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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Arabah; Arabat; Araber; Arabeske

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Arabah - Arabeske

die ägyptisch-chaldäische Ä. des Nabonassar, die syrische der Seleuciden, die des röm. Kaisers Diocletian und die spanische.

Über die Olympiadenära s. Olympiade.

Die Ä. von Erbauung der Stadt Rom (p. u. oder p. u. c., d. i. post urbem conditam, oder a. u., d. i. anno urbis und a. u. c., d. i. anno urbis conditae oder ab urbe condita) ist von den Römern selbst verschieden berechnet worden. Unter den Angaben über die Zeit, in welche diese Erbauung zu setzen sei, sind namentlich zwei, als vorzüglich in histor. Gebrauch gekommen, hervorzuheben. Die eine wird nach ihrem vermutlichen Urheber, Terentius Varro, die Varronische genannt. Sie setzt jenes Ereignis in das Frühjahr (21. April, das Fest der Palilien) von Olympiade 6,3, d. i. das J. 753 v. Chr.; es ist demnach 753 p. u. das 1. Jahr vor, 754 p. u. das 1. Jahr nach Christi Geburt. Um also ein Jahr der Stadt, dessen Zahl 753 nicht übersteigt, in das entsprechende Jahr vor Christi zu verwandeln, oder umgekehrt, muß man die jedesmalige Jahreszahl von 754 abziehen. Sind Jahre der Stadt, die 753 übersteigen, auf Jahre nach Christi zu reduzieren, oder umgekehrt, so muß man von jenen 753 abziehen, wodurch man die Jahre nach Christi, oder zu diesen 753 addieren, wodurch man die Jahre der Stadt erhält. Hierbei wird der fast vier Monate betragende Unterschied zwischen dem eigentlichen Anfange der Jahre der Stadt und denen der christl. Zeitrechnung gewöhnlich nicht weiter beachtet. Die Varronische Ä. war seit Kaiser Claudius (41-54 n. Chr.) bei den röm. Schriftstellern die vorherrschende und wird auch von den neuern gewöhnlich gebraucht. Für die zweite Ä. sind die Palilien von Olympiade 6,4 oder 752 v. Chr. die Epoche. Sie wird, weil auf ihr die Jahrzählung der kapitolinischen Fasten (fasti capitolini, s. Fasti) beruht, die Kapitolinische genannt. Im bürgerlichen Gebrauche wurden die Jahre bei den Römern durch die Namen der betreffenden Konsuln bezeichnet.

Die Ä. Nabonassars wird die Reihe von 424 Jahren genannt, die in dem ursprünglich ägyptischen, in des Ptolemäus Handtafeln enthaltenen Regentenkanon mit dem babylon.-chaldäischen Könige Nabonassar (s. d.) beginnt. Ihre auf astron. Beobachtungen der Chaldäer gestützte Epoche ist der 26. Febr. 747 v. Chr., mit welchem Tage damals das ägypt. Wandeljahr (s. Kalender), nach dem die Chaldäer rechneten, seinen Anfang nahm. An sie schließt sich dann die Philippische, von Philipp III. (s. d.) Arrhidäus von Macedonien, oder die Ä. nach Alexanders Tode sofort an. Ihr Ausgangspunkt ist der Anfangstag des ägypt. Jahres, in das dieses Ereignis fiel (12. Nov. 324). Doch wird diese Ä. bisweilen nicht weiter beachtet, sondern die Jahre nach der A. Nabonassars werden fortgezählt. Im bürgerlichen Gebrauche ist bei den Ägyptern und Chaldäern keine von beiden gewesen, sondern man pflegte vielmehr nach den Regierungsjahren des jedesmaligen Königs zu datieren.

Die Ä. der Seleuciden, nach der man im Syrischen Reiche gewöhnlich rechnete, hat den Herbst des J. 312 v. Chr. zur Epoche, in welchem Seleucus I. Nikator, nach dem Siege bei Gaza, Babylon in Besitz nahm. Diese Ä. erhielt sich auch nach dem Untergange des Syrischen Reichs noch lange, war bei den Juden bis ins 11. Jahrh. in Gebrauch und ist noch jetzt bei der kirchlichen Festrechnung der syr. Christen üblich. Neben ihr kamen später in Syrien noch andere Ären auf, darunter die namentlich in Antiochia angewandte Cäsarianische oder Antiochische, deren Epochenjahr = 49 v. Chr. ist, und die Bostrenische (s. Bosra).

