Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

778

Aquinum - Ära

und gerade Aufsteigung) braucht. Beide Punkte sind aber einer beständigen, wiewohl langsamen Veränderung unterworfen, indem sie sich von O. nach W. bewegen. (S. Präcession.)

Aquinum, s. Aquino.

Äquipollent (lat., "gleichgeltend") heißen in der Logik Begriffe, welche dieselben Gegenstände, aber nicht unter demselben Merkmal auffassen, mithin dem Umfang, aber nicht dem Inhalt nach sich decken. So verhalten sich z. B. die Begriffe des gleichseitigen und des gleichwinkligen Dreiecks: alle gleichseitigen Dreiecke sind gleichwinklige und umgekehrt, aber die Begriffe sind dennoch verschiedene.

Aquisgranum, der lat. Name von Aachen.

Aquitanien, ein Teil des alten Galliens, der ursprünglich das von iber. Stämmen bewohnte Land zwischen Pyrenäen und Garonne umfaßte, seit Augustus auch noch das Land bis zur Loire. 419 gründeten die Westgoten in A. ein Reich mit der Hauptstadt Toulouse, das sich von hier über ganz Spanien ausdehnte. Seit der Schlacht von Vouglé 507 (s. Chlodwig I.) kam A. zum Frankenreiche, behauptete aber eine gewisse Selbständigkeit. Karl Martell und Pippin kämpften mit den Herzögen von A. wiederholt (s. Eudo); aber erst Karl d. Gr. brach 769 den Widerstand völlig. Später gab er A. als Königreich seinem Sohne Ludwig dem Frommen, dieser verlieh es 817 seinem Sohne Pippin. Unter den spätern Karolingern und den Kapetingern erlangten die Herzöge von A. eine fast unabhängige Gewalt. Ludwig VII. von Frankreich brachte 1137 durch Verheiratung mit Eleonore, der Erbin von A., das Land an die Krone; als er aber seine Gemahlin verstieß, kam es durch deren Hand 1152 an ihren zweiten Gemahl Heinrich II. von England. Nach langwierigen Kriegen zwischen den franz. und engl. Königen vereinigte es Karl VII. 1453 dauernd mit Frankreich. Der Name A. hatte sich unterdessen in Guyenne umgewandelt. Schon in früherer Zeit hatte der südl. Teil des alten A.s, der ein eigenes Herzogtum bildete, den Namen Vasconia erhalten, aus welchem dann Gascogne wurde. - Vgl. Mabille, Le royaume d'Aquitaine et ses marches sous les Carlovingiens (Toulouse 1870).

Aquitanisches Meer, Golf von Biscaya, der in Form eines großen Busens zwischen der Nordküste Spaniens und der Westküste Frankreichs einbiegende Teil des Atlantischen Oceans, dessen innerster Winkel auch Golf von Gascogne heißt. In dasselbe strömt ein Zweig des Golfstroms, der Rennelstrom, ein, der sich dann nach der irischen Küste wendet. Der Meeresboden senkt sich hier schnell bis zu der bedeutenden Tiefe von 5100 m.

Aquitanische Stufe, s. Tertiärformation.

Äquivalent (lat., d. i. gleich an Wert, an Geltung u. s. w.) heißt der Wert oder die Summe, die als Entschädigung für eine veräußerte, entzogene oder verschlechterte Sache oder auch zur Ablösung eines Anspruchs bezahlt wird.

In der Chemie nennt man diejenigen relativen Mengen von Substanz äquivalent, die in gewissen Fällen gleiche Wirkung hervorzubringen vermögen (s. Äquivalentgewichte).

Über Ä. in der Wärmelehre s. Mechanisches Äquivalent der Wärme.

