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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Atlasspinner; Atlasstein; Atman; At-Meidān; Atmen; Atmiatrie; Atmidomēter; Atmologie; Atmomēter; Atmosphäre

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Atlasspinner - Atmosphäre

lich in England zu Luxusgegenständen, z. B. zu Ohrgehängen, Halsbändern u. s. w., verarbeitet wird.

Atlasspinner (Attacus Atlas L.), prächtiger, fast bis 230 mm spannender Nachtfalter Chinas, mit breiten, schön geschwungenen Flügeln, deren Hauptfarbezimmetbraun ist; über jeden vordern und hintern geht aber eine schmale schwarzweiße Querbinde, und jeder hat einen dreieckigen, schwarz gesäumten, schuppenlosen glasartigen Fleck in der Mitte. Von allen bekannten Schmetterlingen hat der A. die größten Flügel.

Atlasstein, s. Atlasspat.

Atman, im Sanskrit ursprünglich soviel wie Atem, Persönlichkeit, Selbst, aber schon in den Upanishaden Synonymum für den Hauptbegriff der ind. Metaphysik, brahman; die in dem Einzelwesen wirkende Macht gilt als eins mit dem Urgrunde alles Seins, dem «großen Einen», durch das und in dem alle Wesen und alle Welten sind. In dieser Bedeutung erscheint A. auch in dem spätern System des Vedanta, während das Wort in den übrigen brahmanischen Systemen die individuell getrennt gedachten Seelen bezeichnet.

At-Meidān (türk., d. i. Pferdeplatz), jetziger Name der alten Rennbahn (s. d.) von Konstantinopel.

Atmen, s. Atmung.

Atmiatrie (grch.), Atmungs- oder Luftheilkunde, derjenige Teil der Hygieine, welcher sich mit der diätetischen und therapeutischen Pflege des Atmungsorgans beschäftigt. Sie zerfällt in die physiologische A., die Lehre von dem äußern und innern Mechanismus der Atmung (s. d.), in die technische A., welche von der Verunreinigung der Luft und ihrer Verhütung durch Ventilation und Desinfektion handelt, in die klimatische A. oder Klimatologie (s. d.), die Lehre von der Einwirkung der verschiedenen Klimate auf den menschlichen Körper, und in die therapeutische A., welche die praktische Verwertung bestimmter Klimate zu diätetischen und therapeutischen Zwecken (sog. Klimatotherapie, s. d.) und die Anwendung methodisch eingeatmeter Heilmittel (s. Inhalation) lehrt. – Vgl. P. Niemeyer, Atmiatrie (Erlangen 1872).

Atmidomēter (grch.), s. Verdunstungsmesser.

Atmologie (grch.), Lehre von der Verdunstung.

Atmomēter (grch.), s. Verdunstungsmesser.

Atmosphäre (grch.), Dunstkreis, Luftkreis, im engern Sinne die Lufthülle, die unsere Erde umgiebt. Seitdem sich die Forschung auch der Beschaffenheit anderer Himmelskörper zugewandt hat, spricht man auch von den A. anderer Planeten; man nennt die Hülle glühender Gase, die den glühenden, festen oder flüssigen Sonnenkörper umgiebt, die Sonnenatmosphäre, und man behauptet vom Monde, daß er keine A., d. h. keine gasförmige Umhüllung seines festen Kernes besitze. In weiterm Sinne wendet man den Ausdruck auf jede Gasmasse an, mit der man einen andern Körper, etwa zum Zweck der Herbeiführung chem. Reaktionen, umgiebt.

