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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Atlantischer Ocean

als im Osten, in den untern Teilen aber kälter, da die Polarströme hier ihre Wirkung zeigen. Im südlichen A. O. ist der Westen oben wärmer als der Osten. Unter dem Äquator beträgt die Tiefentemperatur des A. O. in 180 m 13,4°, in 366 m 8,2°, in 550 m 5,4°, in 914 m 4,0°, in 1829 m 3,0°, in 2377 m 2,0°, in 4160 m bis zum Boden 0,9° C. In den außertropischen Tiefen kommen Bodentemperaturen bis -2° vor. Von 1800 m an verschwindet der Einfluß der geogr. Breite; die niedrigsten Tiefentemperaturen liegen dort, wo die Polarströme fließen.

In Bezug auf die herrschende Windrichtung zerfällt der A. O. in drei Teile: die Region der Passate in der heißen Zone und zu beiden Seiten derselben die Regionen der veränderlichen Winde, die bis zu den nördl. und südl. Grenzen reicht. Zwischen den Passaten liegt die Kalmenregion. Im allgemeinen zeigt der Passat an den Gestaden der Alten Welt eine mehr meridionale Richtung, in der Nähe der Neuen Welt dagegen nähert sich die Windrichtung in beiden Hemisphären der Ostrichtung. An den Ostküsten des A. O., nördlich vom Äquator, besonders im Golf von Guinea, wird die Passatregion von der Küste selbst durch einen bis 300 km breiten Zwischenraum geschieden; dagegen greift der Passat nördlich vom Kap San Roque weit auf das Festland herüber und begünstigt dadurch die Schiffahrt auf dem Amazonas und dem Orinoco. An der Küste von Niederguinea wird der Passat durch die Erwärmung des Kontinents in einen Südwestwind abgelenkt. An den Küsten von Oberguinea bis zu den kanarischen Inseln weht ein monsunartiger Wind, der in der heißen Jahreszeit landeinwärts gerichtet ist und in dem großen Auflockerungsgebiete der Sahara seine Erklärung findet. Im nördlichen A. O. finden sich an der Nordgrenze des Passats die Roßbreiten (s. d.) und vom 30. bis 60. Breitengrade die Region der veränderlichen Winde, doch herrschen die westlichen entschieden vor. Ihre Häufigkeit verhält sich zu der der östlichen fast wie 2:1; namentlich sind die südwestl. Winde häufig im Sommer. Eine entsprechende Region von Roßbreiten und vorherrschenden Westwinden zeigt sich im südlichen A. O. Stürme finden sich in allen Teilen des A. O., am seltensten in der Passatregion. Besonders gefürchtet sind die Ränder des Golfstroms, der Busen von Biscaya und die Gegend östlich vom Kap Hoorn; am furchtbarsten sind aber die westind. Wirbelstürme (Cyklone und Tornados), deren Region bis über Kap Hatteras hinausreicht.

