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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Approximativ - Aprikose

strenge Werte berechnen, meist muß man sich mit A. begnügen, bei denen allerdings meist die begangenen Vernachlässigungen verschwindend klein gemacht werden können. So sind z. B. die meisten Zahlen der logarithm. und trigonometr. Tafeln nur A., wie überhaupt alle Ausdrücke, die aus Reihenentwicklungen beruhen. Ferner müssen auch alle durch Beobachtungen bestimmten Größen als A. bezeichnet werden, da jede Beobachtung und Messung schon infolge der Unvollkommenheit der menschlichen Sinnesorgane und der Meßinstrumente mit kleinen, aber unvermeidlichen Fehlern behaftet sind. Auch die genauesten astron. Messungen sind daher nur A. Es ist wichtig, bei jeder Messung zu beurteilen, ein wie hoher Grad der A. bei den gerade vorliegenden Beobachtungen erreichbar ist.

Approximativ (lat.), annähernd.

Approximität der Bahnen zweier Himmelskörper, der geringste Abstand zwischen denselben.

Appui (frz., spr. appüih), stütze; Anlehnungspunkt (bei militär. Operationen).

Appulejus, s. Apulejus.

Appun, Karl Ferd., Naturforscher, geb. 24. Mai 1820 zu Bunzlau, ging 1849 mit Unterstützung des Königs Friedrich Wilhelm IV. nach Venezuela, erforschte das Land 10 Jahre lang namentlich in botan. Hinsicht und begab sich dann nach Britisch-Guayana; auch bereiste er Teile Brasiliens, namentlich die Gebiete des Amazonenstroms. Er kehrte 1868 nach Deutschland zurück, ging im Sept. 1871 noch einmal nach Guayana, starb aber dort 18. Juli 1872. Sein Hauptwerk ist "Unter den Tropen, Wanderungen durch Venezuela, am Orinoco, durch Britisch-Guayana und am Amazonenstrom, in den J. 1849-68" (Jena 1871). Auch schrieb er viele Aufsätze für die Zeitschriften "Ausland", "Globus" und "Aus allen Weltteilen".

Appunto (ital.), s. Appoint.

A. pr., Abkürzung, s. A. p.

Apraxie (grch.), psychische Störung, die darin besteht, daß die Kranken die Gegenstände ihrer Umgebung zwar sehen, aber das Verständnis für ihre Bedeutung verloren haben; ist häufig mit Aphasie (s. Sprachstörungen) verbunden.

Apraxin, vornehmes russ. Geschlecht, das in das 15. Jahrh. hinaufreicht. - Marfa Apraxina, deren Vater Matwej 1678 im Kampfe gegen die Kalmücken gefallen war, wurde 14. Febr. 1682 die Gemahlin Feodors III. und starb 31. Dez. 1715. - Peter Matwjejewitsch, Graf A., ihr älterer Bruder, begleitete Peter d. Gr. 1697 nach Holland, war bei der Bekämpfung der Strelitzen thätig und nahm als Generallieutenant am schwed. Kriege teil. Bei dem Prozesse gegen Alexej Petrowitsch (s. d.) wurde auch A. verhaftet, aber freigesprochen. Er starb 29. Mai 1729 zu Petersburg. - Feodor Matwjejewitsch, Graf A., der zweite Bruder, geb. 1671, gehörte seit 1700 trotz seiner Gegnerschaft gegen alle Reformen zu den einflußreichsten Persönlichkeiten am Hofe Peters d. Gr. Zum Generaladmiral ernannt, wurde er der Schöpfer der russ. Marine. Im Nordischen Kriege eroberte er 1710 Wiborg und kommandierte 1711 in dem von Karl XII. angefachten Türkenkriege auf dem Schwarzen Meere. Bei der Eroberung Finlands 1713 leitete er die Angriffe von der Seeseite und nötigte Schweden 1721 zum Frieden von Nystad, durch welchen Rußland Ingermanland und die Ostseeprovinzen erhielt. Nachdem er noch Peter d. Gr. auf dem Feldzuge gegen die kaspischen Länder und Persien begleitet, starb er 10. Nov. 1728. Zweimal, 1715 und 1718, der Bestechlichkeit und Veruntreuung schuldig befunden, wurde er doch stets vom Zaren begnadigt. - Stepan Fedorowitsch A., Sohn des dritten Bruders, Andrej Matwjejewitsch, geb. 1702, focht unter Münnich gegen die Türken, stieg zum Generalen-Chef und war einer der eifrigsten Gegner L'Estocqs und der preuß. Partei am russ. Hofe. Beim Beginn des siebenjährigen Krieges erhielt er den Oberbefehl über die russ. Armee gegen Friedrich II., fiel Ende Mai 1757 in Preußen ein und besiegte in der Schlacht von Großjägerndorf 30. Aug. 1757 den preuß. General Lehwald. Trotz dieses Sieges zog er sich nach Kurland zurück, infolge eines mit dem Reichskanzler Bestushew verabredeten Plans, die Krone nach dem Tode der schwer erkrankten Kaiserin dem Großfürsten Paul zu übertragen. Die Kaiserin jedoch genas, Bestushew wurde verurteilt und verbannt, A. aber vor ein Kriegsgericht gestellt, vor dessen Entscheidung er 26. Aug. 1760 im Gefängnis starb. Sein Leben beschrieb Bantysch-Kamenskij in den "Biographien russ. Feldmarschälle" (4 Bde., Petersb. 1840-41). - Vgl. Masslowski, Der Feldzug A.s in Ostpreußen 1756-57 (deutsch, Berl. 1889).

