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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Ardeck; Ardeidae; Ardennen; Ardennenkanal; Ardenner Pferd; Ardenner Wald; Ardennes; Ardént

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Ardeck - Ardent

östl. Stufenland, dessen steile Bergabhänge fast überall durch Mauern, die das Erdreich stützen, mit Kulturterrassen umkleidet sind, sowie die Thäler, besonders das des Rhônethals, ein sehr warmes Klima. Hier gedeihen Oliven, Feigen, Mandeln, geschätzte Rot- und Weißweine (St. Péray, St. Jean, Cornas, St. Joseph, Montréal; 1889: 87 576, im zehnjährigen Durchschnitte 86 249 hl), Maulbeeren, Kastanien, Hanf, Raps, Zuckerrüben. Von der Fläche sind 1600 qkm Ackerland, 1085 Heide, 1018 Wald, 411 Wiesen, 124 Weinberge. 1889 wurden 314 831 hl Weizen und 419 848 hl Roggen gebaut. Auch die Viehzucht ist bedeutend: 1887 gab es 12 718 Pferde, 111 729 Rinder, 245 266 Schafe, 133 092 Ziegen sowie 209 Bienenstöcke. Bedeutend sind die Gerbereien, namentlich von ausgezeichnetem Ziegenleder zu Handschuhen, Papierfabriken (sehr berühmt in Annonay), Eisenwerke, Tuchfabriken, Walnußölfabriken, vor allem die Seidenproduktion (1892: 1,65 Mill. kg). Den Handel fördern gute Straßen (1888: 500 km Nationalstraßen), mehrere Zweigbahnen der Mittelmeerbahn (1886: 69,8 km) und der Stromlauf der Rhône, die hier außer der A. noch Erieux und Doux aufnimmt. - Vgl. Joanne, Géographie du département de l'A. (Par. 1870).

Ardeck, eine Familie prinzl. Standes aus fürstl. hess. Blute. Marie, geborene Prinzessin von Hanau, geschiedene Gattin des Prinzen Wilhelm von Hessen-Philippsthal (s. d.) zu Barchfeld, erhielt für sich und die der Ehe entsprossenen Kinder, mangels der Ebenbürtigkeit des fürstlich hanauschen Hauses (s. Hanau, Fürstin von), durch preuß. Diplom vom 28. Juli 1876 den Prinzen- und Prinzessinnentitel von A.

Ardeidae, s. Reiher.

Ardennen (auch Ardenner Wald oder Eisling), bei den Römern Arduenna silva, frz. L'Ardenne und les Ardennes. 1) Früher der ganze Bergstrich zwischen Rhein und Sambre, jetzt nur die westlichste Abteilung des niederrhein. Schiefergebirges. Die A. erheben sich an der Nordgrenze Frankreichs und im südöstl. Belgien, senken sich nordwärts zur Maas (zwischen Namur und Lüttich) und Sambre und lehnen sich im O. an das Hohe Venn und die Eifel an, während sie sich westwärts allmählich zum flandr. Tieflande verflachen. Sie bilden eine breite, häufig ganz ebene oder doch nur sanftwellige Bergfläche von 550 m mittlerer Höhe, ohne geschlossene Bergrücken oder bedeutendere Gipfelerhebung. Nur der zuweilen ganz kahle oder doch nur mit sehr dünner Erdkrume bedeckte Felsboden und vorzüglich das vielfache Vorkommen tief und steil eingeschnittener Thäler sowie der spärliche Anbau und die strichweise dichten Waldungen geben dem Ganzen das Gepräge eines Berglandes. Die Wälder, meist Laubholz (Eichen, Buchen, Espen und Eschen), seltener Tannenwald, beschatten die mit einer dickern Bodenkrume bedeckten Berglehnen; wo diese fehlen, da findet sich nur mageres Weideland, Gebüsch und Gestrüpp, auch Heide (Landes) und sumpfige oder öde Strecken (Fagnes). Nur wo die A. im N. und W. in das Tiefland übergehen, gestatten sie Ackerbau. Der tiefe, zum Teil enge, felsige Querspalt des Maasthals zwischen Mézières und Namur durchschneidet die ganze Bergfläche von S. gegen N., so daß die größere Hälfte auf der Ostseite bleibt. Einen ähnlichen Querspalt bildet die Ourthe und Sauer (Sure). Zwischen beiden Spalten liegen die höchsten, bis zu 650 m ansteigenden Punkte der A. auf dem flachen Rücken, der sich im N. der Semoy von der Maas bis zur obern Ourthe ausbreitet und von St. Hubert, dem Gruftkloster des Patrons der Jäger, den Namen Sankt Hubertuswald führt. Die A. bestehen meist aus Thonschiefer und Kalk, enthalten indes auch Bausteine, Dachschiefer, Eisen, Zink und Blei und an ihrem Nordrande von Lüttich bis Valenciennes reiche Steinkohlenlager, die die Metallverarbeitung Belgiens begründen. - Vgl. Montagnac, Les Ardennes (2 Bde., Par. 1866-73); Förster, Versuch einer physischen Chorographie der A. (Bonn 1881); Gosselet, L'Ardenne (Par. 1888); Meyrac, Traditions, contumes ect. des Ardennes (Charleville 1890); Freimuth, Ardennenwanderungen (Köln 1895). - 2) Departement in Frankreich, s. Ardennes.

