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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Assignation; Assimilation

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Assignation - Assimilation

1789 wurden 400 Mill. Livres in Anweisungen auf die geistlichen Güter in Umlauf gesetzt. Dieses Papiergeld sollte bei dein Verkauf jener Güter an Zahlungsstatt angenommen und auch im freien Verkehr als bares Geld angesehen werden. Kurz darauf gab man aber A. mit Zwangskurs aus, und die anscheinende Leichtigkeit, mit der sich auf diesem Wege den außerordentlichen Bedürfnissen der Revolutionskriege genügen ließ, führte zu einer so häufigen Wiederanwendung des nämlichen Verfahrens, daß sich im Febr. 1796 der Gesamtbetrag aller Emissionen auf die Summe von 45578 Mill. Livres belief. Hierzu kamen viele falsche A., die von England aus eingeschmuggelt wurden. Die A. waren von ihrem Ursprünge an nichts weiter als Anweisungen auf erhoffte, bestenfalls erst in längern Fristen eingehende Kaufgelder. Konnte schon desbalb ihr Zeitwert nicht dem Nennwerte entsprechen, so mußte überdies die Unsicherheit der einstigen Einlösung mit jeder Million steigen, um die der angenommene Preis der Nationalgüter bei der Ausgabe der A. überschritten ward. Bringt man noch die damalige Unsicherheit der öffentlichen Zustände in Rechnuug, so erklärt es sich, daß die A., die schon bei der ersten Verausgabung im Preise verloren, zu Anfang 1791 mit 90, gegen Ende 1792 mit 63, gegen Ende 1793 mit 45, Ende 1794 mit 22, bald darauf mit 17 Proz. ihres Nennwertes angenommen wurden, endlich aber nur 1/833 des Nennwertes in Metallgeld wirklich galten, so daß alle Waren einen enorm hohen Preis erreichten (ein Paar Stiefel z. B. 20000 Livres) und Beamte und Kapitalisten dem Hunger preisgegeben waren. Eine Zeit lang wollte man der Entwertung des Papiergeldes durch Bestimmung eines Maximum der Preise aller Waren begegnen, aber niemand vermochte die Produzenten und Händler zu zwingen, mit Schaden zu arbeiten und zu verkaufen. Das Direktorium empfing 1792 für 20000 Mill. neuausgegebeue A. kaum 100 Mill. Frs. in reellen Werten. Die Folge war eine allgemeine Zerrüttung aller wirtschaftlichen Verhältnisse. Endlich wurden die A. mittels Beschlusses vom 30. Pluviose des Jahres IV (19. Febr. 1796) außer Kurs gesetzt und zu einem Dreißigteil ihres Nennwertes gegen ein neues Papiergeld, die sog. Territorialmandate, umgetauscht; später setzte man die A. auf 1/100 der Mandate herab. Für diesen Preis wollte man sie gegen Mandate umtauschen, was aber nicht geschah, da die Inhaber sie lieber zu dem Spottpreise des Tags ausgaben. Auch den Mandaten wurde Zwangsumlauf gegeben, und es wurden sogleich für 1400 Mill. Livres emittiert. Sie wurden anfänglich zu 91, dann zu 60 Proz. ihres Nennwertes angenommen, sanken aber schnell im Preise und schwankten später zwischen 2 und 3 Proz. des Nennwertes. Schon 1796 mochte man sie im Handel nicht mehr annehmen, und als im Febr. 1797 der Zwangskurs aufgehoben wurde, die öffentlichen Kassen sie aber zum Tagespreise annahmen, wurden oft für 100 Livres Mandate nur 2 Liards oder 1/2 Sou (1/40 Livre) Münze bezahlt, so daß sie also auf 1/4000 ihres Nennwertes gefallen waren. Am 21. Mai 1797 erklärte ein letztes Dekret alle A. ungültig, die noch nicht gegen Mandate ausgewechselt waren.

Assignation (lat.), s. Anweisung.

