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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Anglisieren – Angola

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Anglikanische Kirche'

genannt wird, hat namentlich beim niedern Klerus und im Mittelstande Anhänger gefunden; sie erstrebt vorzugsweise Werke praktischer Frömmigkeit, Bibelverbreitung, Heiden- und Judenbekehrung, Traktatenverteilung, Straßenpredigten, Schulunterricht, Innere Mission. Die hochkirchliche Partei, die ihre Stütze namentlich in der geistlichen und weltlichen Aristokratie und in den Universitäten Oxford und Cambridge hat, hält die Traditionen und den Formalismus der Staatskirche starr fest. Statt einer Vereinigung mit den Dissenters zu «christlichen Werken» hat sie ihr Augenmerk vor allem auf Reinerhaltung der äußern Formen des anglikan. Kultus gerichtet. In der neuesten Zeit haben sich indessen die hochkirchliche und die niederkirchliche Partei wieder genähert, um vereint die auftauchende freiere kritische Richtung (die sog. Broad-church men) zu bekämpfen. Diese Richtung, der Männer wie Davidson, Mackay, Matthew Arnold, Dean Stanley u. a. angehören, ist namentlich auch vertreten in den als «Essays and reviews» 1861 erschienenen Abhandlungen, deren Verfasser (Temple, Williams, Powell, Wilson, Goodwin, Pattison und Jowett) mit einer einzigen Ausnahme der anglikan. Geistlichkeit angehören. Ihre Tendenz ist vornehmlich die Bekämpfung der altprot. Vorstellung von der göttlichen Inspiration der biblischen Urkunden und eine wahrhaft geschichtliche Auffassung und Auslegung derselben. Die hierdurch hervorgerufene Bewegung dauerte noch fort, als Bischof Colenso (s. d.) durch seine Kritik der fünf Bücher Moses und des Buches Josua bei der engl. Geistlichkeit das größte Aufsehen hervorrief. Während dieser Fall die dogmatische Kontroverse nur vorübergehend wieder belebt hat, ist neuerdings die ritualistische Frage wieder in den Vordergrund getreten. Hinneigung zu Rom im Ritus legen manche Geistliche an den Tag, die sonst dem Beispiele Newmans (s. d.) zu folgen nicht konsequent genug sind. Die Frage, ob Altarkreuz oder Crucifix, ob Leuchte, gesticktes Altartuch, Ohrenbeichte u. dgl. kehrt regelmäßig wieder und erregt heftigen Kampf in den Gemeinden, Streit zwischen dem Geistlichen und seinem Bischof, endlich lange Verhandlungen der bischöfl. Gerichtshöfe mit oft schwächlich paktierendem Resultat. Nach dieser Seite hin scheint das Pan-anglican Council, zu dem seit 1867 die anglikan. Bischöfe der ganzen Welt sich behufs regelmäßiger Vereinigungen zusammengeschlossen haben, noch nicht genügend einzuwirken.

Vgl. Clausnitzer, Gottesdienst, Kirchenverfassung und Geistlichkeit der bischöflichen engl. Kirche (Berl. 1817); Stäudlin, Allgemeine Kirchengeschichte von Großbritannien (2 Bde., Gött. 1819); Funk, Organisierung der engl. Staatskirche (Altona 1829); Georg Weber, Geschichte der akath. Kirchen und Sekten von Großbritannien (2 Bde., Lpz. 1845–53; 2. Ausg. u. d. T.: Geschichte der Kirchenreformation in England, 1856); Merle d'Aubigné, Geschichte der Reformation in Europa zu den Zeiten Calvins, Bd. 4 (Elberf. 1866); Maurenbrecher, England im Reformationszeitalter (Düsseld. 1866); Ranke, Engl. Geschichte vornehmlich im 16. und 17. Jahrh. (14. bis 22. Bd. der Sämtlichen Werke, 3. Aufl., Lpz. 1877–79); Weingarten, Die Revolutionskirchen Englands (ebd. 1868); Burns, Ecclesiastical Law (Lond. 1842); Rogers, A practical arrangement of ecclesiastical Law (ebd. 1849); Bailey, Jurisdiction and mission of the Anglican episcopate (1871); Gladstone, ↔ Ritualism and the church of England (1875); Mettgenberg, Ritualismus und Romanismus in England (Bonn 1877); M'Carthy, History of our own times, Bd. 1 (Lond. 1879); Lee, The church under Queen Elizabeth (2 Bde., 1880); Dixon, History of the church of England from the abolition of the Roman jurisdiction (4 Bde., 1873–91); Spencer Walpole, History of the 19th Century (3 Bde., 1878–80); Amherst, The history of catholic emancipation (2 Bde., 1886); Destombes, La persécution religieuse en Angleterre (3 Bde., 2. Aufl. 1885); Blunt, The reformation of the church of England (2 Bde., Lond. 1880–82).

