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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Audeb. - Audiometer

Mittelmeerklima und ähnelt schon dem von Spanien und Italien. Allein der kalte Nordwestwind oder Cers und der feuchte, warme, oft orkanartige Seewind Autan oder Marin, der im Sommer mit seiner erstickenden Hitze an den Sirocco erinnert, bringen oft plötzliche Temperaturwechsel hervor. In Carcassonne fällt die Temperatur selten unter -3°, in den Corbières und Schwarzen Bergen unter -7° C., und Frost ist in Narbonne eine Seltenheit. Dagegen steigt das Thermometer im Sommer auch nicht selten auf +30 und selbst 36°. Die Küste hat durchschnittlich 60 Regentage. Der Boden der Ebene ist vorherrschend kalkartig und, außer an der Küste, wo man Seesalz und Soda gewinnt, sehr fruchtbar. Das Departement hat einen großen Reichtum an Kupfer, Marmor, Gips, Lithographiesteinen und Schiefer. Mineralquellen finden sich in Alet, Campagne u. s. w. In der Ebene baut man Getreide (1893: 775000 hl Weizen, 145800 hl Roggen, 104728 hl Gerste, 388685 hl Hafer), Obst, Oliven, viel Rotwein und geschätzten Weißwein (1893: 4414601 hl, 1883-92 durchschnittlich jährlich nur 2968454 hl); 43 Proz. sind ackerbarer Boden, 30 Proz. unfruchtbar, fast 13 Proz. Wein, 8 Proz. Gehölz. Sehr bedeutend ist die Schafzucht (1887: 124411 Stück), die Gänsemästung und die Bienenzucht (von Narbonne). Das Departement hat bedeutende Industrie, besitzt Tuch-, Seiden-, Hutfabriken, Branntweinbrennereien, Eisenwerke und Sägemühlen. Am Meer und an den Etangs ernähren sich viele Bewohner vom Fischfang. Der lebhafte Handel führt Bauholz, Schweine, Geflügel, Honig, Wein, Backobst, Salz, Tuch, Öl u. s. w. aus. Das Departement wird von 6 größern Linien (1886: 225,9 km) der Südbahn und (1892) von 362,6 km Nationalstraßen durchzogen. Es besitzt an höhern Unterrichtsanstalten ein Lyceum und zwei Collèges. Unter 2131 Rekruten waren (1891) nur 32 Analphabeten.

Vgl. Joanne, Géographie du départment de l'A. (Par. 1879); Castel und R. Maury, Le départment de l'A. (Lagny 1889).

Audeb., naturwissenschaftliche Abkürzung für Audebert (s. d.).

Audebert (spr. ohd'bähr), Jean Baptiste, franz. Naturforscher und Maler, geb. 1759 zu Rochefort, gest. 5. Dez. 1800 zu Paris, bildete sich in Paris zu einem geschickten Miniaturmaler aus. 1798 beauftragte ihn Gigot d'Orcy, ein reicher Privatmann, die seltensten Stücke seiner naturhistor. Sammlung zu malen, und sandte ihn dann zur Ausführung ähnlicher Arbeiten nach England und Holland. Diese Beschäftigung veranlaßte A. zur Herausgabe einiger naturhistor. Prachtwerke mit Kupferstichen, von denen er aber nur die «Histoire naturelle des singes, des makis et des galéopithéques» (Par. 1800, mit 63 Tafeln) selbst vollendete; die «Histoire générale des colibirs, oiseaux-mouches, jacamars et des proméros» (ebd. 1802, mit 85 Tafeln) und die «Histoire naturelle des grimpereaux et des oiseaux de paradis» (ebd. 1803, mit 104 Tafeln) wurden nach A.s Tode von Desray und Bieillot beendet. Den Text zu letztern beiden Werken lieferte Vieillot.

Audenarde, Stadt in Belgien, s. Oudenaarde.

Audentes fortuna adjuvat, s. Audacem fortuna (ad)juvat.

Audh, verderbt aus Awadh, Provinz des Indobritischen Reichs, s. Oudh.

