Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Appretur'
Von besonderm Einfluß ist für die Wahl des Appreturverfahrens die Art der Gewebfaser, insofern Pflanzenfasern meist eine
andere Behandlung erfordern als die tierischen. Im besondern betreffen die Zurichtungsarbeiten der Gewebe:
a. Die Entfernung fester, an dem Gewebe haftender Fremdkörper durch mechan. Auszupfen
derselben (Noppen), durch Zerstörung mit chemisch wirkenden Mitteln
(Karbonisieren) oder durch Behandlung in alkalischen Laugen
(Waschen, Schweifen,
Walken, Prätschen,
Pantschen, Spülen).
b. Die teilweise oder vollständige Abscheidung von Flüssigkeiten aus dem Gewebe
entweder auf mechan. Wege durch Pressen, Wringen,
Centrifugieren, Ausschleudern, oder durch einen
erwärmten Luftstrom (Trocknen).
c. Die Umänderung der physik. Beschaffenheit der Gewebe,
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1) des Gefüges und der Dichte durch Verfilzen der die Gewebefäden bildenden Elementarfasern
(Walken der Streichwollgewebe, s. Tuchfabrikation und
Walken), oder durch gegenseitige Verschiebung der Gewebefäden
(Kreppen [s. d.] oder Krausen
der Seiden- und Wollengewebe);
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2) der Dichte, Steifheit und des Gewichts durch Anwalken von Scherhaaren,
Tränken oder Imprägnieren mit Stärke, Gummi, Harz,
Leim u. s. w., sowie Füllung der Gewebeporen mit Mineralpulvern, wie Schwerspat, Gips, Alaun, Speckstein u. dgl.;
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3) der Wasserdurchlässigkeit, Entzündbarkeit u. s. w. durch Tränken mit Öl, Harz, Pech, Kautschuklösung oder Metallsalzen,
Wasserglas, Borsäure, Chlormagnesium u. a. Chemikalien.
d. Die Abänderung der Oberflächenbeschaffenheit der Gewebe
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1) durch Emporheben der Einzelfasern zum Zweck der Bildung einer dichten, sammetartigen Haardecke
(Rauhen, Bürsten,
Klopfen);
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2) durch Abgleichen oder Entfernen von aus der Gewebefläche hervortretenden Fasern
(Scheren und Sengen);
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3) durch teilweise Verfilzung der sammetartigen Haardecke von Wollgeweben zum Zweck der Bildung von regel- oder
unregelmäßig angeordneten Knötchen, erhabenen Wellenzügen u. s. w., wie sie dem Ratiné, Perlé, Flocconné und andern
dicken Winterstoffen eigen sind (Ratinieren oder
Frisieren);
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4) durch Glatt- und Glanzpressen der Gewebe mittels Mangens,
Pressens, Kalandrierens,
Moirierens oder Aufprägens von Reliefmustern mittels des
Gaufrierens; endlich
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5) durch Entfärbung oder Färben der Gewebe mittels der Bleich-,
Färb- und Druckverfahren.
e. Die Überführung der Gewebe in die für den Handelsverkehr geeignete Form durch
Ausmessen und Zusammenlegen der Warenstücke.
Gegenwärtig werden die meisten der Zurichtungsarbeiten mit Hilfe mechan. Einrichtungen, der
Appreturmaschinen, ausgeführt. Auf den beigegebenen Tafeln:
Appreturmaschinen I und II sind einige viel benutzte Vertreter dieser Maschinen.
Die zum Waschen der Gewebe (s. Wäsche) dienenden
Waschmaschinen werden nach ihrer Konstruktionsform unterschieden in
Trommelwaschmaschinen oder Waschräder, Breitwaschmaschinen, Strangwaschmaschinen und Hammerwaschmaschinen.
Taf. I, Fig. 1 zeigt eine Trommelwaschmaschine von O. Schimmel + Comp. in Chemnitz.