Anglisieren,, soviel wie englisieren.

Angloamerikaner, Amerikaner engl. Abkunft.

Angloindisches Reich, soviel wie Indobritisches Reich, s. Ostindien.

Anglokatholicismus, s. Puseyismus.

Anglomănie, Vorliebe für alles Englische.

Anglonormanne, in der Normandie gezüchtetes, kräftiges, schweres Halbblutpferd; durch Kreuzung mit engl. Traberhengsten ist der jetzige A. entstanden (s. Pferd und Tafel: Pferderassen, Fig. 2).

Angol. 1) Departamento der chilen. Provinz Malleco, hat 2300 qkm und 19095 E. –

2) Hauptstadt des Depart. A. und der Provinz Malleco, am östl. Fuß der Cordillere von Nahuelbuta, in fruchtbarer ebener Gegend, 37° 42' südl. Br. und 72° 19' 36" westl. L., 180 km südöstlich von Concepcion, mit 6331 E. Von den gegen die Araukaner angelegten Befestigungen ist kaum noch etwas zu sehen. Eine Eisenbahn verbindet A. mit San Rosendo und ist südwärts bis Traiguen verlängert. – Die Stadt ist 1862 gegründet in geringer Entfernung von den Ruinen des von Pedro de Valdivia 1553 gegründeten Ortes Ciudad de los Confines.

Angōla, portug. Kolonie in Westafrika, zwischen 6 und 17° südl. Br., mit 809400, mit Interessensphäre, d. i. mit Muata Jamvos Reich (s. d.) oder Lunda, 1315460 qkm Fläche und etwa 12 Mill. E., wovon etwa 490000 unter portug. Herrschaft, grenzt im N. und O. an den Kongostaat, im SO. an Englisch-Centralafrika, im S. an Deutsch-Westafrika und im W. mit einer Küstenstrecke von 1200 km an den Atlantischen Ocean. Nördlich vom Kongo besitzt es die Enklave Kabinda (s. d.) zwischen Französisch-Kongo und dem Kongostaat.

Oberflächengestaltung. Das westafrik. Randgebirge durchzieht A. von N. nach S., zwischen Kongo und Quanza senkt es sich von 1000 m sanft bis auf 20 und 30 km zur Meeresküste herab, während es gegen O. steil zum Kuango abfällt; zwischen Quanza und Kunene setzt es in einer mittlern Erhebung von 1650 m und südwestlich vom Plateau von Bihe allmählich abnehmend, in drei Terrassen zu den Niederungen am Strande ab; gegen O. bricht es mit dem Tala-Mungongo-Gebirge scharf gegen das Thal des obern Kuango ab und verläuft südlich davon in das Quellgebiet von Quanza und Kubango und in die anstoßenden Hochebenen. Das Innere des Gebirges im N. stellt ein breites Plateau mit kuppelförmigen niedrigen Erhebungen und tief eingerissenen Schluchten dar; im S. steigt es zwischen Bihe und Mossamedes zu mächtigen gezackten Gipfeln und Bergketten empor (zum Lovili 2370 m, Elonga 2300 m, Humbi 2200 m, Shellagebirge 1900 m). Das Gebirge besteht allenthalben aus Gneis, mit Einlagerungen von Sandstein, Kalk und Thonschiefer und am mittlern Quanza auch aus Porphyrfelsen und birgt an den Abhängen des Lucallathals

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 629.