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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Astorĭa; Asträa; Astrabād; Astraea

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Astoria - Astrabad

1681 in Neapel als Sohn des kaiserl. Obersten Girolamo Capece, der wegen Teilnahme an einem Aufstande gegen König Philipp V. von Spanien 3. Okt. 1701 in Neapel hingerichtet wurde. A. wurde wahrscheinlich 1702, als Philipp V. das Königreich beider Sicilien besuchte, von diesem mit nach Spanien genommen und in das in der Provinz Leon gelegene Kloster A. gebracht; seither führte er statt des geächteten Namens Capece den dieses Klosters. Von dort kam er, wahrscheinlich 1711, nach Österreich, das er jetzt als seine Heimat betrachtete. Er starb 21. Aug. 1736 im Kreise von Verwandten auf dem böhm. Schlosse Raudnitz an der Elbe. Von seinen Kompositionen ist ein (in neuerer Zeit gedrucktes) "Stabat mater" in B-dur deshalb so bekannt und berühmt geworden, weil man es in Verbindung brachte mit den Seelenqualen, die er und seine angeblich auf dem Richtplatze unter Krämpfen verschiedene Mutter erduldeten, als sie der Enthauptung seines Vaters beiwohnen mußten; doch sind die Erzählungen hierüber nirgends beglaubigt. A. komponierte mehrere Kirchenstücke ähnlicher Art, unter denen eine Messe in G-moll hervorzuheben ist. In besonderm Ansehen stand er unter seinen Zeitgenossen wegen seiner ital. Solokantaten, die noch in ziemlicher Anzahl existieren und ihn als echten Schüler A. Scarlattis kennzeichnen. Handschriftlich existiert auch eine unbedeutende Oper "Dafne". - Vgl. Rochlitz, Für Freunde der Tonkunst (3. Aufl., 4 Bde., Lpz. 1868).

Astorĭa, Hauptstadt des County Clatsop im nordamerik. Staate Oregon, nordwestlich von Portland, etwa 15 km von der Mündung des Columbia in den Stillen Ocean, ist Einfuhrhafen und Hauptsitz des Lachsfischfangs auf dem Columbia und hatte (1880) 2803, (1890) 6184 E., zahlreiche und große Lachsverpackungsanstalten, die nach dem Osten der Union und Europa verschicken und vielfache Dampferverbindungen. A. wurde schon 1811 auf Veranlassung von Joh. Jak. Astor (s. d.) von der amerik. Pelzhandelscompagnie gegründet.

Astraea, eine Koralle, s. Hexaktinien.

Asträa, Name der Dike, s. Astraia. - A. ist auch der Name des 5. Planetoiden.

Astrabād, Astarabad oder Isterabad, Stadt in Persien, 30 km von der Südostecke des Kaspischen Meers, in ausgedehnter Ebene am Fuß eines hohen, dichtbewaldeten Ausläufers des Elbursgebirges und im Hintergrunde des Golfs von A. oder von Aschraf, eines Haffs (65 km lang, gegen 15 km breit), welches von einer schmalen, sandigen, der Küste parallel gegen Osten auslaufenden Nehrung, der Halbinsel Mijan-Kaleh (Potemkin bei den Russen) begrenzt wird. Die Stadt, weitläufig im Viereck gebaut und von einer hohen mit Schießscharten versehenen Mauer umgeben, hat 18000, nach andern nur 4000 E., gut gepflasterte und mit sorgfältig erhaltenen Wasserabzügen versehene Straßen und Lehmhäuser mit spitzen Ziegeldächern, die nach den Straßen hin meist von langen Gartenmauern eingefaßt sind. Die Menge verfallener Gebäude, unter denen die Trümmer des von Schah Abbas erbauten Prachtschlosses, geben der Stadt ein ödes Ansehen, das nur durch den großen Bazar, die Karawanseraien und viele offene Moscheen einigermaßen gemildert wird. Das stattlichste Gebäude ist das russ. Konsulat mit prächtigem Garten. Die Umgegend, ein zerrissenes und unregelmäßig urbar gemachtes Gelände, ist an vielen Stellen sumpfig, daher ungesund, aber überaus fruchtbar und reich an Wald, Orangen und Citronen. Die Tierwelt ist die charakteristisch persische; von größern Raubtieren finden sich Panther, Leoparden, Hyänen und Schakale, ab und zu selbst Tiger.

Aga Mohammed verpflanzte den Stamm der Kadscharen hierher, der durch sein Fürstenhaus zum herrschenden im Persischen Reiche geworden ist. Nur spärliche Reste der Kadscharen leben noch hier, und zwar in größter Dürftigkeit. A. ist ein Zufluchtsort für die von den Schiiten verfolgten Sunniten, denn es ist das "Haus der wahren Gläubigen" (Dâr el-Mumenîn). Die sehr alte Stadt wurde 1384 von Timur erobert; aus Mißtrauen gegen die Einwohner ließ Schah Nadir das feste Schloß schleifen, und seitdem geriet A. mehr und mehr in Verfall. Erst seit neuerer Zeit hat sich ihr Handel wieder gehoben, da sie viel von Russen besucht wird, welche die nahe Insel Aschur-ade besetzten und nordöstlich von dieser, unweit von der Küste, ein Fort anlegten, wie auch weiter östlich am Gurgan das Fort Kisil-Alan. Außer Baumwolle, Reis, Seide, Rohrzucker, den Hauptstapelprodukten der Provinz, sowie Teppichen, Pferdedecken, Gerste, Naphtha, Salz, Seife aus Sesamöl, das hier im großen gewonnen wird, bringen die Russen Hausenblase, gesalzene Hausen und eine große Menge Kaviar zur Ausfuhr. Der ansehnliche Handel hatte 1879 einen Wert von 1700000 M. für Einfuhr (Baumwollstoffe, Zucker, Tuche, Kupfer), 3 Mill. M. für Ausfuhr (Seide, Baumwolle, Felle, Häute), und wird durch den Ort Ges vermittelt, westlich von A., mit etwa 1200 E. A. hatte früher für Chorassan und Afghanistan dieselbe Handelsbedeutung wie Rescht für den Westen des Landes. Durch die Erbauung der Transkaspischen Eisenbahn aber wird der Handel von Chorassan ohne Zweifel nach dieser abgelenkt werden.