Assimilation (lat., d. h. Anähnlichung) nennt man in der Physiologie denjenigen Akt der Ernährung (s. d.), vermöge dessen die von den Tieren der Außenwelt entnommenen Substanzen den Stoffen des lebenden tierischen und pflanzlichen Körpers immer ähnlicher gemacht und in organische Substanz umgewandelt (assimiliert) werden. In der Pflanzenphysiologie bezeichnet man mit A. im weitern Sinne alle Umwandlungen der von den Pflanzen aufgenommenen Stoffe zu Körpern, die für die Lebensthätigkeit des vegetabilischen Organismus erforderlich sind. Im engern Sinne dagegen versteht man in der Botanik unter A. vorzugsweise die Kohlenstoffassimilation, d. h. die Desoxydierung oder die Zersetzung der aus der umgebenden Luft aufgenommenen Kohlensäure in Kohlenstoff und Sauerstoff und die Nutzbarmachung des erstern für das Leben der Pflanze. Da der Kohlenstoff den Hauptbestandteil der Wandungen sämtlicher Zellen, aus denen die Pflanze besteht, bildet und außerdem noch stets an der Zusammensetzung des Zellinhalts in hervorragender Weise Anteil nimmt, so ist selbstverständlich die Kohlenstoffassimilation der wichtigste Faktor bei der Ernährung der Pflanzen. Trotzdem der Bedarf an Kohlenstoff ein so bedeutender ist, so wird doch derselbe ausschließlich aus den sehr geringen Quantitäten (gewöhnlich nur 0,04 bis 0,06 Proz.) Kohlensäure in der atmosphärischen Luft gedeckt. Die Pflanzen besitzen eben die Fähigkeit, der Luft die in ihr vorhandene Kohlensäure energisch zu entziehen. Die Kohlenstoffassimilation, also die Bildung organischer Substanz aus anorganischen Verbindungen, kommt jedoch nur den chlorophyllhaltigen Pflanzen zu. Es ist sicher nachgewiesen, daß bei nichtgrünen Pflanzen, also bei sämtlichen Pilzen, ferner bei vielen als Schmarotzer lebenden höhern Pflanzen, eine derartige Verarbeitung der von der Luft dargebotenen Kohlensäure nicht stattfindet, daß sie vielmehr darauf angewiesen sind, ihre Nährstoffe bereits in Form organischer Verbindungen aufzunehmen, indem sie entweder saprophytisch, d. h. auf Fäulnisprodukten sowohl tierischen wie pflanzlichen Ursprungs leben oder als Parasiten auf lebenden Organismen wachsen. Es ist ferner durch zahlreiche Untersuchungen festgestellt, daß die Kohlenstoffassimilation in den grünen Pflanzen nur bei Beleuchtung stattfindet, und zwar sind es vorzugsweise die gelben Strahlen des Spektrums, nach neuern Untersuchungen auch die roten Strahlen, unter deren Einwirkung diese Stoffumwandlung am energischsten vor sich geht. Bei der A. wird eine bedeutende Menge Sauerstoff von den Pflanzen abgeschieden, wovon man sich leicht überzeugen kann, wenn man eine Anzahl grüner Blätter unter Wasser legt und einer intensiven Beleuchtung aussetzt; es entwickeln sich dabei fortwährend Gasblasen, die sich bei näherer Untersuchung als ziemlich reines Sauerstoffgas erweisen. Es werden deshalb auch schon seit langer Zeit die Pflanzen und vorzugsweise solche mit stark entwickelten Blättern (denn die Blätter bilden den hauptsächlichsten Assimilationsherd) zur Verbesserung der verdorbenen Luft in Wohnzimmern u. dgl. empfohlen, indem sie derselben die Kohlensäure entziehen und dafür Sauerstoff abgeben.

In der Grammatik bezeichnet man mit A. den Vorgang, daß zwei aufeinanderfolgende verschiedene Laute durch eine Veränderung der Aussprache eines oder beider einander ähnlicher werden. Die A. ist entweder rückwärtswirkend, wenn der zweite Laut sich den ersten ähnlich macht, z. B. "Haupt" aus mittelhochdeutsch houbt, houbet, wo die Tenuis t die Media b ebenfalls zur Tenuis (p) gemacht hat, oder vorwärts wirkend im umgekehrten