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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Asien (Klima, Pflanzen- und Tierwelt)

und die Dattelpalme fast der einzige Ernährer aus dem Pflanzenreich. Vom pflanzengeogr. Standpunkte aus muß man die Grenze zwischen Afrika und A. nicht in das Rote Meer, sondern in den nördl. Persischen Golf versetzen. Auch Mesopotamien und der pers. Südhang von Schiras an fügt sich wie eine Übergangszone zwischen A. und Afrika an die Dattelpalmenregion der Sahara und Arabiens, ja es schwinden die letzten Vertreter dieses Pflanzenkleides mit den Wäldchen der euphratischen Pappel erst an der Ostgrenze der Indischen Wüste. Aber das nördlich vom 30.° nördl. Br. gelegene Gebiet von Kleinasien und Syrien bis zum Pamir und westl. Himalaja, Turkestan und Thian-schan bildet das weite orient. Vegetationsgebiet, dessen Westrand völlig in Übereinstimmung mit dem östl. Südeuropa von Mittelmeerflora eingenommen ist, während im Innern die immergrünen Gebüsche gegenüber den dornigen Halbsträuchern (besonders Astragalus, Acantholominon, Cousinia) vorherrschen oder weite Salzsteppen an ihre Stelle treten. Dabei bringt die starke Gebirgserhebung Entfaltung einer reichen Alpenflora von südeurop.-innerasiat. Charakter hervor. In diesen Steppenlandschaften aber ist das Ursprungsland mancher der wichtigsten altweltlichen, uralten Kulturpflanzen zu suchen, zumal das des Weizens und Leins. Denn die Kultur ist ergiebig bei genügender Bewässerung, so in den Terrassen der iran. Randgebirge, wo noch bei 1300 m der Weizen, bei 975 m Höhe die Orange wächst, wo ganze Wälder europ. Obstarten und Myrten mit Weingärten und Rosengehölzen wechseln. Das Tiefland des Kaspischen und Aralsees trägt noch centralasiat. Charakter in seinen Wüsten und magern Weideländern, die nur das Kamel, Schaf und Pferd ernähren und regelmäßig von harten Wintern getroffen werden. Auch Gestalten der Tierwelt Afrikas sind heimisch auf arab. Boden, so Gazellen und Strauße, der Löwe, Hyäne und Schakal; das Kamel ist auch hier an die Wüstennatur gefesselt, und auf den steppenartigen, zeitweilig mit trocknen aromatischen Kräutern bedeckten Angern wird die edelste Pferderasse gezogen.

4) In Süd- und Südostasien unterscheidet sich das Klima der Tiefebenen und Küstenstriche von dem der innern Berggegenden, da diese den Einfluß des nahen Oceans nur auf jene beschränken. Noch am Südfuß der schneebedeckten Himalajaketten wie an dem von tropischer Sonne erwärmten Boden des bengal. Tieflandes und der Gestade des Ostindischen Archipels ist eine herrliche Tropenvegetation entwickelt, welche an Ausdehnung nur von der des tropischen Amerikas übertroffen wird. Von den vielen wichtigen, durch ihre Welthandelsprodukte ausgezeichneten Nutzpflanzen A.s haben hier besonders der Reis und das Zuckerrohr, ebenso die Sagopalme ihre Heimat, von Gewürzen der Zimmet, die Gewürznelken, der Ingwer, Pfeffer und die jetzt auch am meisten in Amerika gebaute Art von Baumwolle, Gossypium herbaceum L. Hier spielt die Betelnuß (Areca Catechu L.) ihre mächtige Rolle als Genußmittel. Beim Ansteigen aus den Tiefebenen auf die Plateaus und Gebirge bleibt die tropische Schwüle mit ihren begleitenden Erscheinungen zurück, die Gewürzpflanzen verschwinden, die Kokospalme steigt nur in Ceylon bis hoch auf die Berge des Innern auf, die Banane verliert sich meist oberhalb 1000 m. Dagegen beschatten dichte Waldungen