In dem engsten Zusammenhange mit der Verteilung der Winde stehen die Bahnen, die die Schiffahrt, namentlich die Segelschiffe, auf dem A. O. innehält. Von Europa nach Nordamerika giebt es zwei Hauptlinien. Auf der nördlichen, namentlich für Dampfer und gute Segler empfehlenswert, hält man sich im Anfang des Jahres in 46-50° nördl. Br. bis etwa zum 34.° westl. L.; dann steuert man südwestlich zum 43.° nördl. Br. und auf diesem Parallel zwischen der Neufundlandbank und dem Golfstrome hindurch, bis man in die südwestl. Küstenströmung und mit ihr zum Bestimmungsort gelangt. In der zweiten Hälfte des Jahres steuert man noch nördlicher bis zum 55.° nördl. Br. Und geht dann ungefähr vom 25.° westl. L. erst weiter nach Süden. Die zweite, südl. Route ist namentlich schwächern Seglern zu empfehlen; diese suchen möglichst schnell die Passatregion zu erreichen, indem sie westlich von Madeira steuern; in diesem Gürtel halten sie sich auf dem 22. bis 28. Parallel, bis etwa 60° westl. L., und steuern dann südlich an den Bermudas vorüber nach dem gewünschten Hafen. Bei der Rückfahrt nach Europa sucht man möglichst schnell den Küstenstrom zu kreuzen und dann den Golfstrom nördlich zu verlassen. – Von Europa nach den brasil. Häfen steuert man entweder zwischen den Azoren und Madeira hindurch oder zwischen dieser Insel und den Canaren, je nachdem der Ausgangshafen nördlich oder südlich vom 40. Breitengrade liegt. Weiter sucht man dann den Äquator unter 22-27° westl. L. zu schneiden, weil hier die Zone der Windstillen schmaler ist als weiter östlich; zuweilen gelangt man fast ohne Kalmen zum Südostpassat. Auf der weitern Fahrt zum Kap Hoorn steuert man in der Region der vorherrschenden Westwinde ziemlich nahe an der patagon. Küste, etwa in einer Entfernung von 200 km, weil weiter außen durch den fast immer westlichen, zuweilen zum Sturm anschwellenden Wind ein sehr schwerer Seegang herrscht; man sucht deshalb westlich der Falklandsinseln zu fahren. Auf der Rückreise dagegen, wo Wind und Strom behilflich sind, steuert man östlich von dieser Gruppe, sucht den Wendekreis des Steinbocks in der Nähe des Meridians von Ferro zu schneiden, um dann mit den Passaten nordnordwestlich und in der Region der vorherrschenden Westwinde wieder nach Osten zu steuern. Von den brasil. Häfen steuert man zunächst seewärts und sucht dann den Äquator zwischen 24 und 30° westl. L. zu kreuzen, je nachdem man europ. oder nordamerik. Häfen erreichen will. - Von Europa nach dem Busen von Guinea hält man sich etwa am Meridian von Ferro bis südlich vom Kap Verde, und von da weiter immer in nicht allzu, großer Entfernung von der Küste, da hier die Fahrt durch den Südwestmonsun wesentlich begünstigt wird. In größerer Entfernung von der Küste von Oberguinea würde man in die Äquatorialströmung und in den Südostpassat gelangen, was für die Fahrt rückwärts sehr günstig ist; man fährt dann im Mai bis Dezember unmittelbar nördlich vom Äquator, in der übrigen Zeit des Jahres in etwa ½-2° südl. Br. bis zum 27. bis 32.° westl. L. je nach dem Bestimmungsorte. - Von Europa nach dem Kap der Guten Hoffnung oder nach Niederguinea muß man auf der nördl. Halbkugel denselben Weg einschlagen, als wollte man nach den brasil. Häfen. Erst nachdem die Passatregion südlich verlassen ist, wendet man sich östlich. Auch für St. Helena ist dieser Weg jederzeit möglich; doch kann man für beide Bestimmungen auch zunächst den Busen von Guinea zu erreichen suchen, um von da immer in der Nähe der Küste südlich zu steuern mit Hilfe der Südwestwinde, die vom Januar bis September hier wehen. Schwache Segler ziehen die westl. Fahrt vor. Für Schiffe, die den Indischen Ocean erreichen wollen, ist die westl. Route ausschließlich zu empfehlen, ein Anlegen in Kapstadt ist womöglich zu vermeiden; man steuert auf dem 40.° südl. Br., vom Dezember bis Februar noch südlicher, von Wind und Strom begünstigt. - Die Zeiten, die in neuester Zeit von Segelschiffen auf den verschiedenen Fahrten gebraucht wurden, sind folgende: Vom Kanal nach Neuyork 25-40 Tage, zurück 15-23; vom Kanal nach Westindien 27-30, vom Kanal bis zum Äquator 27-33, im günstigsten Falle 15-16 Tage; von Neuyork bis zum Äquator etwa 30 Tage; vom Kanal nach Bahia 40, nach Rio 45, zum Kap Hoorn 66,