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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Antwerpener Malerschule; Antwerpensche Feuer; Antyllus; Anubis

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Antwerpener Malerschule - Anubis

monde, A.-Esschen, Vieux-Dieu-à A. (13,8 km) der Belg. Staatsbahnen; Aachen-A. der Belg. Großen Centralbahn, sowie A.-Gent (Privatbahn), A.-(Merxem-)Brasschaet-Schooten, A.-(Borgerhout-)Hoogstraeten (38 km), A.-Broechem-Santdoven (21 km), A.-(Merxem-)Santvliet-Bergen-op-Zoom der Belg. Vicinalbahnen.

Im Innern der Umwallung liegen fünf Personenbahnhöfe, von denen täglich 94 regelmäßige Züge abgehen, und zwei besondere Güterbahnhöfe, auf denselben kamen (1889) an 2 524 750 t, verschickt wurden 1 743 629 t, in zusammen 1 595 195 Waggons. Dazu kommen vier Vicinal-Dampf-Tramways (149,1 km), die von zwei Bahnhöfen täglich 35 Züge ablassen. Dieselben beförderten (1889) 1 278 638 Personen und 62 935 t. Der Personenbeförderung in der Stadt dienen 549 Droschken, 8 Tramway- (34 km) und 1 Omnibuslinie. Es giebt sieben Post- und drei Telegraphenbureaus, zum Austragen der Depeschen mehr als 400 Boten. A. hat das älteste Telephonnetz mit mehr als 1400 Anschlußstellen, die in unmittelbarer Verbindung mit Brüssel, Verviers, Lüttich, Charleroi, Ostende und durch Brüssel auch mit Paris stehen.

