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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Assus; Assyrien; Assyriologie; Ast

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Assus - Ast

bauten Stadt, die A. anstatt Ninive zur Residenz erhob. Hauptquellen der Geschichte A.s bilden ausführliche Inschriften auf Steinplatten, einem Obelisken, einem Monolith und einer in einem Steinkoffer im Tempel zu Balawat gefundenen Alabastertafel; heutzutage fast sämtlich im Britischen Museum. Eine summarische Aufzählung seiner Großthaten, die sog. Standard-Inschrift, ward in mehr denn hundert Exemplaren abgefaßt, die jetzt in den verschiedensten Museen Europas und Amerikas zerstreut sind. Von den griech. Schriftstellern wird A. öfters mit Sardanapal verwechselt.

Assus, Stadt in Troas am Meerbusen von Edremid (Adramyttium), auf einem hohen, schwer zugänglichen Felsen. Sie war äol. Ursprungs, kam im 7. Jahrh. v. Chr. unter die Herrschaft der lydischen Könige, im 6. Jahrh. unter die der pers. Großkönige, war im 4. Jahrh. der Sitz des Tyrannen Hermias von Atarneus, an dessen Hofe Aristoteles eine Zeit lang lebte, und kam nach den Kämpfen der Diadochen an das Pergamenische Reich. A. war der Geburtsort des Stoikers Kleanthes. Auf der Stelle des alten A. steht jetzt das Dorf Behram mit großartigen Ruinen, Gräbern, einem Gymnasium, vor allem aber einem der architektonisch merkwürdigen Tempel, von dessen altertümlichen Reliefs mehrere Platten 1838 für den Louvre in Paris erworben, andere bei den 1881-83 von dem amerik. Archäologischen Institut unternommenen Ausgrabungen aufgedeckt sind. - Vgl. Clarke, Report of the investigations at Assos in "Papers of the Archæological Institution of America. Classical Series", I (Boston 1882).

Assyrien, hebr. Asch(sch)ûr, in der Septuaginta Assur oder Asur, bei Josephus Assúras oder Asúras, gemeingriech. Assyria (bei den spätern verkürzt in Syria), westsyr. Othûr, ostsyr. Athôr, arab. Athûr, altpers. Athûrâ, assyr. wahrscheinlich Aschschûr, die etwa 165 000 qkm umfassende Landschaft, etwa 35-36½° nördl. Br., deren Norden zum Teil dem heutigen Kurdistan entspricht; bildet die obere Abteilung der Mesopotamischen Ebene die von dem südlich anliegenden Babylonien durch keine natürliche Grenze geschieden wird. Ihre Grenzen bildeten im N. das Armenische und Gordyenische Gebirge, im O. der Zagros und Choatros; im W. ist gleichfalls keine natürliche Grenze vorhanden. Das Land wird durch eine Reihe von Flüssen, die aus den benachbarten Gebirgen dem Tigris zufließen, bewässert; dem Großen und Kleinen Zab, dem Chabur und dem Didschleh (Gyndes). Geologisch betrachtet ist A. im N. und O. Gebirgsland, in seinem südlichern Teile aber eine Alluvialebene, die sich an die wellenförmigen Absenkungen der medischen und armenischen Grenzgebirge anschließt und in Babylonien fortgesetzt wird. Wie dieses, so war auch das südliche A. arm an Gestein jeder Art; auch der Mangel an Baumwuchs fiel schon den Alten auf. Hingegen wird von ihnen die Fruchtbarkeit des Landes gerühmt: Palmen, Öl- und Nußbäume und andere obsttragende Arten, allerhand Getreidearten, Baumwolle und Hanf werden von ihnen erwähnt. Die Fauna war nach den Reliefdarstellungen ehedem reicher als jetzt. An Metallen scheinen Eisen, Kupfer und Blei vorhanden gewesen, edle Metalle dagegen verhältnismäßig wenig gesucht worden zu sein.

