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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Apsiden; Apsidenlinie; Apsis; Apsley; Apt; Apta; Apta Julia; Apteren; Apterygidae; Apteryx

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Apsiden - Apteryx

liegen jetzt riesige Fabrikgebäude, wo man ununterbrochen das rohe Petroleum destilliert, indem man die mächtigen Retorten nur mit den unterirdisch austretenden Gasen heizt. Unfern davon steht noch das verlassene Kloster der Feueranbeter. Über die Ausbeutung der Quellen s. Baku. Die Schlammvulkane oder "Wachsenden Berge" liegen an der Straße von Baku nach Nawagi in einer Ausdehnung von etwa 15 km. Auch das ganze dreieckige Gebiet zwischen Baku, Schemacha und Saljany an der Kura gehört zu dem weiten Revier der südöstl. Schlammwulkane des Kaukasus, denen ein anderes am äußersten Nordwestende des Gebirges, auf der Halbinsel Taman, entspricht. In neuester Zeit hat Abich jenes Gebiet gründlich untersucht. Unter den benachbarten Inseln ist Swinoj-Ostrow oder die Schweininsel fast ganz mit Petroleumquellen und Schlammvulkanen bedeckt, und die Insel Tscheleken hat, außer bedeutenden Steinsalzlagern, 3500 Petroleumbrunnen. Der sog. Apscheronsche Berg, auf dem ein Leuchtturm erbaut ist, erhebt sich 75 m über das Meer unter 40° 24' nördl. Br. und 67° 59' östl. L.

Apsiden (grch.), bei den Planeten und den periodischen Kometen die beiden Punkte ihrer Bahn, in denen sie von der Sonne den kleinsten und den größten Abstand haben, also das Perihel (s. d.) und das Aphel. Auch in der Bahn eines Mondes oder Nebenplaneten werden die Punkte, wo er den kleinsten und den größten Abstand von seinem Hauptplaneten hat, A. genannt, also z. B. beim Erdmonde das Perigäum (Erdnähe) und das Apogäum (Erdferne), bei den Jupitermonden Perijovium und Apojovium, bei den Saturnmonden Perisaturnium und Aposaturnium. Die gerade Linie, welche die A. verbindet und die mit der großen Achse der Bahnellipse zusammenfällt, heißt die Apsidenlinie. Die Apsidenlinie und mit ihr daher auch das Perihel oder Perigäum u. s. w. hat infolge der von den Himmelskörpern untereinander ausgeübten Störungen (s. d.) keine unveränderliche Lage in der Bahnebene, sondern erleidet eine Drehung in der Richtung der Bewegung der Himmelskörper. Bei unserer Erdbahn und den Planetenbahnen ist der Betrag dieser Drehung nur gering, hingegen sehr bedeutend beim Monde. Die Apsidenlinie des Mondes vollendet in nicht ganz neun Jahren eine Drehung von 360°.

Apsidenlinie, s. Apsiden.

Apsis (grch.), auch Absis oder Abside, hieß in der kirchlichen Architektur des frühen Mittelalters die halbrunde, zuweilen vielseitige Altarnische, die sich dem Altarhause der Kirchen roman. Stils als ein besonderer Bauteil unter besonderm Dache vorlegt. Dieser Hauptapsis entsprechend finden sich vielfach kleinere Nebenapsiden an der Ostseite der Kreuzarme oder an den Umgängen um den Chor angeordnet. Bei der Anlage der A. folgte die christl. Kunst dem Vorbilde der heidn. Basilika. Im Mittellatein kommt für A. auch der Name Concha (Muschel) vor, wegen der mit einer Muschel verglichenen Überwölbung in Form einer Viertelkugel. Die Ausschmückung der A., namentlich ihr Gewölbe, durch Malerei, Mosaik u. s. w., war gewöhnlich eine besonders reiche. (S. Chor.)

Apsley (spr. äppsli), Baron, engl. Lordkanzler, s. Bathurst (Familie).

