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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Arichat; Arici; Aricĭa; Aricīn; Arīd; Arĭe; Ariège

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Arichat – Ariège

weiter Fernsicht, in eine der beliebtesten, namentlich auch von Malern besuchten Sommerfrischen der Römer und hat (1881) 2349 E., eine schöne, von Bernini erbaute Kirche und einen Palast der Fürsten Chigi mit großem Park. Nahe bei A. das sog. «Grabmal der Horatier und Curiatier», ein Denkmal in nachgeahmter altitalischer (etrurischer) Bauart, ein großer Würfel von Peperinquadern mit fünf abgestumpften Kegeln. A. steht an der Stelle der Burg der alten, in einem Thalkessel (Vallariccia) an der Via Appia gelegenen Stadt Aricia, einer der ältesten Städte von Latium, die in dem Kriege zwischen Marius und Sulla von ersterm zerstört und dann von Sulla wieder aufgebaut wurde. Der von den Alten oft genannte heilige Hain von A. und der Tempel der aricinischen Diana sind gleichbedeutend mit dem Hain und Tempel der nemorensischen Diana. Im Thalkessel unterhalb der jetzigen Stadt mündet der Abzugskanal (Emissarium) des Nemisees; von der Via Appia sind daselbst noch mächtige Unterbauten erhalten, deren große Quadern stellenweise noch bis zu 21 Reihen übereinander liegen und deren Bogen sich über 10 m erheben.

Arichat, Hafenstadt auf Kap Breton (s. d.).

Arici (spr. -ītschi), Cesare, ital. Dichter, geb. 2. Juli 1782 zu Brescia, wurde daselbst 1810 Professor der Geschichte und Litteratur am Lyceum, 1824 Professor der lat. Sprache. Er starb 2. Juli 1836. A. begründete seinen Ruf mit dem Lehrgedichte «La coltivazioni degli olivi» (Brescia 1808). Von seinen zahlreichen formschönen Dichtungen sind die nennenswertesten die didaktischen, «I coralli» (Brescia 1810), «La pastorizia» (ebd. 1814), in 6 Gesängen, die beste der poet. Arbeiten A.s, «Il Campo santo di Brescia» (ebd. 1823); «Gerusalemme distrutta», die Zerstörung durch Titus behandelnd, ist Fragment (Gesang Ⅰ-Ⅵ, ebd. 1818). Gesamtausgaben der «Opere» erschienen 1818 fg. (Brescia, 6 Bde.), vollständiger 1858 in Padua.

Aricĭa, s. Ariccia.

Aricīn, C₂₃H₂₆N₂O₄, ein Alkaloid der Cuscorinde.

Arīd (lat.), trocken, dürr; Aridität, Trockenheit, Dürre.

Arĭe (ital. aria; frz. und engl. air), ein Gesangstück für die einzelne Stimme, und zwar die größte und kunstvollste Form des Sologesangs. Der A. gegenüber steht das Lied (s. d.) als eine kleinere Form. Sie bildete sich aus demselben im 17. Jahrh., als die Periode der großen Gesangskunst sowie der theatralischen und oratorischen Musik begann, und erreichte ihre höchste Vollendung in Händel und seinen ital. Zeitgenossen. Die wirkliche A., auch große A. genannt, besteht aus zwei Teilen, von denen der erstere der ausführlichere ist und überdies wiederholt wird, so daß der zweite Teil als wirklicher Mittelteil erscheint und das Ganze eine rondoartige Gestalt erhält. Es ist dies die A. mit da capo oder in der Rundstrophe. Die Breite und Geschlossenheit dieser A. gestattet sowohl dem Komponisten wie dem Sänger die volle Entfaltung ihrer Kunst, was in diesem Maße bei keiner andern Art des Sologesangs möglich ist. Die A. kommt entweder als für sich bestehendes Musikstück vor und heißt dann Konzertarie, oder sie ist ein Glied eines größern, zusammengesetzten Tonwerks, einer Oper, eines Oratoriums u. s. w. Spielarten der A. sind: die (von A. Scarlatti eingeführte) konzertierende A., bei der ein oder einige Blas- oder Saiteninstrumente in eine Art Wettstreit mit der Singstimme gesetzt sind; die Bravourarie, welche dem Sänger vorzugsweise Gelegenheit giebt, seine Kehlfertigkeit zu entfalten; die syllabische A., auch Parlandoarie (ital. aria parlante) genannt, die in der komischen Oper vorkommt, das Melismatische fast ganz ausschließt und meistens auf jeder Textsilbe nur eine Note, bei einem vorwiegend schnellen Tempo, hat.

