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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Apphus; Appiani; Appiani (Fürsten von Piombino); Appianus; Appingadam; Appische Straße; Appius Claudius

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Apphus – Appius Claudius

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Appetit'

süßen, weichlichen Speisen A. nach scharfschmeckenden Stoffen, welche auch wirklich nützlich sein können, insofern sie durch Reizung der Magenschleimhaut die Absonderung des Magensaftes und damit die Verdauung befördern, jedoch nur dann, wenn der Magen im übrigen gesund ist. Liegt aber dem Unbehagen nach dem Essen eine Magenkrankheit oder ein sonstiges Leiden zu Grunde, so können dabei Reizmittel nur schaden. Dies gilt überhaupt von den A. oder Gelüsten (s. d.) der Kranken (wie auch der Schwangern), denen nur selten ein wirkliches physiol. Bedürfnis zu Grunde liegt.

Appetitlosigkeit (Anorexie) stellt sich bei fast allen Krankheiten ein, meist dadurch, daß sie die Verdauungsorgane in Mitleidenschaft ziehen, oft aber lediglich unter Vermittelung des Nervensystems. Schon Gemütsbewegungen, Gram, Schreck, Furcht, Ärger verscheuchen den A. Die wirklich vorhandene Magenkrankheit steht oft in gar keinem Verhältnisse zur Störung des A. Sehr schwere Magenleiden bestehen bei gutem A., ganz leichte Affektionen vernichten ihn bisweilen gänzlich. Nach zu vielem oder zu schwerem Essen den schon verdorbenen Magen durch reizende Substanzen noch mehr anzugreifen, ist verkehrt; vielmehr ist hier nur die strengste Diät am Platze. Leidet man dagegen an dauernder Appetitlosigkeit, so richtet es sich nach dem, durch den Arzt zu bestimmenden Grund der Störung, ob man zu gelinden Reizmitteln greifen darf oder nicht. Magenstärkende Mittel giebt es nicht, nur Mittel, welche wegen ihrer chem. Ähnlichkeit mit dem verdauenden Magensafte die Verdauung unterstützen, und Mittel, welche die Thätigkeit des Magens anregen. (S. Dyspepsie.)

Apphus, Jonathan, s. Jonathan Apphus.

Appiāni, Fürsten von Piombino, s. Piombino.

Appiāni, Andrea, genannt der «Maler der Grazien», geb. 23. Mai 1754 in Mailand, studierte zu Parma, Bologna und Florenz die Werke großer Meister, insbesondere aber wirkten Batoni und R. Mengs auf ihn ein. Er besuchte Rom dreimal, um in das beinahe verlorene Geheimnis Raffaelscher Freskomalerei einzudringen, und bald übertraf er in diesem Kunstzweige alle lebenden Maler in Italien. Seine Kunst bewies er vorzüglich in der Kuppel der Kirche Sta. Maria presso San Celso in Mailand und in den Wand- und Deckengemälden, welche er für den Statthalter Erzherzog Ferdinand in dessen Landhause 1795 ausführte. Napoleon ernannte ihn zu seinem Hofmaler. A. malte in der Folge beinahe die ganze kaiserl. Familie sowie mehrere franz. Generale, Minister u.s.w. Er starb 8. Nov. 1817 in Mailand. Er gehört zu den Vertretern des akademisch-klassticistischen Stils. Seine besten Werke sind die Deckengemälde im königl. Landhause zu Monza (Geschichte Amors und Psyches) und sein Apollo mit den Musen in der Villa Bonaparte. Im königl. Palaste zu Mailand malte er 1808–12 Allegorien auf Napoleons Leben.

