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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Ancelot - Anciennetät

Huanuco und Junin, im S. von Lima begrenzt, hat 49 898 qkm, (1876) 28 4091 E., die hauptsächlich Ackerbau und Viehzucht treiben, und zerfällt in sieben Provinzen. Die Hauptstadt ist Huaraz (s. d.).

Ancelot (spr. angß'loh), Jacques Arsène François, franz. Dichter, geb. 9. Febr. 1794 zu Havre, trug 1819 mit der Tragödie "Louis IX" einen royalistischen Erfolg über Delavignes "Vêpres siciliennes" davon, erhielt ein Jahrgeld vom Könige und wurde 1825 Bibliothekar am Arsenal. In spätern Trauerspielen hielt er teils an den Regeln des Klassicismus fest, teils näherte er sich den Romantikern. Sein größter Erfolg war 1824 "Fiesque" (nach Schiller). 1830 verlor er Pension und Amt. A. wurde fruchtbarer Vaudevillist und bearbeitete mit Vorliebe Anekdoten aus dem 18. Jahrh.: "Mdme. Du Barry", La comtesse d'Egmont" u. s. w. Doch erschien er noch mit "Maria Padilla" 1838 auf dem Théâtre français, worauf er 1841 Mitglied der Akademie wurde. Er starb 7. Sept. 1854 zu Paris. Von seinen Werken sind ferner "Les familières, épitres eu vers" (1842), pikante Satiren, zu nennen, auch das Gedicht "Marie de Brabant" (1825), die Schrift Six mois en Russie" (1827) und der Roman "L'homme du monde" (1827). Seine "Œvres complètes" erschienen 1837. (Vgl. Frère, Ancelot, Rouen 1862.) - Seine Gattin, Marguerite Louise Virginie A., geborene Chardon, geb. 15. März 1792 zu Dijon, gest. 21. März 1875 zu Paris, begann die schriftstellerische Laufbahn 1835 mit dem Lustspiele "Un mariage raisonnable". Ihr "Théâtre complet" (4 Bde., 1848) enthält 20 Stücke; als bestes gilt "Marie ou les trois époques" (1836). Von den Romanen gefielen am meisten "Renée de Varville" (2 Bde., 1853) und "La nièce du banquier" (1853). Später erschienen u. a.: "Une familie parisienne au 19e siècle" (1856), "Une route sans issue" (1857), "La fille d'une joueuse" (1858), "Antonia Vernon ou les jeunes filles pauvres" (1863), "Un salon de Paris de 1824 à 1864" (1865).

Ancenis (spr. angß'nih). 1) Arrondissement im franz. Depart. Loire-Inférieure, hat 790,41 qkm, (1891) 51 777 E., 27 Gemeinden und zerfällt in die 5 Kantone: A. (176,96 qkm, 15 291 E.), Ligne (140,27 qkm, 8814 E.), Riaillé (186,13 qkm, 9694 E.), St. Mars-la-Jaille (147,01 qkm, 8658 E.), Varades (140,04 qkm, 9320 E.). - 2) A., Hauptstadt des Arrondissements A., liegt amphitheatralisch rechts von der Loire und an der Linie Paris-Tours-Nantes-Le Croisie der Orleansbahn und hat (1891) 3507, als Gemeinde 5141 E., in Garnison das 64. Infanterieregiment, ein College; Handel mit Wein, Weinessig, Branntwein, Früchten, Kohlen, Vieh und Bauholz. Die benachbarten Hügel sind mit Weinpflanzungen bedeckt. Auf steiler Höhe erheben sich die Reste eines got. Schlosses, eine Hängebrücke führt über die Loire. An der Grenze der Bretagne gegen Anjou gelegen, wechselte A. im Mittelalter öfter seine Herren. 1488 bemächtigte sich La Tremoille der Stadt, und 1599 ließ Heinrich IV. die festen Mauern und das Schloß niederreißen.

Anceps (lat.), mittelzeitig, Bezeichnung für die Quantität einer Silbe, die lang oder kurz gemessen werden kann (Zeichen dafür ist [img]), z. B. die zweite Silbe von volucris, in dem Hexameter ét primó similis volŭcri, mox véra volūcris. A. nennt man auch die Versstelle, an der eine lange oder kurze Silbe stehen kann, z. B. die Thesis des letzten Fußes des Hexameters.