Ariège (spr. arĭähsch), Fluß im südl. Frankreich, entspringt am Col de Puy-Morens, an der Ostgrenze von Andorra, im Depart. Ostpyrenäen, fließt durch ein großes, schönes Thal an Ax, Tarascon, Foix, Pamiers und Auterive vorbei und mündet, links durch die Lèze, rechts durch den Hers verstärkt, 7,5 km oberhalb Toulouse nach 163 km Lauf (42, von Cintegabelle an, schiffbar) in die Garonne. Der A. führt Gold, daher sein Name (lat. und span. Aurigera).

Ariège (spr. arĭähsch), Departement im südl. Frankreich, nach dem Fluß A. benannt, besteht größtenteils aus den alten Gebieten von Foix und Conserans, grenzt im N. und W. an das Depart. Haute-Garonne, im S. an Spanien (Catalonien) und die Republik Andorra, im SO. an das Depart. Pyrenées-Orientales, im O. an Aude, hat 4893,87 (nach Berechnung des Kriegsministeriums 4903) qkm, (1891) 227491 E., darunter 474 Ausländer, und zerfällt in die 3 Arrondissements Foix, Pamiers, St. Girons mit 20 Kantonen und 336 Gemeinden. Hauptstadt ist Foix (s. d.). Das Departement liegt auf dem nördl. Abhange der Pyrenäen, die sich hier in dem Pic d’Estar (3073 m) und dem Montcalm (3080 m) bis über die Schneegrenze erheben. Die große Straße von Toulouse und Foix nach der Cerdagne führt über den Paß von Puymorens (1931 m). Der südl. und mittlere Teil ist von zahlreichen Ausläufern der Pyrenäen durchzogen; die wilden, oft nur durch hohe Saumpfade verbundenen Thäler sind von reißenden Bergströmen gebildet, unter denen die A. mit ihren Zuflüssen sowie der Salat und Arize, die ebenfalls der Garonne zueilen, die bedeutendsten sind. Nach Norden zu erweitern sich die Thäler dieser Flüsse und gehen allmählich in morastige Ebenen über. Das Klima ist sehr verschieden, doch im ganzen gesund und mild; drei Zehntel der Fläche sind unfruchtbar, Wald bedeckt ein Viertel, Kulturland ein Drittel. Die Gebirgsnatur des obern Landes begünstigt die Zucht von Schafen (1887: 394375), Rindern (99772), Pferden und Mauleseln; nur der nördl. Teil des Landes eignet sich zum Anbau von Getreide, das über den Bedarf gewonnen wird (1888: 140316 hl Gerste, 294548 hl Mais; 1889: 370603 hl Weizen, 138646 hl Roggen); auch baut man Hanf, Flachs, Ölpflanzen, Kastanien, edlere Obstsorten und einen mittelmäßigen Wein (1889: 42040 hl, im Durchschnitt von 1879 bis 1888 jährlich: 89380 hl). Die Waldungen, aus Fichten, Eichen und Korkeichen bestehend, liefern Nußholz, Terpentin und Pech für den Handel; das Gebirge ist von Hochwild, Bären, Wölfen und Gemsen belebt. Von großer Bedeutung ist die Eisen- und Stahlbereitung. Außer in Tuch, Strumpf-, Glas- und Hornwaren, Leinwand, irdenen Geschirren und Leder ist die Industrie beschäftigt mit Ausbeutung der mineralog. Schätze des Landes, namentlich mit der Gewinnung und Verarbeitung von ausgezeichnetem Eisen, besonders zu Rancié bei Vicdessos, Quecksilber zu Dalou, dann von Marmor, Jaspis, Alabaster, Gips, Schiefer, Amiant, Steinkohlen u. s. w. Unter den Salz- und heißen Quellen sind die von Ar und Ussat am bekanntesten. Das Departement wird