Appiānus aus Alexandria, lebte im 2. Jahrh. n.Chr. unter Trajan, Hadrian und Antoninus Pius, war anfangs Sachwalter zu Rom, und bekleidete später eine der höchsten kaiserl. Beamtenstellen in Ägypten. Er schrieb in griech. Sprache eine röm. Geschichte von der ältesten bis auf seine Zeit in 24 Büchern, von denen kaum die Hälfte erhalten ist. A. erzählt die Begebenheiten nicht annalistisch, sondern stellt die Geschichte der einzelnen Teile des Römischen Reichs dar, wie sie allmählich zu Rom gekommen sind, daher ↔ die Sondertitel der einzelnen Bücher, z.B. Iberike, Libyke u.s.w. Die Darstellung ist nüchtern und kunstlos. A. folgt seinen jeweiligen Quellen ohne Selbständigkeit, entstellt sie auch öfters durch Flüchtigkeit. Die erste kritische Ausgabe von Schweighäuser (3 Bde., Lpz. 1785) ist wieder abgedruckt mit den von A. Mai gefundenen Bruchstücken in Didots «Bibliotheca scriptorum graecorum», Bd. 5 (Par. 1840); bessere Ausgabe von Bekker (2 Bde., Lpz. 1852–53) und Mendelssohn (2 Bde., ebd. 1879–81); Übersetzungen von Dillenius (3 Bde., Stuttg. 1828–37) und Zeiß (2 Bde., Lpz. 1837–38). – Vgl. Hannak, A. und seine Quellen (Wien 1809).

Appingadam (Appingedam), Stadt in der niederländ. Provinz Groningen, an der Linie Delfzijl-Groningen der Niederländ. Staatsbahnen, an beiden Seiten des Damsterdiep, hat 4341 E., Post, Telegraph, Handwerk und Kleinhandel. Das nach A. genannte Damsterdiep ist ein von Groningen bis Delfzijl sich ausdehnender Kanal, der 1598 gegraben ward, wobei teilweise der Lauf des ehemaligen Flüßchens Fivel verfolgt wurde.

Appische Straße (lat. Via Appia), im Altertume die Königin der Straßen genannt, führte von Rom über Bovillä, Forum Appii, Tarracina (Terracina), Formiä, Minturnä nach Capua und ward von dem Censor Appius Claudius Cäcus 312 v.Chr. aus militär. Gründen angelegt. Später, vermutlich schon im 3. Jahrh. v.Chr., erhielt sie über Beneventum eine Fortsetzung bis Brundisium. Auf einem vortrefflichen Unterbau war sie mit sehr harten, ohne jeden verbindenden Stoff genau ineinandergefügten Polygonsteinen gepflastert; noch gegenwärtig kann man an den vielen wohlerhaltenen Strecken, besonders bei Tarracina, ihre vorzügliche Bauart erkennen. Breit genug für zwei sich begegnende Wagen, hatte sie zu beiden Seiten eine erhöhte Einfassung nach Art unserer Fußsteige und wurde, zumal bei Rom, von zwei fast ununterbrochenen Gräberreihen begleitet, wodurch sie zugleich die vornehmste monumentale Kunststraße war. Unter den Gräbern ist das bedeutendste und besterhaltene das der Cäcilia Metella, ein mit Travertinplatten bekleideter großer Rundbau. Näher nach der Stadt zu grenzen die Katakomben des heil. Callistus an die Straße. 1850–53 wurde sie von Rom an bis zum elften Meilensteine unter der Leitung des Architekten Canina ausgegraben und dabei nicht wenige der Grabhäuser und Mausoleen von dem Schutte befreit; freilich ist von ihnen meistens nur der Kern des Mauerwerks erhalten. – Vgl. Canina, La prima parte della via Appia dalla porta Capena a Boville (2 Bde., Rom 1853).

Appĭus Claudĭus, der Decemvir, aus dem Geschlechte der Claudier (s. d.), wurde 452 v.Chr. zum Konsul designiert, 451 unter die Decemvirn (s. d.) gewählt und führte wider das Recht nebst seinen Genossen das Amt auch in dem dritten Jahre (449) fort. Damals machten die Volsker und Sabiner einen Raubzug in das röm. Gebiet. Während die andern Decemvirn diesen entgegenzogen, blieben A. C. und Oppius mit zwei Legionen in Rom. A. C. hatte die heftigste Leidenschaft zu Virginia, der Tochter des Lucius Virginius und Verlobten des frühern Volkstribun Icilius, gefaßt und benutzte die Abwesenheit ihres Vaters beim Heere, Virginia in seine Gewalt zu bringen. Einer seiner Klienten, Marcus Claudius, mußte angeben, Virginia sei die Tochter einer seiner Sklavinnen und von der kinder-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 761.