Die cylindrische, innen verzinnte kupferne Waschtrommel a, die das Gewebe und die Waschflüssigkeit aufnimmt, ist derart
gelagert, daß ihre ↔ Drehungsachse b c mit der geometr. Achse einen spitzen Winkel einschließt. Das Gewebe
wird durch die von dem Deckel d bedeckte Öffnung eingetragen und infolge der Lagerung der Trommelachse bei der Drehung
der Trommel beständig in deren Längenrichtung hin und her geschleudert. Um das Verschlingen der Gewebestücke zu verhüten,
wird die Drehungsrichtung der Trommel durch Vermittelung der Vorgelegeräder h i und wechselweisen Antrieb der Festscheibe
e durch einen offenen und einen gekreuzten Riemen periodisch gewechselt. Das Einrücken des betreffenden Riemens geht von
einem als Zählwerk für die Trommeldrehungen dienenden Schraubenradgetriebe k aus, das Umschlaggewicht l hält den
betreffenden Riemen auf der Scheibe. Bei b befindet sich die Einlaßöffnung für Dampf, Wasser und Seifenlösung, bei c ist der
Ausfluß der gebrauchten Waschflüssigkeit angebracht. Nach etwa 30 Minuten ist der Waschprozeß beendet. Um die Trommel zu
entleeren, dreht man sie mittels der Kurbel m, bis die Öffnung d nach unten kommt. Die
Breitwaschmaschinen (Taf. I, Fig. 2) sind besonders für das Waschen feiner, minder fester
Stoffe (Kattun, Tüll, leichte Wollenstoffe u. a.) bestimmt. Das Gewebe wird in denselben, voll ausgebreitet, mittels horizontal und
in verschiedenen Höhen gelagerter Leitwalzen a b durch mehrere aneinander stoßende Waschtröge c¦ c¦¦ c¦¦¦ im Zickzacklauf
geführt. Oberhalb der Trennungswand zwischen zwei Trögen ist je ein Preßwalzenpaar d¦ d¦¦ angeordnet, welches das Gewebe
beim Übergang von einem Trog in den benachbarten von der Waschflüssigkeit befreit. Das aus dem letzten Preßwalzenpaar d¦¦¦
austretende Gewebe wird durch das Legpendel f zu einem Stoß gehäuft. Um die Leistung der Maschine zu erhöhen, tritt die
Waschflüssigkeit in den letzten Trog c¦¦¦ ein und fließt allmählich den folgenden zu, also dem Gewebe entgegen. – Für schwerere
Stoffe, z. B. Flanell, wollene Damenkleiderstoffe, Tuche, bedient man sich der
Strangwaschmaschinen, Walzenwaschmaschinen
oder Walzenwalken. In diesen durchläuft das der Länge nach zusammengefaltete, zuweilen
durch Zusammennähen der Enden zu einem geschlossenen Ring umgebildete Stoffstück abwechselnd einen die
Waschflüssigkeit enthaltenden Trog und oberhalb desselben ein oder mehrere, abwechselnd liegend und stehend gelagerte
Preßwalzenpaare, wie dies z. B. bei der in Taf. I, Fig. 3 gezeichneten
Universalwalkmaschine von L. Ph. Hemmer in Aachen der Fall ist. – Für noch intensivere
Bearbeitung sind die Hammerwaschmaschinen,
Hammerwalken oder Kurbelwalken (Taf. I, Fig. 5)
bestimmt. Hier gleiten zwei (oder mehr) pendelartig aufgehängte Hämmer a, wenn sie durch die Kurbelgetriebe b c in
Schwingung versetzt werden, in einem cylindrisch ausgehöhlten Troge d, der sowohl die durch Dampf erwärmbare
Waschflüssigkeit als das zu einem Paket zusammengelegte Gewebe enthält. Früher erfolgte die Bewegung der Hämmer
ausschließlich durch Hebedaumen, so daß dieselben, lediglich durch ihr Eigengewicht herabfallend, stoßend auf das
Gewebepaket wirkten (Stoßwalken, Pantsch- oder
Prätschmaschinen).
Zum Entwässern der Garne und Gewebe ist das Ausschleudern oder Centrifugieren das
vorzüglichste Verfahren, da es sowohl die Stoffe am meisten schont, als auch die Abscheidung der Flüssigkeit am raschesten
und vollkommensten bewirkt. Versuchen mit verschiedenen Garnen zufolge enthielten diese
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 762.