Nach der Deutung eines Berichts der Bibel soll das Assyrische Reich von Nimrod, nach der eines andern (1 Mos. 10) von Assur, nach Ktesias von Ninus und Semiramis gegründet worden sein. Eine andere, weniger sagenhafte Auffassung ist bei Herodot und Berosus zu finden. Die Keilinschriften lassen uns bis jetzt über die Anfänge des Assyrischen Reichs noch völlig im Dunkel. Nur so viel scheint sicher, daß seine Entwicklung mit der der sog. Nordbabylonischen Reiche (vgl. dazu 1 Mos. 10) zusammenhängt. Deshalb steht auch die Sprache, Geschichte, Kulturgeschichte, Litteratur und Religion mit der Babyloniens im innigsten Zusammenhang (s. Babylonien). Im allgemeinen scheinen Kunst und Wissenschaft, Religion und Kultur bei den Assyrern ein Erbgut der Babylonier zu sein, womit man hinsichtlich der Wissenschaften das Verhältnis zwischen Griechen und Römern verglichen hat. Sicher ist, daß die assyrische Sprache eins mit der babylonischen ist, von der sie kaum durch Dialektunterschiede getrennt werden kann.

Assyriologie, Wissenschaft, die sich mit Erforschung der Schrift, Sprache, Geschichte und Altertümer Assyriens und Babyloniens (s. d.) befaßt.

Ast, in der Botanik Begriff von sehr verschiedenartiger Bedeutung. Im gewöhnlichen Leben bezeichnet man als A. meist jede Auszweigung des Stammes oder Stengels der Pflanzen. Da diese Auszweigungen aus Knospen hervorgehen, die in vielen Fällen sehr regelmäßig gestellt sind, so ist auch die spätere Anordnung der Äste eine regelmäßige und für verschiedene Pflanzen eine charakteristische. Bei den Bäumen und Sträuchern nennt man Äste nur die stärkern Zerteilungen des Stammes, die schwächern Zweige. Junge, noch nicht ein Jahr alte Äste nennt man Reis, Trieb oder Sproß. Bei den krautartigen Pflanzen liegen die Äste oft nieder und treiben Wurzeln in die Erde; solche nennt man Ranken oder Ausläufer. Die aus einem unterirdischen Stamme oder Wurzelstock oder (bei den Laubhölzern) aus oberflächlich verlaufenden Wurzeln hervorwachsenden Äste werden Wurzelsprossen, Wurzelbrut und (nur bei Holzgewächsen) Wurzellohden genannt. Äste oder Sprossen, die aus Adventivknospen (s. Knospe) an den Seiten der Baumstämme unterhalb der Krone hervorgehen, heißen Wasserreiser, Stammsprossen und Stammlohden; solche, die aus dem Stocke eines abgehauenen Baumstammes (infolge der Bildung von Adventivknospen) sich entwickeln, Stocklohden. Kurze, oberirdische, auf dem Boden liegende, aber nicht wurzelschlagende Aste, die von der Pflanze abgetrennt, sich bewurzeln und zu selbständigen Pflanzen werden, heißen Ableger und Absenker.

Ast, im Befestigungswesen die einzelne gerade Strecke einer Approche (s. d.).

Ast, Georg Ant. Friedr., Philolog und Philosoph, geb. 29. Dez. 1778 zu Gotha, studierte seit 1798 in Jena, habilitierte sich 1802 daselbst als Docent der Philosophie und Philologie und wurde 1805 Professor der klassischen Litteratur in Landshut, von wo er mit der Universität 1826 nach München übersiedelte. Er starb dort 31. Okt. 1841. A. schrieb "System der Kunstlehre oder Ästhetik" (Lpz. 1805), "Wissenschaftliche Darstellung der Grammatik, Hermeneutik und Kritik" (Landsh. 1808), "Grundlinien der Philosophie" (2. Aufl., ebd. 1809), "Grundriß der Geschichte der Philosophie" (ebd. 1807; 2. Aufl. 1825), "Hauptmomente der Geschichte der Philosophie" (Münch. 1829), "Entwurf der Universalgeschichte" (Landsh. 1810), "Platos Leben und Schriften" (Lpz. 1816). Außerdem bearbeitete er mehrere Schriften des Plato,