Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Argonnen; Argos

863

Argonnen – Argos (Stadt)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Argonauten'

in der byzantinischen das unter dem Namen des Orpheus erhaltene Epos folgten. Die gewöhnliche Überlieferung ist folgende: Iason erhielt von seinem Oheim Pelias, dem König von Iolkos, den Auftrag, das Goldene Vließ aus Kolchis zu holen, wo es im Haine des Ares von einem schlaflosen Drachen bewacht wurde. Das Schiff, unter der Leitung der Göttin Athene von Argos, dem Sohne des Phrixos, gebaut, nahm die berühmtesten Helden der Zeit auf (als Fünfzigruderer 50) und führte sie unter mannigfachen Abenteuern (Aufenthalt bei den männermordenden Lemnierinnen, Befreiung des Phineus von den Harpyen, Fahrt durch die Symplegaden) an die Mündung des Phasis im kolchischen Lande. Der König Aietes versprach dem Iason das Vließ zu geben unter der Bedingung, daß er zwei feuerschnaubende Stiere mit ehernen Füßen vor den Pflug spanne und dann die von Kadmos (s. d.) in Theben übriggelassenen Drachenzähne, die Aietes von Athene bekommen hatte, aussäe. Der Held löste die Aufgabe mit Hilfe der Tochter des Aietes, Medeia. Sie gab ihm ein Zaubermittel gegen Feuer und Eisen und belehrte ihn, wie er durch einen Steinwurf unter die aus den Drachenzähnen entsprossenden Krieger diese untereinander entzweien und bewältigen könne. Als dann Aietes darauf sann, die A. zu töten, eilten Iason und Medeia bei Nacht in den Hain des Ares, und nachdem Medeia den Drachen durch ein Zaubermittel eingeschläfert hatte, bemächtigte sich Iason des Vließes. Hierauf bestiegen die A. eilends das Schiff und segelten davon; durch die hinterlistige Ermordung des Absyrtos (s. d.) entzogen sie sich der Verfolgung. Die Rückfahrt wird sehr verschieden erzählt: nach älterer Sage fuhren sie denselben Weg zurück oder gelangten durch den Phasis in den Okeanos, von da nach Libyen und, nachdem sie die Argo zwölf Tage über Land getragen, ins Mittelmeer und nach Iolkos. Nach Apollonius dagegen fuhren die A. den Ister (Donau) hinauf, der nach alexandrinischer Vorstellung vom rhipäischen Gebirge nach zwei Seiten dem Schwarzen und dem Adriatischen Meere zufließt und gelangten auf diesem Wege an die illyrische Küste, von dort durch den Eridanos (Po?) und die Rhône an die Westküste Italiens und über Kerkyra, wo Iason und Medeia Hochzeit hielten, nach Libyen und zu Land zum Tritonischen See, erst von da über Kreta und Ägina in die Heimat zurück. – Die Argonautensage, die bei den nördlich und südlich vom Öta wohnenden Minyern entstanden zu sein scheint (vgl. K. O. Müller, Orchomenos, Bresl. 1820; 2. Aufl. 1844), geht wahrscheinlich auf die Vorstellung zurück, daß der Heilbringer Jason dem unter der Sonnenhitze verdorrenden Lande die regenspendende Wolke (unter dem Bilde des Widderfells oft gedacht) aus dem glücklichen Lande, das in der ältesten Sage Aia (s. d.) hieß und nach dem fernen Osten versetzt wurde, zurückbringt. Als die Naturbedeutung verloren ging, wurde das Vließ zum klassischen Gral und der Stoff durch Aufnahme zahlreicher Orts- und Stammessagen vermehrt; allenthalben an den Küsten des Mittelmeers suchte man später Erinnerungen an die Argofahrt. Von erhaltenen Kunstwerken ist die Darstellung aus der Argonautensage auf der sog. Ficoronischen Ciste (s. d.) hervorzuheben. (S. Iason.)