Die heutigen Grafen A. stammen von Andrej Matwjejewitsch, der am Hofe Peters d. Gr. Oberschenk war und 7. Febr. 1722 die gräfl. Würde erhielt. Der Bazar Apraxin-Dwor in Petersburg gehört der Familie A. seit 1740. - Vgl. Borosdin, Genealogie des Hauses A. (russ., Petersb. 1884).

A.p.R.c., Abkürzung für Anno post Romam conditam (lat.), d.h. im Jahre nach Roms Erbauung.

Après nous le déluge (franz., spr. aprä nuh lö deluhsch, wörtlich "Nach uns die Sintflut", d. h. nach unserm Tode komme, was da wolle), Wahlspruch derer, welche flott darauf los leben, ohne sich um die Zukunft zu kümmern; ein angeblicher Ausspruch der Marquise von Pompadour, als Ludwig XV. über die Niederlage von Roßbach bestürzt war. Denselben Sinn hatte ein altes griech. Sprichwort, welches von Cicero (De finibus, 3, 19, 64) u. a. citiert wird und von Tiberius (nach Cassius Dio, 48, 23) mit Vorliebe gebraucht worden sein soll.

Apries, ägypt. König der 26., aus Sais stammenden Dynastie, Sohn Psammetichs II., regierte von 588 bis 570 v. Chr. Die ägypt. Form des Namens ist Uah eb-ré, die hebr. Hophra, die der Septuaginta Uaphre. Er unternahm siegreiche Kriegszüge nach Palästina, Syrien und Cypern, wurde aber von Amosis II. (s. d.) gestürzt und später von dem erbitterten Volke ermordet. Auf ihn beziehen sich die Weissagungen des Jesaias und Ezechiel gegen Ägypten und seinen König.

Aprikose, Aprikosenbaum, Prunus armenica L., Pflanze aus der Familie der Rosaceen (s. d.) mit spitzeiförmigen, herzförmigen, glatten, doppelt geränderten Blättern, einzeln stehenden, weißen Blüten, die in der Knospenlage oft etwas gerötet sind, und rundlichen, seltener plattgedrückten, auf einer Seite mit einer Längsfurche versehenen, von sammetweißer Haut umgebenen Früchten; die Farbe der A. ist gelb, oft einseitig gerötet; das Fleisch ist gelb, süß und saftig, bei schlechten Sorten auch mehlig; der Stein ist dem der Pflaume ähnlich (s. Aprikosenkerne). Die Heimat der A. ist Centralasien; zur Zeit Alexanders d. Gr. soll sie nach Europa gekommen sein; die Früchte wurden zu Columellas Zeiten mala armeniaca, später bis Dioskorides