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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Aufzug (in der Technik)

mulatoren zur Verwendung kommen. Die hydraulischen A. werden als direkt wirkende Plungeraufzüge ausgeführt oder als indirekt wirkende A. derart, daß Treibcylinder zur Verwendung kommen, die kürzer als der Hub des A. sind, und daß die erforderliche Hubvergrößerung durch Flaschenzugübersetzung erreicht wird. Es giebt zwei Arten von direkt wirkenden hydraulischen A.; entweder der Treibcylinder hat die volle Länge des Fahrstuhlhubes, wie auch der Plungerkolben, oder es wird ein Teleskopkolben verwendet, wobei die Länge des Treibcylinders nur einen entsprechenden Bruchteil des ganzen Hubes ausmacht. Ein direkt wirkender hydraulischer A. der ersten Bauart, von Schmidt, Kranz & Co. in Nordhausen am Harz, ist in Fig. 11 dargestellt. Der Hubcylinder a. ist in einen Schacht versenkt; der als schmiedeeisernes Rohr ausgeführte Plungerkolben b trägt oben direkt den Fahrstuhl c, der durch Gegengewichte ausbalanciert ist. Das Betriebswasser wird durch eine Wandpumpe d in das Reservoir f geschafft und fließt durch ein Rohr g dem Treibcylinder a zu. Der Zu- und Abfluß des Wassers im Cylinder und damit das Heben und Senken des Fahrstuhls werden in jeder Stellung des letztern vom Fahrstuhl selbst aus durch Ziehen an dem Handseil h geregelt. An den Endstellungen des Fahrstuhls erfolgt die Verstellung des Steuerschiebers zur Stillsetzung des A. selbstthätig. Wegen der Betriebssicherheit, die hydraulische A. dieser Art gewähren, und wegen ihrer Einfachheit werden dieselben mit Vorliebe für Personenaufzüge benutzt. Der tiefe Schacht läßt sich vermeiden durch Anwendung der sog. Teleskopkonstruktion, wie solche doppelt ausgeführt in Taf. II, Fig. 1 und 2 dargestellt ist. a, a, Fig. 1, sind die beiden feststehenden Treibcylinder. Die Kolben bestehen hier nicht aus einem Stück, sondern aus einer Anzahl von ineinander sich führenden Röhren b, c, d und e, so daß die weitere immer als Führungscylinder für die nächst engere, als Kolben zu betrachtende, dient; die Röhren sind am obern Ende gegeneinander durch Stopfbüchsen abgedichtet (s. Fig. 2). Der Wasserdruck muß so groß sein, daß er hinreicht, durch Einwirkung auf den Kolben kleinsten Querschnittes die Last emporzuheben. Am Hauptcylinder unten ist, wie Fig. 2 erkennen läßt, ein Federpuffer angeordnet, der beim Hereingehen der Kolben ein sanftes Aufsetzen derselben erreichen läßt. Bei den indirekt wirkenden hydraulischen A. mit Flaschenzugübersetzung kann der Treibcylinder neben dem Fahrstuhlschacht stehend oder liegend angeordnet werden. Bei dem auf Taf. II, Fig. 3, dargestellten Lastaufzug mit stehendem Cylinder a greifen die zwei Kolbenstangen b an einer losen Rolle c an, über die das Lastseil läuft. Der eine Strang d desselben ist oben im Gebäude befestigt, der andere f läuft über eine am obern Ende des Fahrstuhlschachtes angebrachte Leitrolle und trägt den Fahrstuhl. Hierbei beträgt der Kolbenhub nur die Hälfte der Aufzughöhe. Das Druckwasser tritt beim Heben der Last über den Kolben, hier Scheibenkolben. Durch entsprechende Einstellung des Steuerungsapparats kann man dieses Wasser über dem Kolben austreten lassen, wodurch sich der Fahrstuhl senkt. Die Geschwindigkeit des Herabgehens wird durch die Steuerung geregelt.

Die pneumatischen A. haben principiell dieselbe Einrichtung wie die hydraulischen und werden ebenso wie diese in direkter und indirekter Anordnung ausgeführt. Der Betrieb erfolgt durch komprimierte Luft oder durch den atmosphärischen Luftdruck, indem in letzterm Fall der Raum unter dem Treibkolben luftleer gepumpt wird. Pneumatische A. sind meist als Gichtaufzüge für Hochöfen in Gebrauch und bieten hierfür oft große Vorteile.

Elektrische A., die namentlich von Siemens & Halske in Berlin mehrfach auf Ausstellungen im Betrieb gezeigt wurden, haben in der Praxis noch keine größere Verbreitung finden können.

Die Fig. 4, 5 und 6 der Taf. II zeigen Anwendungsformen von A. nebst ihrer äußern Ausstattung, Fig. 4 den Aufzug im königl. Schloß zu Berlin, Fig. 5 den eines größern Geschäftshauses, Fig. 6 den im Grand Restaurant Unter den Linden zu Berlin. Alle drei genannten A. sind direkt wirkende hydraulische A. von C. Flohr in Berlin, der auch den A. konstruiert hat, der auf der Insel Helgoland das Oberland mit dem Unterland verbindet. Über die Aufzüge des Eiffelturms s. d.

Unter den Sicherheitsvorrichtungen beim Fahrstuhlbetriebe stehen diejenigen in erster Linie, die bei den an Seilen, Ketten oder Riemen hängenden Fahrstühlen beim Reihen der Seile u. s. w. ein Herabstürzen des Fahrstuhls verhindern. Weiter gehören hierher die schon oben erwähnten Vorkehrungen, die dem Fahrstuhl ein überschreiten der Endstellungen unmöglich machen; ferner diejenigen Einrichtungen, die eine zu große Fahrgeschwindigkeit verhindern; endlich auch die Vorrichtungen zum Abschluß des Fahrschachtes während der Bewegung des Fahrstuhls, sowie die Einrichtungen zum selbstthätigen Anhalten beim Auftreffen auf ein Hindernis während der Abwärtsfahrt.

Gegen das Herabstürzen des Fahrstuhls beim Reißen der Tragseile sichert man sich durch eine Vorrichtung, die den Fahrstuhl in seiner Führung festklemmt.

^[Abb. Fig. 1.]

^[Abb. Fig. 2.]

Ein Beispiel für diese in vielen Formen ausgeführte Sicherungsmethode ist die vielfach bewährte Fangvorrichtung, Patent Roßbach (Deutsches Reichspatent 38278 und 44516), ausgeführt von Schmidt, Kranz & Co. in Nordhausen (s. vorstehende Fig. 1 und 2). Das Tragseil greift an einem Ringe a an, der das obere Ende eines senkrechten Bolzens bildet, welcher sich unten auf eine Feder b stützt. Durch das Gewicht des Fahrstuhls wird die