Die A. als Bestandteil der Erde macht trotz ihrer Ausdehnung wegen der großen Leichtigkeit der Gase nur einen geringen Bruchteil der Gesamtmasse der Erde aus. Ihr Gewicht läßt sich unmittelbar berechnen aus dem Druck, den die Luft auf die Erdoberfläche ausübt. Die Luft steht nämlich, wie alle Körper auf der Erde, unter dem Einflusse der Erdanziehung, und wenn auch der Druck, den sie ausübt, vermöge der besondern Beschaffenheit der flüssigen und gasförmigen Körper, nicht nur auf die Unterlage, sondern auf jede beliebig gelegene Fläche wirkt, so ist er doch an jeder Stelle seiner Größe nach bedingt durch das Gewicht der über der gedrückten Fläche befindlichen Luftsäule (s. Luftdruck). Die Angaben des Barometers (s. d.) lehren uns, daß über dem Meeresspiegel der Druck der Luft durchschnittlich so groß ist wie der Druck einer Quecksilbersäule von 760 mm Höhe, und da das Gewicht einer solchen Quecksilbersäule bei 1 qcm Querschnitt 1,033 kg beträgt, so ist auch das Gewicht einer Luftsäule von 1 qcm Querschnitt und der vollen Höhe der A. 1,033 kg. Da nun über jedem Quadratcentimeter der Erdoberfläche eine solche Luftsäule ruht, so braucht man nur die Oberfläche der Erde, ausgedrückt in Quadratcentimetern, mit obiger Zahl zu multiplizieren, um das Gesamtgewicht der A. zu erhalten. Die Oberfläche der Erde beträgt 509950714 qkm = 509950714·100000·100000 oder 509950714 ✕ 10¹⁰ qcm, das Gewicht der A. daher 509950714 ✕ 10¹⁰ ✕ 1,033 kg, d. i. 526778088 ✕ 10¹⁰ oder ungefähr 5,27 ✕ 10¹⁸ kg, also weniger als ein Milliontel der Erdmasse; in Wirklichkeit wird der Wert noch etwas geringer sein, weil die Kontinente sich über die Meeresfläche erheben, und daher die über ihnen lagernde Luftmasse geringer ist. Denkt man sich die besprochene Luftsäule von 1 qcm Querschnitt aus Luft von überall gleicher Dichte, beispielsweise derselben Dichte, wie sie die Luft am Erdboden besitzt, bestehend, so wird einer solchen Säule, damit sie ein Gewicht von 1,033 kg besitze, eine bestimmte Höhe zukommen müssen; man nennt diese Größe die Höhe der homogenen A. Da 1 ccm Luft bei 0º und an der Meeresfläche, d. h. bei einem Barometerstande von 760 mm 0,001293 g wiegt, so würde man 799000 solcher Kubikcentimeter übereinander schichten müssen, um ein Gesamtgewicht von 1,033 kg zu erhalten, d. h. die Höhe der homogenen A. über dem Meeresspiegel würde etwa 8 km betragen. Allein dies ist nur eine angenommene Größe; in Wirklichkeit würde das Gewicht der Luftsäule, und damit der Druck, unter dem die Luft steht, in dem Maße abnehmen, als man sich über den Erdboden erhebt. Da aber die Luft in so hohem Grade zusammendrückbar ist, daß ihre Dichte direkt proportional dem Drucke sich ändert (s. Boylesches Gesetz), so vermindert sich mit dem abnehmenden Druck in der Höhe auch die Dichtigkeit der Luft. Je leichter aber die Luft wird, um so langsamer muß wiederum der Druck mit weiterer Erhebung sich vermindern; am Erdboden muß man um 10,5 m, in einer Höhe von 3000 m dagegen um 15,4 m in die Höhe gehen, damit das Barometer um 1 mm fällt. Infolge dieser Wechselbeziehung zwischen Druck und Dichtigkeit ist die Abnahme des Druckes nicht der Höhe proportional, wie es z. B. unter Wasser der Fall ist, sondern folgt einem verwickeltern Gesetze. (S. Barometrische Höhenmessung.)

Die A. ist also keine homogene Luftmasse von überall gleicher Beschaffenheit, sondern ihre Dichte vermindert sich fortwährend mit der Höhe. Von einer Grenze der A. und einer ihr entsprechenden, bestimmten Höhe der A. kann daher, genau genommen, überhaupt nicht gesprochen werden. Praktisch freilich kann man insofern von einer Grenze der A. reden, als die obern Schichten wegen ihrer zu geringen Dichte für die wichtige Rolle, welche die A. als Lufthülle der Erde spielt, nicht wesentlich mehr in Betracht kommen. Immerhin aber erhält man von der Existenz jener obern Schichten Kunde