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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Atina - Atlantis

Atīna, Stadt im Kreis Sora der ital. Provinz Caserta, nahe der Melfa (Melpis der Alten), hat (1881) 4102 E., ein Eisenhüttenwerk und Fabrikation von Wolldecken. Ursprünglich eine Stadt der Volsker, von der noch die Mauern aus unregelmäßigen Kalkblöcken vorhanden sind, war A. zur Zeit der Langobarden byzantinisch, gehörte im 10. Jahrh. zum Fürstentum Benevent, hierauf zum Fürstentum Capua, im 12. Jahrh. zum Territorium des Klosters Monte-Cassino (Terra Sancti Benedicti), bis 1180 Sitz eines Bischofs. Im Mittelalter erscheint der Ort auch als Atinum. (S. auch Atena Lucana.)

Ätiologie (grch.), die Lehre von den Krankheitsursachen, die Grundlage der Therapie sowie der Hygieine, der Diätetik und der Prophylaxis (s. Krankheit und Medizin).

Atis, s. Attis.

Atitlān, Santiago de, Indianerort im Departamento Solola des mittelamerik. Staates Guatemala, am See A., in 1568 m Höhe, die alte Residenz der Zutugil-Könige, hat 9000 E., Baumwollweberei und Mineralquellen. Der See A. (39 km lang, 16 km breit und in der Mitte 600 m tief) ist von steilen Abhängen umschlossen und hat kleine Zuflüsse, indessen keinen sichtbaren Abfluß. Am Südrande der thätige Vulkan A. (3573 m), im SW. der erloschene Vulkan San Pedro (2300 m).

Atjeh, s. Atschin.

Atkarsk. 1) Kreis im mittlern und südöstl. Teil des russ. Gouvernements Saratow, hat 12510,3 qkm mit 266119 E., meist Großrussen, darunter 14000 deutsche Kolonisten. – 2) Kreisstadt des Kreises A., an der Atkara, unweit ihrer Mündung in die Medwediza, an der Linie Tambow-Saratow der Russ. Staatsbahnen, führt ihren Namen von dem tatar. Dorfe Itkara oder Etkara, das hier im 14. Jahrh. lag, und hat (1885) 7816 E., Post, Telegraph; Ackerbau und bedeutenden Getreidehandel.

Atkha, s. Alëuten.

Atkinson (spr. ättkinß’n), Thomas William, engl. Reisender, Maler und Architekt, geb. 6. März 1799 in Yorkshire, bildete sich zum Architekten aus und baute eine Kirche in Manchester. 1844 unternahm er eine Reise über den Ural nach dem Altai, 1845 durch die Kirgisensteppe bis an den Fuß des Alatau und 1849‒52 über Kobdo und Uljassutai auf bisher noch von keinem Europäer betretenen Wegen bis in das Innere der Mongolei zum Aul des Sultans Sabeck unter 44° 40’ nördl. Br. und 79° östl. L. von Greenwich. Er gab die reich illustrierten Werke «Explorations in Oriental and Western Siberia» (Lond. 1857) und «Travels in the regions of the Upper and Lower Amoor» (ebd. 1860) heraus. A. starb 13. Aug. 1861 zu Lower Walmer in Kent.

Atkyns (spr. ättkins), Sir Robert, engl. Jurist und Staatsmann, geb. 1621, stammte aus alter begüterter Familie in Gloucestershire, widmete sich dem Studium der Rechte und erlangte bald als Sachwalter großes Ansehen. Bei der Krönung Karls Ⅱ. 1661 wurde er Ritter des Bathordens, bald darauf Abgeordneter für Eastlow, 1672 Richter am Court of Common Pleas. Aus Mißvergnügen über das Bestreben des Hofs, die Unabhängigkeit des Richterstandes zu untergraben, verzichtete A. 1680 auf seinen Sitz im Gerichtshof. 1682 in einen Aufruhrprozeß verwickelt, zog er sich auf seine Besitzungen in Gloucestershire zurück. Als 1683 der Prozeß gegen Lord William Russell (s. d.) verhandelt wurde, verfasste A. zwei Rechtsgutachten, die mit glänzender Beredsamkeit die Grundlosigkeit der Anklage nachzuweisen suchten. Nach der Thronbesteigung Wilhelms Ⅲ. wurde A. 1689 Präsident des Schatzkammergerichts und erhielt den Vorsitz im Oberhause, welche Stelle er bis 1692 bekleidete. Er legte 1694 seine Ämter nieder und zog sich auf seine Besitzung Saperton-Hall in Gloucestershire zurück, wo er 1709 starb. A.’ «Parlamentary and political tracts» (Lond. 1734) sind wichtige Beiträge zur Zeitgeschichte.

