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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Attribut - Ätzen

Attribut (lat., «das Beigelegte»), die einem Ding zukommende Eigenschaft, das Kennzeichen, Merkmal (grch. Emblem). In der bildenden Kunst versteht man unter A. ein Symbol oder Sinnbild, wodurch ein Gegenstand oder ein Begriff verdeutlicht wird, z. B. der Dreizack des Neptuns, die Eule der Minerva, die Schlüssel des Petrus, das Schwert des Paulus u. s. w. - In der Grammatik ist A. jede mit einem Substantiv in der Weise verbundene Bestimmung, daß diese und das Substantiv zusammen einen Begriff ausmachen; dieser ist dann enger als der des Substantivs allein. Als A. dienen gewöhnlich Adjektiva, Participia und Genetive von Substantiven, z. B. weiße Fahne, wehende Fahne, Fahne des Regiments; seltener Adverbia, z. B. die Fahrt hierher, der Baum drüben, ähnlich engl. the above discourse; lat. (bei Cicero) discessu tum meo. - In der philosophischen Kunstsprache heißt A. eine wesentliche Bestimmung einer Substanz, d. h. eine solche, die ihr nicht fehlen darf, ohne daß sie aufhört das zu sein, was sie ist. So sind bei Spinoza Denken und Ausdehnung die beiden A. der einen Substanz.

Attrition (lat.), im röm.-kath. Lehrsystem im Gegensatz zur Kontrition die mangelhafte Reue, die an sich zur Absolution nicht genügt, aber im Buhsakrament durch die Kirche aus ihrem Gnadenschatze ergänzt werden kann.

Attu, Insel, s. Aleuten.

Attys, s. Attis.

Atum, ägypt. Gott, namentlich in Heliopolis und in Pithom (s. d.) verehrt, sehr früh mit dem Sonnengott Ré verschmolzen. Spätern gilt A. als Gott der Abendsonne.

Atures, Ort in Venezuela, mit großartigen Wasserfällen des Orinoco (s. d.).

Aturus, s. Adour.

A. T. V., Abkürzung für Akademischer Turn-Verein

Atwood (spr. ättwud), George, Physiker, geb. 1745, war Professor an der Universität Cambridge und starb 11. Juli 1807 in London. Er erfand 1784 die nach ihm benannte Fallmaschine (s. d.) und schrieb «An analysis of a course of lectures on the principles of natural philosophy» (1784).

Atyaden, s. Attis.

Atypie (grch.), Unregelmäßigkeit, besonders im Verlauf einer Krankheit; atypisch, ohne Vorbild, regellos, unregelmäßig; atypische Krankheiten, solche, die nicht den gewöhnlichen Verlauf durch mehrere Stadien haben, wie z. B. Wechselfieber; atypische Sprache, fehlerhafte, besonders stotternde Aussprache.

Atys, s. Attis.

Ätzammoniakflüssigkeit (Liquor ammonii caustici), s. Ammoniak (wässeriges).

Ätzbaryt, s. Baryumoxydhydrat.

Atzel, auch Azel, dialektisch für Elster (s. d.). Auch die Beos (s. Stare) werden so genannt.

