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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Auge (der Pflanzen) – Augenentzündung (Ophthalmie)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Auge (künstliches)'

(Rauch, Staub) sowie vor der oft reizenden Einwirkung der Augenwimpern (beim Einwärtsrollen der Augenlidränder) zu schützen. Das künstliche A. kann überdies von dem Träger selbst bei nur einiger Übung leicht in die Augenhöhle eingesetzt und aus derselben wieder entfernt werden. Letzteres geschieht natürlich stets für die Nacht, ehe man sich zur Ruhe begiebt. Früher waren besonders die von Boissoneau in Paris gefertigten künstlichen A. in Gebrauch. Jetzt werden sie in vorzüglicher Weise an vielen Orten angefertigt, z.B. von Müller in Wiesbaden, Plasenka in Dresden, Dr. Klaunig in Leipzig u.a. Die Zerbrechlichkeit der Glasaugen, die namentlich bei jüngern Kindern ihren Gebrauch bedenklich macht, hat in neuerer Zeit Anlaß gegeben, künstliche A. von Celluloid und Vulkanit anzufertigen. – Vgl. Ritterich, Das künstliche A. (Lpz. 1852); Klaunig, Das künstliche A. (ebd. 1883).

Ein anderes künstliches A. ist das für Demonstrationen, d.h. für Lehrzwecke bestimmte Augenphantom oder Ophthalmophantom, ein Modell, das den anatom. Bau des natürlichen A. in seinen wesentlichen Teilen sowie die optische Wirksamkeit desselben versinnlichen soll. Die verschiedenen Häute des natürlichen A., die Lederhaut (Sclerotica), die nach vorn in die durchsichtige Hornhaut (Cornea) übergeht, die Aderhaut (Chorioidea), die nach vorn in die Regenbogenhaut (Iris) übergeht, und die Netzhaut (Retina) werden am Modell durch ebensoviele konzentrisch ineinander geschachtelte Lagen vorgestellt. Hinter dem die Regenbogenhaut darstellenden, in der Mitte durchbrochenen Diaphragma folgt eine Glaslinse, die der natürlichen Krystalllinse entspricht. Am hintern Pole des Modells ist in einen kreisförmigen Ausschnitt eine verschiebbare Röhre eingepaßt, in der ein mattgeschliffenes Glastäfelchen steht, das die von dem künstlichen A. wie in einer Camera obscura entworfenen Bilder auffängt. Ein solches Modell wurde von Ruete angegeben. Von demselben Forscher wurde auch ein anderes Instrument hergestellt, das hauptsächlich die Funktionen der sechs Augenmuskeln erläutert, daher von ihm Ophthalmotrop genannt wurde. (Vgl. Ruete, Ein neues Ophthalmotrop, Lpz. 1857.) Ähnliche, dem gleichen Zwecke dienende Apparate sind in vervollkommneter Weise später auch von andern (Wundt, Knapp, Emmert u.s.w.) konstruiert worden.

Auge der Pflanzen, s. Knospe.

Auge, in der Baukunst Bezeichnung für die Lichtöffnung im obersten Teil einer Kuppel (s. d.).

Auge, im Maschinenbau ein festliegender Hohlcylinder, der in seiner Bohrung eine Welle oder den Zapfen einer Achse aufnimmt. Das A. ist an andere Konstruktionsteile direkt angegossen.

