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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Argyrodit - Arianer und Arianischer Streit

Münzkabinett von Paris. - Vgl. Schlumberger, Sigillographie de l'empire byzantin (Par. 1884).

Argyrodit, ein 1885 auf der Himmelsfürst-Fundgrube unweit Freiberg entdecktes Mineral, das als der Träger des 1886 zuerst von Winkler in seiner Selbständigkeit erkannten neuen Elements Germanium (s. d.) bemerkenswert ist. Die metallglänzenden stahlgrauen Kryställchen sind sehr klein, die einzelnen Kanten besitzen meist weit unter 1 mm Länge; sie gehören dem monoklinen System an, dessen prismatische Formen auch Zwillinge und Drillinge bilden. Die Individuen treten niemals einzeln auf, sondern sind zu warzigen, nierenförmigen, zapfenähnlichen Gestalten vereinigt. An freier Luft laufen sie nach und nach rötlich violett an; eine Spaltbarkeit ist nicht wahrzunehmen. Das spröde, ins Milde geneigte Mineral hat die Härte 2,5, das spec. Gewicht 6,1. Die chem. Analyse lieferte anfangs wegen der Unbekanntschaft mit dem neuen, darin vorhandenen Element ein unerklärliches Deficit von etwa 7 Proz. Die Zusammensetzung ist in Prozenten: 74,7 Silber, 6,9 Germanium, 17,1 Schwefel, 0,7 Eisen, 0,2 Zink (Summa 99,6); auch führt das Mineral wohl Spuren von Quecksilber. Als Formel ergiebt sich 3 Ag2S + GeS2. Beim Erhitzen im einseitig geschlossenen Glasrohr liefert es ein glänzendschwarzes Sublimat, in der offenen Glasröhre dagegen schweflige Säure; auf Kohle endlich schmilzt es zur Kugel, die weiße und citrongelbe Beschläge liefert und zuletzt ein Silberkorn zurückläßt. Als Begleiter des A. erscheinen Eisenspat, Zinkblende, Bleiglanz, Kupferkies, Pyrit, Silberglanz, Rotgültigerz, Stephanit.

Argyroide, eine dem Neusilber (s. d.) ähnliche, in Paris dargestellte Metalllegierung.

Argyrokastron, das alte Argyrion, Stadt im türk. Wilajet Jannina in Unteralbanien, nördlich von Delvino, auf drei felsigen, durch Schluchten getrennten Vorsprüngen des Keraunischen Gebirges, ist Sitz eines griech. Konsuls, hat 6000 E., Ruinen einer Citadelle im venet. Stil mit großen Kasematten, und ist durch Fabrikation von gutem albanes. Schnupftabak bekannt.

Argyrokratie (grch.), Geldherrschaft, die Aristokratie des Reichtums, soviel wie Plutokratie.

Argyromanie (grch.), hoher Grad von Geldgier.

Argyropulos, Johs., Humanist, um Verbreitung der griech. Litteratur im Abendlande verdient, geb. 1416 in Konstantinopel, lehrte seit etwa 1434 in Padua. 1441 in seine Vaterstadt zurückgekehrt, flüchtete er nach deren Eroberung durch die Türken (1453) abermals nach Italien. Cosimo de' Medici berief ihn 1456 als Lehrer der Philosophie und für den Unterricht seines Sohnes Pietro und seines Enkels Lorenzo nach Florenz. Als hier 1471 die Pest ausbrach, begab sich A. nach Rom, wo er den Unterricht fortsetzte und 1486 starb. Schüler von ihm waren u. a. Palla de' Strozzi, Poliziano und Reuchlin. Er lieferte Übersetzungen mehrerer Schriften des Aristoteles (Augsb. 1518-20), einen Kommentar über dessen Ethik und Politik (Flor. 1541) und einige theol. Flugschriften.

Argyrotoxos, s. Apollon.

Arhuacos, s. Amerikanische Rasse (S. 526 a).

Aria cattiva (ital., d. i. schlechte Luft), s. Malaria.