Die Diocletianische Ä., die mit dem Anfangstag des festen alexandrinischen Jahres (s. Kalender), in welchem der röm. Kaiser Diocletian seine Regierung antrat (29. Aug. 284), beginnt und wegen der in ihr 19. Jahr fallenden Christenverfolgung auch die Märtyrerära (Aera martyrum) genannt wird, wurde in Ägypten, dessen Verwaltung Diocletian neu geordnet hatte, bis auf die Herrschaft der Araber als bürgerliche angewandt und ist noch bei den Kopten und äthiop. Christen in kirchlichem Gebrauche.

Die spanische Ä. der Westgotenzeit beginnt 38 v. Chr. und dauerte bis in das 14. Jahrh.

Aus der neuern Zeit ist zu erwähnen die Ä. der Französischen Republik, deren Epoche der Stiftungstag der Republik, 22. Sept. 1792, war (s. Kalender). Litteratur s. Chronologie.

Arabah, Wadi el-Arabah, ödes und wüstes Thal zwischen dem Toten Meere Palästinas im N. und dem Golf von Akabah im S., die Fortsetzung der vom Jordan durchflossenen Senke nach S., 10-20 km breit, wird östlich und westlich von steilen Felsenbergen eingeschlossen, die im O. den Namen Dschebel Schera (das Gebirge Seïr der Edomiter und später der Nabatäer) führen. Nach dem Golf von Akabah zu durchquert das Thal eine bis zu 201 m ansteigende Bodenschwelle, von der nach N. und S. das Wadi sanft abfällt. Der Wadi el-Arabah ist eine Grabensenkung (s. d.) in dem Kreidetafelland von Südpalästina. Er ist mit jüngern Anschwemmungen erfüllt und wird in dem Golf von Akabah fortgesetzt. - Das Alte Testament versteht unter A. (d. h. Steppe) die flache Ebene zu beiden Seiten des untern Jordans im N. des Toten Meers.

Arabat, Dorf an der Landzunge oder Strjelka von A. im russ. Gouvernement Taurien, einst eine tatarische, 1771 von den Russen eroberte Festung, in deren Nähe im Altertume das Herakleon, ein Tempel des Herakles, stand. Die Ruinen der Festung bilden ein unregelmäßiges Achteck, in dessen Mitte die Trümmer von Moscheen und Kasernen liegen. Die gegen NNW. gerichtete, 112 km lange und 1-4 km breite, mit Salz- und Süßwassergruben versehene, sandige Landzunge, genannt Tonkaja (russ.), Djenitschke (tatar.) = die Dünne, trennt den Siwasch oder das Faule Meer von dem Asowschen Meere, dessen westl. Ufer sie bildet. Wo sich die Landzunge im Westen zu zwei größern Halbinseln erweitert, liegen die Salzseen Jenitscheskoje und Tschokratskoje. Bis 1835 war die Landzunge unbewohnt. In diesem Jahre wurde längs derselben eine Poststraße mit fünf Poststationen angelegt und es entstanden außer dem Dorfe A. noch zahlreiche Gehöfte. Die jährliche Ausbeute aus den Salzseen beträgt 3 740 146 Pud Salz.

Araber und Arabertum, s. Arabien.

Arabeske, ein nach arab. Art gebildetes Ornament (s. d.). Da die Italiener der Renaissance unter dem Namen A. (rabeschi) fast jede Art Ornament, wie Pilasterfüllungen, Laubfriese und sogar Grotesken (s. d.) verstanden, so hat man neuerdings den in der deutschen Renaissance üblichen Ausdruck Maureske zur Bezeichnung der arab. Ornamentform hervorgeholt. Unter Ä. in diesem Sinne versteht man das aus schematischen Linien und streng stilisierten Blumen gebildete Flachorna-^[folgende Seite]