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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Augenheilwasser; Augenhöhle; Augenkatarrh; Augenkrankheiten

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Augenheilwasser - Augenkrankheiten (der Tiere)

dürfte in einem andern Fache der ausübenden Medizin die physiol. Erkenntnis die praktische Leistungsfähigkeit so unmittelbar bestimmt haben, als es hier der Fall ist. Die zunehmende Anhäufung des wissenschaftlichen Inhalts der Ophthalmologie, die besondere Methode der Forschung, die sie verlangt, begründete die Notwendigkeit einer besondern Vertretung derselben an den Universitäten, und wenn anfangs von einigen Seiten befürchtet wurde, daß diese Specialisierung die Beziehungen der A. zur Gesamtmedizin in bedenklicher Weise lockern könnten, so beweisen vielmehr die Thatsachen, daß gegenwärtig beide in einer sehr förderlichen Wechselbeziehung zu einander stehen. So hat beispielsweise die Untersuchung der Augen bei Krankheiten des Herzens, der Nieren, der nervösen Centralorgane in diagnostischer und prognostischer Beziehung eine ungemein wichtige Bedeutung erhalten.

Die feinere Entzündungs- und Gewebsveränderungslehre hat ferner am Auge durch das Mikroskop eine ganz wesentliche Vervollkommnung erfahren, und der ophthalmolog. Lehrstuhl ist durch die Darlegung dieser Veränderungen am lebenden Menschenauge zu einem mächtigen Assistenten der innern Medizin wie der Chirurgie im Fache der Entzündungslehre geworden. Die vordem vollkommen verworrenen und irrigen Ansichten über Brillengebrauch sind mit mathem. Klarheit gelichtet, die optischen Hilfsmittel gegen allerlei Gebrechen der Augen, welche die Träger derselben nicht selten zur Unthätigkeit verurteilten, wesentlich vermehrt. Dabei ist die gegen eine große Anzahl von Augenerkrankungen zur Verwendung kommende operative Kunst immer feiner und leistungsfähiger geworden. Die früher unfehlbar zu unheilbarer Erblindung führenden glaukomatösen Erkrankungen sind durch einen von Albr. von Gräfe gelehrten operativen Eingriff, die Iridektomie (s. d.), falls derselbe recht zeitig vorgenommen wird, gegenwärtig heilbar.

Eine vollständige Geschichte der A., von A. Hirsch, enthält das «Handbuch der gesamten A.» (7 Bde., Lpz.1874-80), hg. von Gräfe u. Sämisch. Weiteres s. Augenkrankheiten.

Augenheilwasser von Hoffmann, s. Geheimmittel.

Augenhöhle, s. Auge (S. 105 b).

Augenkatarrh, s. Augenentzündung.

Augenkrankheiten. Das Auge ist der Sitz überaus zahlreicher Krankheiten, ganz abgesehen davon, daß es durch seine Lage und seine Funktionen mehr als andere Organe den äußern Schädlichkeiten ausgesetzt ist und daher sehr häufig mehr oder weniger eingreifende Verletzungen erleidet. Die mannigfachen Störungen, welche die A. mit sich bringen: Trübung des Gesichts bis zur Blindheit, Schmerzen, Thränenfließen, vielfach auch die Entstellung des Antlitzes bei manchen A., führen die Patienten frühzeitig zum Arzte und erklären die auffällig große Zahl der zur Beobachtung kommenden Augenkranken, die infolge der von unserer ganzen Lebens- und Erwerbsweise an die Augen gestellten hohen Anforderungen scheinbar immer im Steigen begriffen ist. Mit Erfolg hat man neuerdings besondere Anstalten zur Heilung Augenkranker und an den Universitäten besondere Kliniken für dieses Fach eingerichtet. Sehr mannigfach sind die Fehler und Erkrankungen des Auges: Bildungsfehler (z. B. Cyklopenauge, gespaltene Iris), Entzündungen der verschiedenen Augengebilde (z. B. der Augenlider, der Augenbindehaut, der Hornhaut, der Lederhaut, der Regenbogenhaut u. s. w.; s. Augenentzündung) und deren Folgen (Eiterungen, Geschwüre, Ablagerungen, Trübungen, Verwachsungen u. s. w.), Entartungen (z. B. Augenkrebs, Schwamm), Lagenveränderungen (z. B. Umstülpung des Augenlids, Heraustreten des Augapfels, Schielen); dann Nervenkrankheiten des Auges (wie Lichtscheu, Augenschmerz, Feuer- und Fleckensehen, schwarzer Star, Lähmung und Krampf der Augenlider), grauer Star, grüner Star u. s. w. (s. die Einzelartikel). Die auf Skrofulose und Tuberkulose beruhenden Augenentzündungen befallen hauptsächlich Kinder und junge Leute vor der Pubertätsentwicklung. Die meisten Verletzungen der Augen betreffen das männliche Geschlecht, namentlich die Metallarbeiter, denen daher das Tragen von Schutzbrillen dringend zu empfehlen ist. Auch die durch Mißbrauch von Alkohol und Tabak oder andere Excesse bedingten A. betreffen meistens männliche Individuen, während bei weiblichen die Störungen der Sexualorgane eine ergiebige Quelle für A. sind.