Atlánt (nach dem den Himmel tragenden Atlas), in der Baukunst eine kräftige, männliche Figur, die an Stelle der Säule bestimmt ist, Gebälk, eine Konsole oder dgl. aufzunehmen. Beispiele von A. bieten z. B. der Zeustempel zu Girgenti und aus jüngerer Zeit das Theater von Athen und die Bäder von Pompeji. Bei den Römern nannte man sie auch mit einem ebenfalls dem Griechischen entlehnten Worte Telamone. Die Baukunst der Griechen und Römer sowie der Renaissancestil zeigt die A. meist in ruhiger Stellung, während die Barockzeit sie gern überbürdet und ihrer Last kraftvoll widerstrebend darstellt. Die weibliche gebälktragende Figur heißt Karyatide (s.d.).

Atlánta, Hauptstadt des nordamerik. Staates Georgia und des County Fulton, in 335 m Höhe, malerisch auf Hügeln gelegen, jetzt Hauptknotenpunkt der Bahnen des Staates und eine der hervorragendsten Handels- und Industriestädte des Südens, weshalb man es das «Chicago des Südens» genannt hat. Sie wurde 1845 gegründet und hatte 1850: 2572, 1870: 21789, 1880: 37421, 1890: 65533 E. Hervorragende Gebäude sind das Staatskapitol, Gerichts-, Opernhaus, das Kimballhotel, eine Universität für Farbige, sowie eine mediz. Schule. Die Umgebung ist reich an Mineralien, Getreide und Baumwolle. Im Bürgerkriege war es Operationsbasis der Konföderierten für Georgia und benachbarte Staaten. Am 2. Sept. 1864 ergab es sich nach langer Belagerung dem General Sherman, der den Geschäftsteil der Stadt niederbrannte.

Atlanten, s. Atlant und Atlas.

Atlantiāden oder Atlantiden, die Töchter des Atlas, soviel wie Plejaden (s. d.).

Atlantic, abgekürzter engl. Name des Atlantischen Oceans (s. d.).

Atlantic and Pacific-Railroad, s. Pacific-Eisenbahnen.

Atlantic-City (spr. ßitti), Stadt im County Atlantic des nordamerik. Staates Neujersey, am Atlantischen Ocean, Seebad, hat (1890) 13055 E. sowie etwa 60 teils sehr große Hotels, von denen mehrere das ganze Jahr hindurch offen sind. Mit Philadelphia ist es durch drei Bahnen verbunden.

Atlantīden, s. Atlantiaden.

Atlantis, einem Mythus zufolge, den nach Plato (im «Timäus» und «Kritias») ein ägypt. Priester dem Solon erzählt haben soll, der Name einer Insel im Atlantischen Ocean, die angeblich größer als Asien und Libyen zusammen war, infolge eines Erdbebens aber versunken sein soll. Möglicherweise hat Plato sich durch eine Sage wie die von den Inseln der Seligen zu seinem Mythus von der A. anregen lassen. Manche wollten in den Canarischen Inseln Überreste der A. wiederfinden; andere verstanden darunter gar die Skandinavische Halbinsel. Vielfachen Anklang hat die von Bircherod in einer Abhandlung «De orbe novo non novo» (Altdorf 1685) ausgeführte Vermutung gefunden, daß phöniz. oder karthag. Handelsschiffe, durch Stürme und Strömungen von ihrem Wege abgetrieben, nach Amerika verschlagen worden und von dort glücklich zurückgekehrt sein könnten und auf ihren Erzählungen die Sage von der A. beruhe. –