Geschichtliches. Die ältesten Nachrichten über A. reichen bis ins 7. Jahrh. Um die Mitte des 7. Jahrh. erbaute man die Kirchen Pierre et Paul und St. Willibrod; 837 hatte die Burg durch die Normannen viel zu leiden, in den folgenden Jahrhunderten aber blühte sie allmählich empor. 1225 erteilte Papst Honorius III. den Antwerpenern Dispens von langem kirchlichen Aufgebot und 1291 verlieh ihnen Jan I., Herzog von Brabant, manche bürgerliche und polit. Freiheiten. 1315 wurde die Stadt in die Hansa aufgenommen, 1318 liefen die ersten venet., 1324 die ersten genuesischen Galeeren in den Hafen ein, und bald darauf ging der Handel zwischen England und dem Festlande fast ausschließlich über A. Als nach dem Tode Ludwigs III., Herzogs von Brabant, das Land unter burgundische Herrschaft gekommen, zog die Stadt auch den Handel von Gent und Brügge an sich. Von Karl dem Kühnen (gest. 1477) erbte seine Tochter Maria das Land; unter ihrem Gemahl, Kaiser Maximilian I., namentlich aber unter Karl V., der sich oft und gern in A. aufhielt, entwickelte sich die Stadt zur ersten Handelsstadt der Welt. 17 verschiedene Nationen hatten ihre Faktoreien in A.; die Zahl der Einwohner überstieg 200 000. Neben dem Handel entwickelte sich die Kunst zu hoher Blüte; berühmte Maler verbreiteten den Ruhm der Stadt über die ganze Welt, während hervorragende Baumeister eine reiche Thätigkeit daselbst entfalteten. Der Bildersturm, der Kampf zwischen Calvinisten und Lutheranern, das Schreckensregiment Albas und seiner Nachfolger, die Zeiten ungerechter Verfolgungen veranlaßten in kurzem die Entvölkerung der Stadt. 1594 war die Einwohnerzahl auf 55 000 gesunken und in den nächsten zwei Jahrhunderten sank sie noch bis unter 40 000. 1577 gelang es, die Spanier durch Geldzahlungen zum Abzüge zu bewegen. Den letzten Schlag gegen die Stadt führte der neue Statthalter Alexander von Parma, der die Stadt 15. Aug. 1585 nach 14monatiger Verteidigung zur Übergabe zwang. Wohl folgten nun friedlichere Zeiten, aber mit dem Handel von A. war es zu Ende. Schon durch den 12jährigen Waffenstillstand, in dem 1609 die Unabhängigkeit der nördl. Provinzen anerkannt wurde, kamen die Mündungen der Schelde in die Hände der Holländer, und der Westfälische Friede 1648 bestätigte die vollständige Unterdrückung der Schiffahrt auf ihr für die folgenden anderthalb Jahrhunderte. Im Spanischen Erbfolgekriege war die Stadt eine Zeit lang von den Franzosen besetzt, im Frieden von Utrecht (1714) kam Stadt und Land an die Österreicher. Im Österreichischen Erbfolgekriege 1746 geriet die Citadelle nach kurzer Belagerung in die Gewalt der Franzosen und blieb einige Zeit von ihnen besetzt. Durch die Schlacht von Jemappes fielen die Niederlande und somit A. in die Hände Frankreichs (6. Nov. 1792) und blieben mit kurzer Unterbrechung 1793 bis zum Wiener Kongreß dem franz. Staate einverleibt. Am 16. Nov. 1792 stellte der franz. Nationalkonvent die Freiheit der Schiffahrt auf der Schelde wieder her. Napoleon, der die Bedeutung A.s erkannte, erklärte es zum Kriegshafen und legte zu beiden Seiten des Hansahauses die ersten Bassins an. Doch mußte die Stadt für den Aufschwung des Handels unerhörte Opfer bringen; immer neue Steuerlasten wurden der Stadt aufgebürdet und ein großer Teil ihrer Kunstschätze wurde von den Kommissaren nach Paris geschleppt. Vom Febr. 1814 an hatte A. nochmals eine Belagerung von den Engländern auszuhalten und wurde am 5. Mai infolge eines Waffenstillstandes dem Grafen von Artois übergeben. Der Wiener Kongreß vereinigte die seit 1609 getrennten Teile der Niederlande zu einem gemeinsamen Königreiche unter Wilhelm I. von Oranien; 1830 rissen sich die südl. Provinzen nach erbitterten Kämpfen, in denen die Stadt A. durch Beschießung viel zu leiden hatte, von Holland los und bildeten ein eigenes Königreich. Unter der Regierung Leopolds I. nahm die Stadt einen neuen, bedeutenden Aufschwung. Am 6. Sept. 1889 erfolgte in der Patronenfabrik der Firma Corvillain eine Dynamitexplosion, bei welcher über 120 Menschen getötet wurden. Bei der darauf folgenden Feuersbrunst wurden auch die großen Petroleumlager der Firma Nieth & Comp. großenteils zerstört. 1894 fand in A. eine Weltausstellung statt. - Vgl. Schnaase, Niederländ. Briefe (Stuttg. 1834); Perrier, Description historique et topographique d'A. (Brüss. 1836); Gens, Historie de la ville d'Anvers (Antw. 1861); Beetemé, Anvers, métropole du commerce et des arts (2. Aufl., 2 Bde., Löwen 1888); Génard, Anvers, à travers les âges (Brüss. 1888); Wanner, A. und seine Umgebung (Antw. 1891); Griebens Reisebücher: A. und die Weltausstellung 1894 (Berl. 1894).

Antwerpener Malerschule, s. Niederländische Kunst.

Antwerpensche Feuer, die vier mit Uhrwerk versehenen Sprengschiffe, mit denen 1585 Gianibelli bei Gelegenheit der Belagerung von Antwerpen die von den span. Truppen errichtete Scheldebrücke zerstörte. Diese Sprengschiffe sind als Vorläufer der Torpedoboote anzusehen.

Antyllus, qriech. Chirurg zu Ende des 3. oder Anfang des 4. Jahrh. n. Chr., verfaßte ein berühmtes, die ganze Heilkunde behandelndes Werk, aus dem wichtige diätetische und chirurg. Fragmente bei Oribasius (s. d.) erhalten sind. Am bekanntesten ist A. durch eine von ihm erfundene Methode der Operation von Aneurysmen; Rhazes schreibt ihm schon die Kenntnis der Starextraktion zu.

Anubis, ägypt. Gott, ägypt. Anup genannt, ist nach dem Mythus ein Sohn des Osiris, den dieser, in dem Wahne seine Gemahlin Isis zu umfangen, mit der Nephthys Zeugte. Er ist ein Totengott, der dem Verstorbenen eine gute Bestattung be-^[folgende Seite]