Audiatur et altera pars (lat.), «auch die andere Partei werde gehört» d. h. man höre auch den Beschuldigten an, ehe man urteile, ein alter Rechtsspruch. Er kommt auch verdeutscht vor, z.B. im großen Saale des Rathauses zu Nürnberg, als: «Eins manns red ist eine halbe red, man soll die teyl verhören bed. »

Audienz (lat.), Gehör, Vorlassung bei Fürsten und hohen Staatsbeamten. Bei manchen Tribunalen führen die Verhöre, Vorbescheide und mündlichen Verhandlungen ebenfalls diesen Namen. In Spanien ist der Ausdruck auf mehrere Behörden übergegangen. Öffentliche A., wie sie früher in absoluten Staaten üblich waren (z. B. in Österreich noch unter Joseph II.), bei denen jedermann, zu dem Regenten Zutritt hatte und ihm sein Gesuch vorbringen konnte, sind in konstitutionellen Staaten, wo der Regent auf solche Gesuche selten selbst und allein resolvieren kann, vielmehr in der Regel die Sache wieder an die Behörden verweisen muß, außer Gebrauch gekommen.

Audierne (spr. odjärn), Hafenstadt im Kanton Pont-Croix, Arrondissement Quimper des franz. Depart. Finistère, östlich von der Pointe du Raz, auf der den Busen von Douarnenez südlich begrenzenden Halbinsel, in 49 m Höhe, an der Mündung des Goyen, hat (1891) 962, als Gemeinde 3401 E., hydrogr. Schule, Austernparks, Fischerei (1885 fingen 2382 Fischer 21 Mill. Sardinen und 89 t Anchovis), Seebäder und Handel mit Seegras. Nahebei die Ruinen der Schlösser Kermabon und Petit-Ménez, und an der Spitze der Pointe de Raoulic ein Leuchtfeuer. Jenseit des Goyen und des Plouhinec beginnt die breite Bai von A., deren gefährliche Gewässer und öde Ufer sich zu den Felsen von Penmarch hinziehen.

Audiffret-Pasquier (spr. odiffreh - paskjeh), Edme Armand Gaston, Herzog von, franz. Staatsmann, geb. 20. Okt. 1823 zu Paris als Sohn eines Grafen Audiffret, wurde von seinem Oheim, dem Herzog von Pasquier (s. d.), adoptiert, studierte die Rechte, wurde 1845 Auditeur im Staatsrat, zog sich 1848 vom öffentlichen Leben zurück und gehörte unter dem Kaiserreich zur orléanistischen Opposition. A. war 1871 Mitglied der Nationalversammlung, wo er sich als heftiger Gegner des Bonapartismus hervorthat. An den Unterhandlungen über eine Verschmelzung der royalistischen und orléanistischen Partei war A. in hervorragender Weise beteiligt. Am 2. Dez. 1874 wurde er zum Vicepräsidenten, 15. März 1875 zum Präsidenten der Nationalversammlung, 13. März 1876 zum Präsidenten des Senats gewählt. Im Senat ward er der Führer der gemäßigten Republikaner und zwang als solcher 1877 das Ministerium Broglie (s. d.) zum Rücktritt. Als die Neuwahlen 5. Jan. 1879 eine entschieden republikanische Mehrheit in den Senat brachten, wurde A. nicht wieder zum Präsidenten des Senats gewählt. 1878 ward A. Mitglied der Académie française. Er gab die «Mémoires du chancelier Pasquier» (4 Bde., Par. 1893-94) heraus.

Audiometer (lat.-grch.), Instrument zum Messen der Feinheit des Gehörs. Das A. besteht im wesentlichen aus einem Maßstabe, an dem sich drei Rollen feinen Drahtes befinden. Zwei dieser Drahtspulen sind an den Enden des Stabes befestigt, und zwar enthält die eine derselben (A. der nachstehenden Figur) sehr viele Windungen, während die andere (B) nur wenige besitzt. Die dritte Drahtrolle (C) ist mit einem Telephon (T) verbunden und läßt sich am Maßstabe verschieben. Die beiden ersten Drahtspulen werden von dem elektrischen