Äquivalentgewichte, die chemisch gleichwertigen Mengen von chem. Körpern, bezogen auf die Einheit des Atomgewichts des Wasserstoffs, daher auch die einem Gewichtsteil Wasserstoff chemisch gleichwertigen, d. h. die Mengen, die sich mit denselben Quantitäten wie 1 Teil Wasserstoff verbinden, die also 1 Teil Wasserstoff ersetzen. So vereinigt sich z. B. 1 Teil Wasserstoff mit 35,5 Teilen Chlor. Mit derselben Chlormenge aber verbinden sich auch 23 Teile Natrium, 39 Teile Kalium, 20 Teile Calcium u. s. w.; daher sind die A. des Natriums = 23, des Kaliums = 39, des Calciums = 20. Da viele Elemente sich in mehrern Mengenverhältnissen mit andern Elementen verbinden, so haben sie auch mehrere Ä., wie z. B. das Eisen, von dem sich entweder 28 oder 18 2/3 Teile mit 35,5 Teilen Chlor vereinigen. Die A. sind entweder den Atomgewichten gleich, dann werden die Elemente einwertige genannt, oder letztere sind ein ganzzahliges Vielfaches der erstern, die betreffenden Elemente heißen dann mehrwertige. (S. Wertigkeit.) Z. B.:

^[Leerzeile]

^[Tabelle]

Atomgewicht Äquivalentgewicht

Natrium, einwertig 23 23

Kalium, einwertig 39 39

Calcium, zweiwertig 40 20

Eisen, zweiwertig 56 28

Eisen, dreiwertig 56 18 2/3

Kohlenstoff, vierwertig 12 3

^[Tabellenende]

Äquivok (lat.), gleichlautend, zweideutig, auch mit der Nebenbedeutung schlüpfrig.

Äquivoke Zeugung, s. Urzeugung.

À quoi bon? (spr. akkŏá bong), die sprichwörtlich gewordene franz. Übersetzung der gleichfalls oft citierten Worte cui bono? (d. h. zu welchem Nutzen, wozu?), welche von Cicero (Philippica, 2,14 und an andern Orten) auf L. Cassius zurückgeführt werden.

Ar (abgekürzt a; frz. are, gebildet aus dem lat. arĕa, Fläche) heißt im metrischen Maßsysteme die Einheit des Feldmaßes. Das Ar stellt ein Quadrat dar, von dem jede Seite 10 m (= 1 Dekameter) lang ist, und das somit einer Fläche von 100 qm (= 1 Quadratdekameter) entspricht. Das Ar zerfällt in 10 Deciar, 100 Centiar oder 1000 Milliar, während in aufwärts steigender Reihe 10 Ar ein Dekar, und 100 Ar ein Hektar bilden.

Das Hektar (abgekürzt ha) hat in Frankreich die Stelle des Arpent (s. d.), in Deutschland die der verschiedenen Acker (s. d.), Morgen (s. d.) u. s. w. eingenommen. 1 Hektar entspricht 3,917 frühern preuß. Morgen, 1,807 frühern sächs. Acker, 2,935 bayr. Tagewerk. Eine Fläche von 100 Hektar oder 10 000 Ar (Myriar) ist gleich der eines Quadratkilometers. (S. Meter.)

Ara, Papagei, s. Araras.

Ära (zum Singular gewordene lat. Pluralform aera, d. h. Zahlen, Posten, von aes, mit Änderung des Geschlechts), zuerst bei den Westgoten vorkommend, bezeichnet die Reihenfolge der von einem festen Ausgangspunkte an gezählten Jahre, das Schema, in das die geschichtlichen Begebenheiten ihrer Zeitfolge nach eingereiht werden. Der Anfangspunkt einer A. ist in der Regel ein großes, die Geschichte der Welt oder eines Volks bestimmendes Ereignis und heißt die Epoche. Fast jeder geschichtliche, durch eine abgeschlossene Völkerfamilie repräsentierte Kulturkreis hat eine besondere Zeitrechnung oder Ä. Die Übertragung der Zahlenbestimmungen fremder Zeitrechnungen in die christliche ist oft mit großen Schwierigkeiten verbunden, zumal sich die Aren fremder Völker nicht immer auf Sonnenjahre stützen, sondern auch auf Mondjahre, oder auf Magistratsjahre, deren Dauer wesentlichen