Argonnen oder Argonnerwald, Hügelplateau im nordöstl. Frankreich, in den Grenzgebieten Lothringens und der Champagne, zwischen den sog. Maasbergen im S. und den Ardennen im ↔ N. Das Plateau wird durch die breite Thalmulde der Maas und das engere Thal der Aire in drei breite, viel zerklüftete Höhenzüge zerlegt. Die westlichen A. oder der eigentliche «Argonnerwald» beginnen bei den Quellen der Aire, streichen, 300 m hoch, zwischen der Aisne und Maas, nordwärts bis Chesne-le-Populeux und trennen fruchtbare Ebenen von der traurigen Kreidesteppe der Champagne-Pouilleuse. Dieser Teil besteht aus bewaldeten Hochflächen, die bis 100 m über die benachbarten Thäler aufsteigen, ist 2–15 km breit und 60 km lang, voll steiler Schluchten, tiefer Thäler und jäher Abhänge, besonders gegen O., daher schwer, nach Regentagen gar nicht zugänglich. Die Wege durch die Schluchten heißen hier Échavées. Der Boden ist fast durchweg mager. Man findet bald ausgedehnte Wälder von Buchen, Birken und Haselsträuchern, bald Moore (Fagnes) und Heiden. Die östlichen A., im südl. Teile mit dem 382 m hohen «Walde von Apremont», sind nur 2–300 m hoch und ziehen den westlichen parallel im O. der Maas. Durch die A., und zwar aus Lothringen in die Champagne, von der Maas zur Seine führen folgende, zum Teil in der Kriegsgeschichte berühmte Pässe:

  • 1) Les Islettes (bei dem Dorfe Grandes-Islettes) von Clermont nach Ste. Menehould, 11 km lang und nur 3–900 m breit, durch das auch die Eisenbahn von Metz und Verdun nach Châlons und Reims führt;
  • 2) der Paß von Chalade, von Varennes nach Vienne-la-Ville oder Vienne-le-Château;
  • 3) der von Grandpré, durch den Aire-Einschnitt, von Varennes nach Vouziers an der Aisne, in dichten Wäldern und 1000 m breit, berühmt durch die Kämpfe bei Grandpré 1792;
  • 4) der von Croix-au-Bois (bekannt durch den Sieg der Österreicher 14. Sept. 1792 zwischen Buzancy und Vouziers):
  • 5) der von Chène-Populeux (Chesne-le-Populeux, 162 m) mit der Straße von Sedan nach Vouziers.

Im Deutsch-Französischen Kriege boten jedoch diese Pässe der vorrückenden deutschen Maasarmee auf ihrem berühmten Flankenmarsch (Ende Aug. 1870) nur wenige Schwierigkeiten dar.

Argos (d. h. Ebene), im Altertum die Hauptstadt der peloponnes. Landschaft Argolis (s. d.), lag 4 km vom Meere in einer vom Inachus und Charadrus durchflossenen Ebene und war auf der Westseite von der Akropolis Larissa überragt. Die nach der Sage von Inachos oder seinem Sohne Phoroneus gegründete, nach Argos, dem Sohne des Zeus und der Niobe, benannte Stadt war der Mittelpunkt eines Königreichs, das sowohl in der achäischen Periode als nach der dor. Wanderung, seit letzterer unter der Herrschaft eines Zweigs der Herakliden (s. d.), der Temeniden, eine hervorragende Rolle in der griech. Sage und Geschichte spielte. Die Temeniden erreichten ihr Ende mit Meltas, worauf Könige aus einem andern Geschlechte folgten, bis vielleicht erst nach den Perserkriegen das immer mehr beschränkte Königtum gänzlich der Demokratie weichen mußte. Seit der Zeit des Temeniden Pheidon, der außer Argolis, Korinth, Sikyon und Phlius auch Ägina besaß und den Spartanern Kynuria entrissen hatte (gegen 748 oder 670–645), war es A. nie mehr gelungen, eine dauernde Hegemonie auch nur über das gesamte Argolis zu behaupten; aber es hielt mit der größten Zähigkeit an seinem Anspruche auf die Führerschaft der peloponnes. Staaten fest und geriet dadurch in Krieg mit Sparta. Diese Feindschaft, die den Grundzug

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 864.