nervenleiden, gegen verschiedenartige Schwächezustände, insbesondere gegen Kollaps (s. d.).

Analgesie oder Analgie (grch.), Schmerzlosigkeit, Unempfindlichkeit gegen schmerzliche Einflüsse, ist entweder Teilerscheinung einer totalen Anästhesie (s. d.), so daß neben dem Schmerzgefühl auch das Tastgefühl aufgehoben ist, oder tritt als eine Form partieller Anästhesie auf, wobei der Tastsinn völlig oder teilweise erhalten ist. Letzteres beobachtet man vorübergehend in der Chloroformnarkose, sowie dauernd bei gewissen Rückenmarkskrankheiten, bei schwerer Hysterie und andern Nervenleiden.

Anallantoidea, Wirbeltiere ohne Allantois: die Fische und Amphibien (s. Wirbeltiere).

Analog (grch.), in demselben oder einem ähnlichen Verhältnis stehend; entsprechend.

Analogia fidei, s. Analogie.

Analogie (grch.), Übereinstimmung oder Ähnlichkeit der Verhältnisse. - In der Logik heißt A. oder Analogieschluß der Schluß vom Besondern auf ein anderes Besondere, d. h. der Schluß, daß, weil Eins dem Andern auch übrigens gleichartig ist, es sich in einer bestimmten Hinsicht ihm gleich verhalten werde. Die A. ist daher die Grundlage der Induktion (s. d.); sie beruht auf der Annahme, daß unter gleichen Voraussetzungen immer gleiche Folgen sich zeigen werden. Die A. ist daher kein strenger Beweis, doch