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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Ankerboje; Ankergeschirr; Ankerhemmung; Ankerit; Ankerkern; Ankerkette

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Ankerboje - Ankerkette

Die Namen der verschiedenen A. waren in früherer Zeit, je nach Größe, Lage im Schiffe und Bestimmung, sehr mannigfaltig. In der Neuzeit hat man diese Bezeichnungen vereinfacht und die einzelnen Klassen auch an Größe und Gewicht einander näher gebracht. Die jetzt gebräuchlichen Benennungen sind für die größern A. eines Schiffs Bug- und Rüstanker, je nachdem sie am Bug oder in den Rüsten des Schiffs ihren Platz haben. Kriegsschiffe führen zwei von jeder Art, Kauffahrteischiffe gewöhnlich nur zwei Buganker und einen Reserveanker, der meistens auf dem Oberdeck liegt. Bug- und Rüstanker macht man jetzt gleich schwer. Für mittlere Handelsschiffe beträgt ihr Gewicht 1-1½ t, für Fregatten 2½-3 t, für größere Panzerschiffe bis zu 5 t. Außerdem unterscheidet man noch den Stromanker und die Warpanker. Ersterer ist leichter als Bug- und Rüstanker und wird dort angewandt, wo man wegen veränderlicher Winde, Strömung u. s. w. nur auf kurze Zeit ankert und die mit dem Gebrauche der großen A. verbundene schwerere Arbeit vermeiden will. Die Warpanker sind noch leichter und werden zum Warpen (s. d.) benutzt. Man bringt den Warpanker zu diesem Zwecke mit einem Boote aus und zieht dann das Schiff an dem im A. befestigten Tau nach dem gewünschten Punkte hin. Ein Schiff treibt vor seinen Ankern, wenn diese nicht festhalten, sondern Wind oder Strömung das Schiff treiben und den oder die A. über den Grund nachschleppen. Dies kann sowohl durch unklare A. als durch schlechte Beschaffenheit des Ankergrundes herbeigeführt werden. Ein guter Ankergrund darf nicht über 19 m Tiefe haben und muß sandig oder lehmig sein. Auf felsigem Grunde faßt der A. entweder nicht oder er kann leicht brechen. Zum Verankern von Feuerschiffen (s. d.) und Bojen (s. d.) verwendet man Pilzanker, die sich in weichen Grund ganz einsenken und sehr fest halten, doch schwer zu lichten (heben) sind, oder Steinanker, aus großen Quadersteinen bestehend. Das Lichten der Schiffsanker geschieht durch Einhieven (Eindrehen der Ankerkette mittels des Spills, s. d.). Wenn so der A. vor der Klüse (s. d.) hängt, wird er mittels zweier Takel, Katt und Fisch genannt, außenbords an der Schiffswand so befestigt, daß er durch eine Hebellösevorrichtung, wenn nötig, sofort wieder fallen gelassen werden kann. Treibanker bestehen aus einem durch Gewichte beschwerten Segel oder Sack und werden von Booten in offener See oder Brandung benutzt, um das Boot gegen das Brechen der Wellenkämme zu schützen.

A. im Bauwesen, eiserne Schienen oder Stangen oder auch hölzerne Balken, die bestimmt sind, Mauer- oder Holzwerken einen festern Zusammenhang zu geben. Man unterscheidet Zuganker, welche der Seitenausweichung von Mauern, Gewölben, Dächern u. s. w. vorbeugen, und Traganker, wodurch Vorbaue, Decken, Gewölbe u. s. w. am Herabstürzen oder Herabsinken verhindert werden sollen. Für Mauerwerk werden gewöhnlich eiserne Zuganker angewendet. Diese bestehen aus einer einfachen oder auch aus einer aus mehrern Schienen zusammengesetzten Stange, die an dem einen Ende einen angeschmiedeten oder angeschraubten Kopf besitzt, an dem andern aber mit einer Öse versehen ist, durch welche eine Schließe oder Splint gesteckt wird. Die A. laufen entweder innerhalb der Mauern fort, oder sie liegen frei zwischen zwei gegenüberstehenden oder miteinander einen Winkel bildenden Mauern oder Pfeilern, deren Auseinanderweichen sie verhindern sollen. Eine besondere Art der Zuganker bilden die Balkenanker, die an beiden Enden der durch die ganze Gebäudetiefe reichenden Balken angebracht werden (s. Balken). Die Traganker bringt man meist in senkrechter, aber auch in wagerechter Lage an. Die Schließen erhielten im Spätmittelalter und auch in neuerer Zeit oft eine künstlerische Verzierung, besonders an den Wohngebäuden der niederländ. Städte, oder auch die Form von Ziffern (Jahrzahlen); sonst werden sie meist im Putz versteckt.