Apt (spr. apt oder att; Apta Julia. 1) Arrondissement im franz. Depart. Vaucluse in der Provence, hat 1264,17 qkm, (1891) 44 706 E., 50 Gemeinden und zerfällt in die 5 Kantone A. (351,15 qkm, 13098 E.), Bonnieux (143,06 qkm, 5170 E.), Cadenet (190,67 qkm, 8946 E.), Gordes (183,92 qkm, 5510 E.), Pertuis (395,37 qkm, 11 982 E.). - 2) Hauptstadt des Arrondissements A., links vom Coulon, dessen breites Thal von Hügeln mit Wein-, Obst- und Olivenpflanzungen umgeben ist, an der Zweiglinie A.-Cavaillon (32 km) der Mittelmeerbahn, ist größtenteils gut gebaut und hat (1891) 4290, als Gemeinde 5725 E., Post und Telegraph, ein Kommunalcollège, eine Bibliothek (6000 Bande) und eine meteorolog. Beobachtungsstation; Fabrikation von Spirituosen und Hüten, Fayence, Kerzen und Seidenfilaturen sowie Handel mit Korn, Wein, Branntwein, Trüffeln, Konfitüren, Südfrüchten. Bis zur Revolution war A. Sitz eines Bischofs. A. ist Geburtsort des Dramatikers Jean Aude (1755 - 1841). - Im Altertum war A. Hauptstadt der Bulgientes im Narbonensischen Gallien. Julius Cäsar verschönerte die Stadt, machte sie zur röm. Kolonie und gab ihr den Beinamen Julia. Von Germanen und Sarazenen verheert, verfiel die Stadt, kam 1218 in den Besitz der Grafen von Provence, von denen sie wieder feste Mauern erhielt, die zum Teil noch stehen, und fiel 1481 an die franz. Krone. Die Kathedrale erhielt im 8. Jahrh. die Reliquien der heil. Anna und ward 1660 von Anna von Österreich mit einer massiv-goldenen Säule beschenkt. In ihrer Krypta sind noch Reste von alten Gewölben, Nischen, Aquädukten, Mosaik- und Marmorarbeiten. Außer unbedeutenden Altertümern aus der Römerzeit befindet sich ungefähr 4 km von der Stadt entfernt eine dreibogige Brücke, deren mittelster Bogen eine Spannung von mehr als 16 m hat.

Apta, Maloo, der Bast von den Stämmen einiger Arten der Gattung Bauhinia (s. d.), wird zu Seilen und Tauen verwendet.

Apta Julia, s. Apt.

Apteren (Aptěra, vom grch. ápteros, flügellos) sind Insekten, die sich von ihren geflügelten Verwandten durch fehlende oder verkümmerte Flügel auszeichnen, wie z. B. die flügellosen Weibchen mancher Schmetterlinge. Früher stellte man aus verschiedenen flügellosen Insekten die Ordnung der A. zusammen, wozu man die Läuse, Pelzfresser, Flöhe u. s. w. rechnete.

Apterygidae, die Vogelfamilie Kiwi-Kiwi, s. Apteryx.

Apteryx oder Kiwi-Kiwi, vier höchst merkwürdige nahe verwandte Arten Vögel der Ordnung Straußvögel (s. d.) in Neuseeland. Früher sehr häufig, sind die Vögel jetzt in ihrem Vaterlande schon der Ausrottung nahe. Sie werden etwa 0,6 m lang, haben dünne, feine Schnäbel von 16 cm Länge, die den Schnepfenschnäbeln nicht unähnlich sind, aber die Nasenlöcher an der Spitze tragen, und kurze, sehr dicke und kräftige Füße mit drei starken Zehen und einer Hinterkralle. Das grauliche oder braune Gefieder besteht nur aus weichen Federn, welche den Körper wie ein Wollpelz einhüllen, und aus langen Borsten am Kopf; Schwingen an den Flügeln und Steuerfedern im Schwänze fehlen gänzlich. Das Skelett ist demjenigen des Straußes ähnlich, aber die Flügel sind fast ganz verkümmert, äußerlich kaum wahrnehmbar und auf einige unscheinbare Knöchelchen reduziert. Die Vögel leben in den Wäldern Neuseelands in Erdlöchern, gehen nur nachts hervor, um Würmer und Insekten aufzusuchen, laufen schnell und verteidigen sich mutig mit den sporenartigen Hinterzehen gegen verfolgende