Anchialos (türk. Achiolû), alte Stadt im ostrumel. Distrikt Burgas an der nördl. Grenze der Bucht von Burgas (Pyrgos) am Schwarzen Meer, zeigt noch geringe Reste der alten Stadt, ist Sitz eines griech. Erzbischofs und hat (1888) 4954 E., meist Griechen, ein griech. Untergymnasium, ein Töchterinstitut; Handel, Schiffahrt und Fischerei.

Anch'io sono pittore! (ital., spr. ank), "auch ich bin Maler!", angeblich nach Pater Rusta (um 1700) Ausruf Correggios (s. d.).

Anchises, ein Verwandter des trojan. Königsgeschlechts, war Herrscher in Dardanos. Aphrodite erschien ihm einst auf dem Ida in Gestalt einer phryg. Hirtin, gab sich seiner Umarmung hin und gebar ihm den Äneas (s. d.). Als er das Geheimnis verriet, wurde er vom Blitzstrahl des Zeus geblendet oder gelähmt. Äneas rettete später den greisen Vater auf seinen Schultern aus dem Brande von Troja. Die meisten Erzähler lassen A. während des Äneas Fahrt nach Italien sterben, Virgil zu Drepanum in Sieilien, andere erst in Italien.

Anchovis (spr. anschoh-), Engraulis encrasicholus Cuv., ein Fisch aus der Familie der Heringe, von 20 bis 22 cm Länge, Silberfarbe, braunem Rücken, mit leicht abfallenden Schuppen bekleidet, besonders durch das weite Maul, die zahnlosen Kiefer und den mangelnden Sägenrand am Bauchkiel gekennzeichnet. Die A. vertreten faunistisch im Mittelmeere, wo sie Sardon heißen, und bis an die östl. Nordsee teilweise die Stelle des nordischen Herings, erscheinen wie dieser in großen Wanderzügen und werden von Mai bis Juli gefangen. Man nimmt ihnen die Eingeweide und den bitter schmeckenden Kopf, salzt und pfeffert sie schichtenweise in Fässer ein und versendet sie als Sardellen in großen Mengen. Im deutschen Handel versteht man jedoch unter A. nicht die Sardellen, sondern nur die kleinern, in eine scharfe Sauce eingelegten Sprotten, die hauptsächlich aus Kristiania gebracht werden, dort skarpsild genannt. Außer Essig verwendet man zum Einlegen Senfkörner, Lorbeerblätter und Pfeffer (daher auch Pfefferfischchen). Die französischen A. sind wirkliche Sardellen. Anchovispasta, welche in Blechdosen von etwa 500 g Inhalt in den Handel kommt, ist Sardellenbutter.

Anchusa L., Pflanzengattung aus der Familie der Boragineen (s. d.) mit etwa 30 besonders mediterranen Arten; einjährige oder perennierende krautartige Gewächse mit rauhhaarigen Blättern und Stengeln. Die Blüten sind mit einer trichterförmigen, meist blauen oder violetten Blumenkrone versehen. Wurzel und Blätter der in Deutschland überall häufigen gemeinen Ochsenzunge, A. officinalis L., waren als Radix und Herba Buglossi offizinell. Die Stammpflanze der Alkannawurzel, A. tinctoria L., wird jetzt zur Gattung Alkanna (s. d.) gezogen.

Anchusarot, Anchusasäure, Anchusin, s. Alkannin.

Anchylosis (grch.), s. Gelenksteifigkeit.

Anchylostomum duodenale Dubini (Dochmius duodenalis R. Leuck.), der Palissadenwurm, ein beim Menschen besonders im Zwölffingerdarm schmarotzender Wurm, s. Haarwürmer.

Anciennetät (frz., spr. angßien-), Dienstalter, in der Beamten- und namentlich in der militär. Hierarchie die Reihenfolge nach dem Dienstalter, die dem Längergedienten gewisse Rechte vor dem Jüngern verleiht und besonders als Grundlage der Beförderung dient (s. Avancement).