Ariadne, die Tochter des Minos, Könige von Kreta, und der Pasiphaë, gab dem Theseus (s. d.) das Garnknäuel, durch das er sich nach der Tötung des Minotauros aus dem Labyrinth wieder herausfand (Ariadnefaden), flüchtete dann mit Theseus und wurde nach älterer kretischer Sage auf der Insel Dia wegen der ihrem frühern göttlichen Geliebten Dionysos gegenüber begangenen Untreue von den Pfeilen der Artemis getötet. Nach anderer (attischer) Erzählung fand Dionysos die von Theseus auf Naxos Verlassene und vermählte sich mit ihr, oder Theseus mußte sie dem Dionysos abtreten. Nach ihrem Tode erhob sie Dionysos unter die Unsterblichen und versetzte die Krone, die er ihr bei der Vermählung gegeben, unter die Gestirne. Ältere und neuere Künstler haben oft Motive aus der Ariadnesage dargestellt: A. auf Naxos, von Theseus verlassen; Schlafende A. (berühmte antike Statue im Vatikan); A. und Dionysos (berühmtes Gemälde Tizians; London, Nationalgalerie); Hochzeitszug des Dionysos und der A. (Freskogemälde von Ann. Carracci im Palazzo Farnese zu Rom). Das plastische Meisterwerk Danneckers im Bethmann-Museum zu Frankfurt a. M. stellt A. auf einem Panther dar. - A. ist auch der Name des 43. Planetoiden.

Ariana, s. Iran.

Arianer und Arianischer Streit. Der erste tiefgreifende Lehrstreit in der christl. Kirche ist der arianische. Seit dem Ausgange des 2. Jahrh. entstanden verschiedene Richtungen, die im Interesse eines entschiedenen Monotheïsmus gegen die Erhebung Christi zu einer zweiten göttlichen Person Protest erhoben. An diese Bewegungen knüpfte Arius, aus Libyen gebürtig, seit 313 Presbyter in Alexandria, ein sittenstrenger, dialektisch wohl geschulter Mann von mehr verständig kritischer als spekulativer oder mystischer Richtung, an, indem er lehrte: Gott allein ist ungezeugt, hat das Sein aus sich selbst; er allein ist ewig und kein anderer ist ihm gleich. Auch der Sohn ist dem Wesen nach ihm ungleich, ist nicht wahrer Gott, nicht ewig wie der Vater; entstand er auch nicht in der Zeit (die erst mit der Schöpfung beginnt), so war doch ein Moment, wo er noch nicht war. Er ist auch ein Geschöpf, freilich das erste und vollkommenste und selbst Princip der Weltschöpfung, aber doch gleich allen andern Geschöpfen durch den Willen Gottes aus nichts hervorgegangen; er ist auch beschränkt, sowohl intellektuell, sofern er den Vater nicht vollkommen erkennt, als auch sittlich, sofern er von Natur des Bösen fähig und nur durch die freie Entscheidung seines Willens unwandelbar gut ist; weil er aber diese sittliche Beharrlichkeit im irdischen Wandel bewährt hat, erwies ihm Gott immer reichere Gnaden und ließ ihn an seiner eigenen Weisheit und Vernunft teilnehmen, so daß er durch dies Teilhaben selbst Gott ward und aus diesem Grunde Logos, Sohn Gottes, ja Gott genannt werden kann. Wegen dieser Ansichten ward Arius 318 auf einer Synode zu Alexandria durch Bischof Alexander abgesetzt und exkommuniziert. Er fand jedoch durch seine lebhafte Thätigkeit, sowie durch seine Schriften (die wichtigste, "Thalia", ist nur noch in wenig Fragmenten erhalten) beim Volk und bei vielen Bischöfen, wie z. B. Eusebius von Nikomedien, solchen Anklang, daß sich bald der ganze Orient teils für, teils wider ihn entschied. Um den Streit zu schlichten, berief Kaiser Konstantin das erste große ökumenische Konzil nach Nicäa, 325, welches, namentlich unter dem Einfluß des Athanasius (s. d.), den Arius verdammte und die volle Wesensgleichheit des Sohnes mit dem Vater (Homousie, daher die Anhänger Homousiasten)