Ardennenkanal, s. Ardennes.

Ardenner Pferd, s. Pferd.

Ardenner Wald, s. Ardennen.

Ardennes (spr.-dénn), Departement im NO. Frankreichs, nach dem Gebirge der Ardennen benannt, besteht aus der nördl. Champagne mit den ehemaligen Fürstentümern Sedan, Carignan und Mouzon, grenzt im N. und NO. an Belgien, im SO. an das Depart. Maas, im S. an Marne, im W. an Aisne, hat 5232,89 (nach Berechnung des Kriegsministeriums 5252) qkm, (1891) 324 932 E., darunter 32 729 Ausländer, und zerfällt in die 5 Arrondissements Mézières, Sedan, Rethel, Rocroy und Vouziers mit 31 Kantonen und 503 Gemeinden. Hauptstadt ist Mézières (s. d.). Es wird vom Waldplateau der Ardennen und im O. von den Argonnen durchzogen. Der nordöstl. Teil gehört zum Becken der schiffbaren Maas mit dem Chiers und der Semoy rechts und der schiffbaren Bar links; den südl. Teil bewässert die Aisne mit der Aire. Der Ardennenkanal (100 km) verbindet seit 1832 Seine und Maas. Etwa ein Achtel der Grundfläche besteht aus Bergland, das zugleich den waldreichsten Abschnitt, aber auch weite Heidestrecken enthält. An der Nordspitze des Departements, bei Givet, bricht man Marmor. Dann folgen mächtige Schieferlager. Im O. herrscht Muschelkalk vor mit reichen Eisenminen, im SW. trockner Kreideboden, eine nackte, baumlose Ebene. Nur die Thäler, besonders das der Aisne, sind fruchtbar und liefern Getreide (1888: 902 169 hl Weizen, 180 809 hl Roggen, 1 344 698 hl Hafer), Wein baut man nördlich bis Mézières (1889: 6079, im Durchschnitt von 1879 bis 1888: 11 785 hl aus 602 ha); auch wird Cider bereitet (1889: 14 735, im zehnjährigen Durchschnitte 50 713 hl). Außer Marmor, Schiefer und Eisen finden sich Steinkohlen, Glassand, Porzellanthon. Holz wird gegen Hafer und Wein ausgeführt. Auf den ausgedehnten Weiden zieht man starke Arbeitspferde (1887: 50 726), Rinder (111 036), treffliche Schafe (245 266) und Schweine (112 172 Stück). Die Industrie beschäftigt sich mit Eisenwerken, Glas-, Fayence-, Tuch-, Shawl- und Wollfabriken, Strumpfwirkerei, Loh- und Weißgerberei. Hauptsitze der Eisenindustrie sind Givet, Mézières, Messempré, der Tuchfabrikation Sedan. Es giebt (1889) 9 Zuckerfabriken (jährlich 8 095 591 kg). An Unterrichtsanstalten besitzt das Departement ein Lyceum und ein Collège. Die Eisenbahnen Reims-Mézières- Givet sowie Hirson-Mézières-Sedan-Diedenhofen, im ganzen (1886) 409,4 km, außerdem (1888) 386,4 km Nationalstraßen und 399 km schiffbare Wasserstraßen durchkreuzen das Departement. - Vgl. Keßler, Notice descriptive et statistique sur le département des Ardennes (Par. 1878).

Ardént (lat.), brennend, glühend.