A., im Maschinenbau die zur Befestigung einer Maschine mit ihrem Fundamente benutzten Bolzen. Diese erhalten auf der einen Seite einen Kopf, mit dem sie sich gegen die in das Mauerwerk eingelassene, meist gußeiserne Ankerplatte anlegen, oder sie werden durch einen sich gegen die Platte stützenden Querkeil gehalten. Am andern Ende haben die A. Schraubengewinde (Ankerschrauben). Durch Anziehen der Mutter wird die Maschine und Fundament fest verbunden.

A., Armatur oder Induktor bei Dynamomaschinen ist der Teil, in dessen Windungen, der sog. Ankerwicklung (s. d.), der Strom entsteht.

A. des Magneten, s. Elektromagnetismus.

A., ein Teil der Ankerhemmung (s. Uhren).

Ankerboje, der schwimmende Gegenstand, der mit einem Tau, dem Bojereep, an dem Anker befestigt ist und die Lage des letztern auf dem Grunde kennzeichnet. Diese Bojen sind meist hölzerne oder eiserne, an beiden Enden spitze Tonnen.

Ankergeschirr umfaßt sämtliche zum Verankern eines Schiffs gehörigen Vorrichtungen: die Anker, Ankerketten, Ankerbojen, Davits (s. d.), Kranbalken (s. d.), Spill (s. d.), Beting (s. d.).

Ankerhemmung, s. Uhren.

Ankerit (Eisenkalk), ein rhomboedrisches, mit dem Kalkspat isomorphes Mineral von lichtgelblich-grauer, durch Verwitterung braun werdender Farbe, das vorwiegend aus Kalk- und Eisencarbonat, mit zurücktretendem Gehalt an Magnesia- und Mangancarbonat, besteht und sich namentlich zu Admont und Eisenerz (Steiermark), bei Ems und Lobenstein findet, wo es bisweilen als vorteilhafter Zuschlag bei der Verhüttung der Eisenerze benutzt wird.

Ankerkern, aus Weicheisen bestehender Kern des Ankers der Dynamomaschine (s. d.). Anfangs machte man denselben massiv, was aber insofern zu Unzuträglichkeiten führte, als auch in ihm Ströme induziert wurden, sog. Foucault- oder Wirbelströme. Durch diese wurde unnütz Kraft verbraucht und bei längerm Gebrauch der Anker so stark erhitzt, daß die Umspinnung der Drähte in Gefahr geriet. Seitdem man dies erkannt hat, sucht man das Entstehen jener Ströme möglichst zu verhindern, indem man ihnen den Weg abschneidet durch möglichste Zerteilung des Kerns und Isolierung der einzelnen Teile voneinander. Man bildet daher den Kern für Cylinderring- oder Trommelanker aus durch Papier voneinander getrennten, auf die Achse aufgeschobenen Blechscheiben, für Flachring- oder Scheibenanker dagegen, den anders gelegenen Strombahnen entsprechend, aus gleichfalls durch Papier getrennten Windungen schwachen Bandeisens, oder auch wohl für beide Formen aus mit Asphaltlack überzogenem und lagenweise durch Papier isoliertem Eisendraht.

Ankerkette, die Kette, durch welche der Anker mit dem Schiffe verbunden ist. Obwohl schon Cäsar bei der Invasion Englands A. auf seinen Schiffen