Litteratur. Ruete, Lehrbuch der Ophthalmologie (2. Aufl., 2 Bde., Braunschw. 1854-55); Arlt, Die Krankheiten des Auges, für praktische Ärzte (3 Bde., Prag 1859); Mackenzie, Traité pratique des maladies de lœil (aus dem Englischen, nach der 4. Aufl. des Originals, 3 Bde., Brüss. 1857-66); Seitz, Handbuch der gesamten Augenheilkunde, fortgesetzt von Zehender (Erlangen 1855-69); Stellwag von Carion, Lehrbuch der prakt. Augenheilkunde (5. Aufl., Wien 1882); Wecker, Traité des maladies des yeux (2 Bde., 2. Aufl., Par.1867; neue Bearbeitung von Wecker und Landolt, 3 Bde., ebd. 1880-86); Schweigger, Handbuch der Augenheilkunde (6. Aufl., Berl. 1893); Arlt, Klinische Darstellung der Krankheiten des Auges Wien 1881); Michel, Lehrbuch der Augenheilkunde (2. Aufl., Wiesb. 1890); Schmidt-Rimpler, Augenheilkunde und Ophthalmoskopie (6. Aufl.,Berl. 1894); Fuchs, Lehrbuch der Augenheilkunde (4. Aufl., Wien 1894); Fick, Lehrbuch der Augenheilkunde (Lpz. 1894). Das umfassendste Werk über normale und pathol. Zustände des Auges ist das Handbuch der gesamten Augenheilkunde, redigiert von Alfr. Gräfe und Sämisch (7 Bde., Lpz. 1874-80). Eine reformierende Rolle spielte das von Albr. von Gräfe, Arlt und Donders 1854 begründete Archiv für Ophthalmologie. Andere Fachzeitschriften: Klinische Monatsblätter für Augenheilkunde, hg. von Zehender; Archiv für Augenheilkunde, hg. von Knapp und Schweigger; Jahresbericht über die Leistungen und Fortschritte im Gebiete der Ophthalmologie, begründet von Nagel, hg. von Michel; Centralblatt für praktische Augenheilkunde, hg. von Hirschberg.

Augenkrankheiten der Tiere. Durch Verletzungen können die mannigfachsten Veränderungen entstehen: Entzündungen, Geschwüre, weiße Flecke auf der Hornhaut. Tiefergehende Wunden haben nicht selten eine Entzündung des ganzen Augapfels und Vereiterung desselben (Eiterauge) zur Folge. Im Verlauf von Verletzungen oder Geschwüren der Hornhaut kann die Regenbogenhaut mit ersterer verwachsen (Staphylom). Durch Eindringen des warzigen Fadenwurms wird die Augenseuche (s. d.) bedingt. Selbständige A. und zugleich die wichtigsten sind die Starkrankheiten (s. Star) und die Mondblindheit (s. d.).

Vgl. Bayer, Bildliche Darstellung des gesunden und kranken Auges unserer Haustiere (Wien 1891); Möller, Lehrbuch der Augenheilkunde für Tierärzte (2. Aufl., Stuttg. 1892).