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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Athenaeum; Athenagoras; Athenaia; Athenaion; Athenaios; Athenais; Athenäum; Athenäus; Athene; Athenodorus; Athens

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Athenagoras - Athens

Künstler sie als friedliche Göttin, als A. Ergane oder als Agoraia (zum Volke Redende) bezeichnen, so werden meist die Attribute des Schildes oder Speers, seltener beide zugleich, weggelassen. Niemals erscheint A. unbekleidet, sondern immer mit langem, bis auf die Füße herabreichendem und den ganzen Körper bedeckendem Gewand, oft auch noch mit einem Überwurf bekleidet (s.Fig.2: Archaische A. aus dem äginetischen Tempelgiebel).

^[Abb.: Fig. 2.]

Die Formen des Körpers zeigen mehr Kraft als weibliche Fülle; der Ausdruck des Gesichts ist der ruhigen Ernstes und klarer Verständigkeit, mehr streng und würdevoll als anmutig. Phidias hatte ihr noch ein mehr rundliches, volleres Gesicht gegeben, und unter seinem Einfluß ist auch später dieser Typus oft nachgebildet worden. Ein anderer Typus zeigt ein längliches, schmales, scharfgeschnittenes Gesicht, so namentlich eine schöne Statue im Louvre, sowie eine Büste in der Glyptothek in München.

Vgl. Lauer, System der griech. Mythologie (1853); F. A. Voigt, Beiträge zur Mythologie des Ares und der A. (Lpz. 1881); Röscher, Die Grundbedeutung der A. in «Nektar und Ambrosia» (ebd. 1883).

Athenagoras, einer der sog. Apologeten, stammte aus Athen, verfaßte 177 eine an Marc Aurel gerichtete «Bittschrift für die Christen» und eine Schrift «Über die Auferstehung der Toten». Von seinem Leben ist nichts Näheres bekannt. Unter den Apologeten läßt er die specifisch christl. Lehre am auffallendsten zurücktreten. Seine Schriften gab Otto im «Corpus apologetarum», Bd. 7 (Jena 1857) heraus.

Vgl. Märkel, De Athenagorae libro apologetico (Königsb. 1857); Reim, Rom und das Christentum (Berl. 1881).

Athenaia (Athenaie), s. Athena.

Athenaion, s. Athenäum.

Athenaios, s. Athenäus.

Athenais, byzant. Kaiserin, geb.um 400 n.Chr., erhielt von ihrem Vater, dem Rhetoriker Leontios, eine vortreffliche Erziehung. Um nach dessen Tode die kaiserl. Rechtshilfe im Erbstreit mit ihren Brüdern anzurufen, begab sie sich um 420 nach Konstantinopel. Augusta Pulcheria, Schwester des Kaisers Theodosius II., welche die Regentschaft führte, bestimmte sie wegen ihrer Schönheit und Bildung zur Gemahlin ihres Bruders. A. ließ sich taufen und nahm die Namen Alia Eudokia an. Nachdem sie, seit 421 mit dem Kaiser vermählt, diesem eine Tochter Eudoxia geboren hatte, unternahm sie (438) eine Wallfahrt nach Jerusalem. Später musste sie, beim Kaiser verdächtigt, Konstantinopel verlassen; sie zog sich nach Jerusalem zurück, das sie mit Bauten schmückte und wo sie 460 starb. Ihr episches Gedicht zum Ruhm der Siege Theodosius' II. über die Perser ist verloren gegangen, ebenso ihre metrischen Metaphrasen des Octateuch, des Daniel und Zacharias; nur von ihrer heroischen Dichtung «Cyprianus und Justina» hat sich ein Bruchstück erhalten, das Vandini in Florenz entdeckte und herausgab («Graecae Ecclesiae vetera monumenta», Bd. 1, Flor. 1762). Ihr werden auch die «Homerocentra» (s. d.) zugeschrieben, «Eudaxiae Augustae carminum reliquiae» gab Ludwich heraus (Königsb. i. Pr. 1893).

Vgl. Wiegand, Eudokia (Worms 1870); Ludwig, Eudokia, Gattin Theodosius' II., als Dichterin (im «Rhein. Museum», Bd. 37, 1882); Gregorovius, Athenais. Geschichte einer byzant. Kaiserin (3. Aufl., Lpz. 1892).

Athenäum (Atbenaion), eine von Kaiser Hadrian um 135 n. Chr. zu Rom errichtete Anstalt, worin teils Unterricht in den Fächern der allgemeinen wissenschaftlichen Bildung, den sog. Artes liberales, erteilt wurde, teils Schriftsteller ihre Werke öffentlich vorlasen. In neuerer Zeit bat man das Wort als Name für verschiedene höhere Unterrichtsanstalten und wissenschaftliche Vereine (besonders in Italien), sowie als Titel für Zeitschriften (s. den folgenden Artikel) gebraucht.

Athenaeum, englische, in London erscheinende Wochenschrift für engl. und ausländische Litteratur, Wissenschaft und Kunst, 1828 gegründet, seit 1830 von Charles Wentworth Dilke herausgegeben, dessen Enkel Sir Charles Dilke seit 1869 Besitzer der Zeitschrift ist; 1853-69 redigierte sie William Hepworth Dixon. Den Vertrieb hat John C.Francis. - Zur Geschichte der Zeitschrift vgl. Francis, John Francis, publisher of the Athenaeum. A literary chronicle of half a century (2 Bde., Lond. 1888).

Athenäus (Athenaios), griech. Rhetor und Grammatiker, aus Naukratis in Ägypten, lebte zu Ende des 2. und zu Anfang des 3. Jahrh. n. Chr., anfangs in Alexandria, später in Rom. In seinem Werke «Deipnosophistai» (Gastmahl der Gelehrten; 15 Bücher, von denen das erste und zweite und der Anfang des dritten nur im Auszuge vorhanden) werden in der Form des Tischgesprächs eine Menge Gegenstände der altgriech. Sitte, des häuslichen, weniger des öffentlichen Lebens, der Kunst und der Wissenschaft, freilich großenteils unter kleinlichen Gesichtspunkten, behandelt. Der Gastgeber ist der röm. Pontifex Larensius, 29 hochgebildete Gäste sind zugegen. Die Unmasse des besonders aus antiken Werken excerpierten Stoffes läßt die gewählte Form vollkommen in den Hintergrund treten. Die Sammlung ersetzt durch ihre Citate zum Teil den Verlust einer Menge von Schriftstellern. Von der wichtigen Ausgabe des Casaubonus erschienen zuerst Text und Übersetzung (Genf 1597), dann der Kommentar (Lyon 1600), endlich alles zusammen (ebd. 1612, zuletzt 1664); dann der Kommentar ohne Übersetzung (Lpz. 1796-1838); einen auf neue handschriftliche Vergleichungen begründeten Text mit der lat. Übersetzung enthält die Ausgabe von Schweighäuser (14 Bde., Straßb. 1801-7). Gute Handausgaben haben Dindorf (3 Bde., Lpz. 1827) und Meineke (Bd. 1-3, ebd. 1858, 1859; Bd. 4, «Analecta critica» enthaltend, ebd. 1867; neue Bearbeitung von Kaibel, 3 Bde., ebd. 1887-90) geliefert.

Athene, s. Athena.

Athenodorus, griech. Bildhauer, s. Laokoon.

Athens, Stadt im County Clarke des nordamerik. Staates Georgia, im Ostnordosten von Atlanta am Oconee, ist Sitz der Staatsuniversität und hat (1890) 8639 E., darunter viele Farbige.