Augē (d. h. Glanz), nach der griech. Sage eine Tochter des Königs Aleos in Tegea, wurde dort im Heiligtum der Athene durch Herakles Mutter des Telephos. Als ihr Vater dies erfuhr, ward die Mutter mit dem Kinde dem Nauplios übergeben, der sie ins Meer werfen sollte. Nach der einen Darstellung wurde sie mit dem Kinde in einem Kasten ins Meer ausgesetzt und trieb in diesem nach Mysien, wo sie der König Teuthras zur Gattin nahm. Nach andern wurde ihr Kind auf dem Partheniongebirge ausgesetzt, wo eine Hündin es säugte und Hirten es auffanden und erzogen. Nach Hyginus kam Telephos, um seine Mutter aufzusuchen, nach Mysien, wo er den Teuthras von der Gefahr, sein Reich zu verlieren, befreite. Dafür versprach ihm Teuthras die ↔ Hand der A., die er als Pflegetochter angenommen hatte, und das Reich. A. aber weigerte sich des Telephos Gattin zu werden und zückte im Brautgemach das Schwert gegen ihn; ein Drache schützte diesen, der nun seinerseits A. mit dem Schwerte bedrohte. In der Not rief A. den Herakles, ihren Gatten, an, daraus erkannte Telephos die Mutter und stand von der That ab. Ursprünglich sind A. und Telephos Lichtgottheiten gewesen. Bildliche Darstellungen der Sage giebt es namentlich auf pompejanischen Wandgemälden («Annali dell'Instituto archeologico», 1884) und auf dem kleinern Fries von dem großen Altar zu Pergamon (vgl. Jahrbuch des Archäologischen Instituts, Berl. 1887). – Vgl. auch Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts in Athen, Bd. 10 (Athen 1885).

Augeias (Augeas, Augias, «der Strahlende»), Sohn des Helios und der Hyrmine, König in Elis, war berühmt durch den Reichtum an Herden. Nach der Sage hatte sich deren Dünger seit vielen Jahren aufgehäuft, und Herakles erhielt von Eurystheus als eine der von ihm zu leistenden Arbeiten den Auftrag, den Stall des A. in einem Tage zu reinigen. Herakles bedang sich dafür von A. den zehnten Teil der Rinder aus und vollbrachte die Arbeit, indem er den Meniosbach oder den Peneus oder Alpheus durch den Stall leitete. A. verweigerte dem Herakles den Lohn, und deshalb überzog dieser ihn mit Krieg, der erst nach hartem Kampfe durch den Tod des A. beendigt wurde. Herakles setzte dessen Sohn Phyleus in die Herrschaft ein. A. ist ursprünglich selbst eine Sonnengottheit und wird darum als Besitzer großer Rinderscharen geschildert.

Äugeln, s. Veredelung.

Äugen, in der Jägersprache soviel wie scharfes Sehen (von Wild und Jagdhunden gebraucht).

Augenachse, s. Auge (S. 106 b).

Augenbrauen, s. Brauen.

Augenbutter, s. Auge (S. 106 a).

Augendres Schießpulver, weißes oder amerikanisches Pulver, vom Franzosen Augendre (spr. oschangdr) 1849 erfundene Mischung von 50 Teilen Kaliumchlorat, 25 Teilen gelbem Blutlaugensalz und 25 Teilen Zucker, die sich von gewöhnlichem Pulver durch höhere ballistische, aber auch brisante Wirksamkeit, höhere Verbrennungstemperatur, geringern Rückstand beim Verbrennen und geringere hygroskopische Eigenschaften unterscheidet. Seine Anfertigung ist mit noch größern Gefahren verbunden als die des gewöhnlichen Pulvers. Dies, der höhere Preis und namentlich sein korrodierender Einfluß auf die Rohrmetalle ist Ursache der nicht erfolgten Verwendung desselben als Treibmittel. Dagegen wird es für Kontakttorpedos, als Sprengladung für Geschosse und zum Betriebe von Fallhämmern und Rammbären benutzt.

Augenentzündung, Ophthalmie. Gemeinhin unterscheidet man die innern A., die in den innern Häuten und Geweben des Auges ablaufen, von den äußern (speciell Ophthalmien genannt), welche die äußerlich sichtbaren Teile des Auges (Lider, Bindehaut, Hornhaut) betreffen. Von allgemeinerm Interesse sind besonders die Krankheiten der Bindehaut. An derselben unterscheidet man eine phlyktänöse Entzündung (Auftreten kleiner Pusteln auf der Augapfelbindehaut), die katarrhalische (Vermehrung der Schleimsekretion), die blennorrhoische (starke Schwellung der Lider, Wucherung der Lidbindehaut, massenhafte Eitersekretion),

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 111.