Ätzen, in der Technik das Verfahren, bei dem auf einer Metall-, Glas- oder Steinfläche bestimmte Teile durch ein Auflösungsmittel weggenommen werden, um vermöge der so entstandenen Vertiefungen oder (seltener) vermöge der zwischen ihnen stehen bleibenden Erhöhungen eine Schrift oder Zeichnung zu bilden. Zu diesem Zwecke überzieht man gewöhnlich die ganze Fläche mit einer dünnen Lage, Ätzgrund (Komposition von Asphalt, Wachs und Pech), ritzt oder schabt (radiert) diese überall weg, wo der Stoff angegriffen werden soll, und gießt die auflösend wirkende Flüssigkeit, das Ätzwasser, darauf. Die Beseitigung des Ätzgrundes in den zu vertiefenden Linien geschieht mittels einer feinen Stahlspitze (der Radiernadel), während zum Wegschaben desselben an breitern Stellen eine kleine, spitze Messerklinge dient. Um die Ätzflüssigkeit (fast ausnahmslos eine verdünnte Säure) auf die entblößten Stellen wirken zu lassen, wird zuvor die Fläche mit einem aus Wachs gebildeten Rand umgeben. Sollen in der Zeichnung verschiedene Abstufungen oder Töne erreicht und deshalb einzelne Linien mehr oder weniger vertieft werden, so wird auf die zu schützenden Teile mittels eines Pinsels eine Lösung des Ätzgrundes in Terpentinöl aufgetragen und hiernach das Ä. fortgesetzt. Mit einer gleichen Lösung werden öfter bei feinen Stahlwaren die Linien selbst auf die polierte Fläche aufgetragen, um als Schrift oder Zeichnung glänzend auf mattem, etwas vertieftem Grund zu erscheinen (damascierte Arbeit), worauf das Arbeitsstück Salzsäuredämpfen ausgesetzt wird. - Die ersten Spuren der Ätzkunst zeigen sich an Waffen ans der Zeit um 1460, eine hohe Vollendung schon an einem Schilde Maximilians I. von 1500. Später wurde das Ä. der Rüstungen sowie aller Eisengeräte zu einem der beliebtesten Schmuckmittel, indem die tiefen Stellen mit einer Mischung von Schwarzlot und Öl eingerieben und dann erhitzt wurden, so daß die Mischung fest haften blieb (Schwarzätzung). In den Hauptwaffenorten waren besondere Ätzmaler beschäftigt.

Vgl. W. Boeheim, Waffenkunde (Lpz. 1890). (S. auch Hochätzkunst und Zinkographie.)

In der Kupferstechkunst wird das Ä. in ausgedehntem Maße angewendet, weshalb ein Zweig derselben den Namen Ätzkunst führt (s. Radierkunst). Das für diesen Zweck erforderliche Ätzwasser stellt man dar, indem man Kupfer in Salpetersäure löst und der Flüssigkeit eine Auflösung von Salmiak in Essig zusetzt; doch sind auch andere Mischungen gebräuchlich. Zum Ä. in Stahl eignet sich eine wässerige Auflösung von Quecksilberchlorid mit ein wenig Weinsäure und Salpetersäure, oder besser noch eine Lösung von Jod in Jodkalium. Auf Glas wird Fluorwasserstoffsäure als Ätzwasser gebraucht, auf lithographischem Kalkstein verdünnte Salpetersäure. Silber und Messing, ebenso Marmor und Perlmutter werden durch Salpetersäure, Gold nur durch Königswasser angegriffen; auf kieselhaltigen Steinen (Bergkrystall, Jaspis, Achat) kann mit Fluorwasserstoffsäure, auf Bernstein mit Schwefelsäure geätzt werden, während für Alabaster destilliertes Wasser genügt, doch kommen solche Ätzungen, die nicht zum Abdruck, sondern zur Verzierung, namentlich um dem Grabstichel vorzuarbeiten, angewendet werden, im allgemeinen selten vor. Wo man die ganze Fläche der ätzenden Wirkung unterzieht, da ist durch das ungleiche Verhalten der einzelnen Schichten der Masse dem Auflösungsmittel gegenüber ein Schluß auf die Güte des Materials gestattet. Diese Prüfungsmethode wird insbesondere zur Untersuchung von Eisen und Stahl benutzt. Das Ä. in Kupfer durch Galvanismus, die sog. Galvanokaustik (s. d.), ist eine Methode, deren Zweckmäßigkeit bestritten wird.

In der Medizin nennt man Ä. das künstliche Zerstören organischer Gewebe durch chem. Mittel oder hohe Hitzegrade. Je nach der Heftigkeit der Wirkung des Ätzmittels erfolgt diese Zerstörung entweder unmittelbar, oder infolge einer durch das