hoch- und dickstämmiger, meist immergrüner Bäume die Gebirgsabhänge; und über den tropischen Hochebenen lagert ein milder Sommer mit der Möglichkeit für kräftige, durch die reiche Natur unterstützte Kulturarbeit. Auch die Tierwelt entspricht der großartigen Natur. Sie überragt die amerikanische an Größe und wetteifert mit der afrikanischen an Kraft. Die ausgedehnten Reisfluren Bengalens, die Sumpfwaldungen der Sunderban, des Tarai, der arakan., austral-asiat. und vorderind. Küstenebenen sind eine wilde Heimat des Elefanten, des Königstigers, Löwen, Panthers und Nashorns und ungeheurer Eber, oder Schlupfwinkel der Riesenschlange, des Krokodils und noch vieler gefürchteter Reptilien. Neben den tropischen Kulturpflanzen, wie Baumwolle und Zuckerrohr, gedeihen europ. Pflanzen aller Art, wiewohl der Reis Hauptnahrungsmittel bleibt. Neben dem Büffel und Kamel dienen die in Europa verbreiteten Haustiere dem Menschen, in beschränktem Grade jedoch nur das vielleicht erst spät hier eingeführte Pferd. Für Südasiens Jahreszeiten und Klima sind die zeitweilig herrschenden Winde, die Moussons oder Monsune, besonders wichtig. Dieselben bringen, aus der einen Richtung wehend, tropische Regengüsse, aus der andern kommend, Trockenheit und nicht selten sogar empfindliche Kälte, streichen aber nicht in gleich regelmäßiger Weise über alle Länder und Gewässer des Indischen Oceans, dessen Bereich ein Tummelplatz der heftigsten und verschiedensten Luftströmungen ist. In Vorderindien bilden die hohen Westghats eine Wetterscheide. Denn während die Westküsten und das Innere Hindustans die nasse Jahreszeit zwischen Mai und September haben, so fällt sie auf den Ostküsten vom Oktober zum Januar; und so bestehen ähnliche Unregelmäßigkeiten in Australasien, in Hinterindien und an den chines. Ostküsten, wo die besonders heftigen Orkane unter dem Namen Taifun (bei den Engländern Typhoons) gefürchtet werden. Allmählich tritt in Ostasien die tropische Vegetation zurück, welche über Annam nach Hai-nan in schmalem Küstensaum unter dem nördl. Wendekreise ausläuft und Formosa als letzte Hauptstation besetzt hält. Auf sie folgt eine gemäßigt subtropische, noch immer aber sehr reiche Flora, die sich über den größten Teil des eigentlichen China und über das südl. Japan ausdehnt, immergrüne Bäume umfaßt, Reiskultur erlaubt und Kampferbaum wie Theestrauch als Charakterpflanzen aufweisen kann. Durch lange Kultur sind in den Ebenen hier wilde Pflanzen ebenso selten wie wilde Tiere, unter den Haustieren das Schwein am verbreitetsten. Die Waldungen der Gebirgsabfälle haben in ihren untern Regionen durch baumartige Bambus, Palmenarten und immergrüne Gehölze äußeres tropisches Gepräge und enthalten, neben herrlichen Magnolien, Cypressenarten, Tannen, Eichen, Ahorn u. s. w., mehrere für Chinas Kultur und Handel wichtige Gewächse, wie besonders die Lack und Firnis liefernden kleinen Bäumchen, Rhus vernicifera L., Stillingia sebifera Willd. und Elaeococca verrucosa Juss. Bis 3000 m hoch steigen diese, mit Lorbeerarten und Rhododendren gemischt, in den Gebirgen von Jün-nan auf und treten hier in Verbindung mit der Flora des östl. Himalaja (s. d.). Aber jenseit der Wasserscheide gegen den Stillen Ocean hört dies bunte Bild auf, denn die Mongolei (s. d.) gehört zu der innerasiat. Steppen- und Gebirgswüstenflora. Auf den chines. Voralpen wie in den mittlern Gegenden der nahen Tiefebenen besteht nicht mehr