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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Augustinus; Augustodunum; Augustow; Augustowokanal; Augustsaft; Augustschnitt

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Augustinus (Apostel) - Augustschnitt

gebenheit die kath. Kirche ein eigenes Fest (3. Mai) gewidmet hat. Er begab sich hierauf einige Zeit in die Einsamkeit und empfing in der Osternacht 387 mit seinem Sohne Adeodat die Taufe durch Ambrosius. Hierauf verkaufte er seine Güter, schenkte den Erlös den Armen, kehrte nach Afrika zurück und lebte nun als Haupt eines ascetischen Vereins (s. Augustiner) in strenger Abgeschiedenheit, bis er 391 in den geistlichen Stand trat und, zum Presbyter geweiht, dem Bischof Valerius von Hippo (jetzt Bona) beigegeben wurde. A. predigte mit großem Erfolg und ward 395 Mitbischof zu Hippo. Er starb daselbst 28. Aug. 430 während der Belagerung durch die Vandalen. Die Gebeine des A. wurden nach Sardinien gebracht, kamen später nach Padua und wurden dort in der Peterskirche aufbewahrt, bis sie im Okt. 1842 neben dem auf den Ruinen von Hippo errichteten Denkmale des A. niedergelegt wurden.

Die kirchlichen und dogmatischen Geschicke Afrikas leitete A. mit fast beispiellosem Einflüsse und bestimmte den Geist der afrik. Kirche, ja des Occidents überhaupt auf viele Jahrhunderte. Sein Scharfsinn, die Tiefe seines Gemüts und die Energie seiner Spekulation, die dämonische Kraft seines gewonnenen Glaubens sowie seine feurige Phantasie spiegeln sich in seinen zahlreichen Schriften wider, die unermeßlichen Einfluß ausgeübt und ihn ebenso sehr zum eigentlichen Heiligen der kath. Kirche und Förderer der mittelalterlichen Scholastik, wie andererseits zu einem der geistigen Väter der Reformation gemacht haben. Im Kampfe gegen die Pelagianer stellte er die Lehre auf, daß durch Adams Sünde die Sünde über alle Menschen gekommen sei und sich beständig fortpflanze (Erbsünde), daß dem Menschen seitdem aller freie Wille und alle Kraft zum Guten fehle, und er nur durch Gottes freie Gnade gerettet werden könne, woraus A. im spätern Leben selber die Konsequenz der Prädestinationslehre zog. Gegen die Donatisten begründete er den kath. Kirchen- und Priesterbegriff.

Die Schriften des A. erschienen zu Paris (11 Tle. in 8 Bdn., 1679-1700), zu Antwerpen (12 Tle. in 9 Bdn., 1700-3) und von neuem durch die Benediktiner (11 Bde., Par. 1835-40). Eine neue Ausgabe ist in dem «Corpus scriptorum ecclesiasticorum latinorum» begonnen (Wien 1887 fg.), eine Auswahl bei Hurter, «Sanctorum patrum opuscula selecta» (Innsbr. 1870 fg.). Unter den Schriften zeichnen sich besonders aus: das Werk «De civitate Dei libri XXII», von Strange (2 Bde., Köln 1850-51) und Dombart (2 Bde., Lpz. 1877) herausgegeben, von Sildert (2 Bde., Wien 1826) übersetzt, und die « Confessionum libri XII», eine Selbstbiographie, die in neuerer Zeit an Neander (Berl. 1823), Bruder (Lpz. 1837 u. 1869) und Karl von Räumer (2. Aufl., Gütersl. 1876) Herausgeber und an Gröninger (4. Aufl., Münst. 1859), Silbert (5. Aufl., Wien 1860), Rapp (8. Aufl., Brem. 1889) und Bornemann (12. Bd. der «Bibliothek theol. Klassiker», Gotha 1888) Übersetzer gefunden hat. Vgl. Harnack, Augustins Konfessionen (2. Aufl., Gieß. 1894). Sonst sind noch zu nennen die «Meditationes» und «Soliloquia» (zusammen hg. von Westhof, Münst. 1854; deutsch von Dreier, Steyl 1886), das «Enchiridion» oder «Manuale» (hg. von Krabinqer, Tüb. 1861), die «Retractiones», eine mildernde Kritik seiner eigenen Werke, «De doctrina christiani libri IV», «Detrinitate libri XXII» (hg. von Hurter in «Sanctorum patrum opuscula», Innsbr. 1881) und seine Predigten (in Auswahl deutsch von Leonhardi im 5. Bde. von «Die Predigt der Kirche», Lpz. 1889). Eine Übersetzung «Ausgewählter Schriften» des A. erschien in der «Bibliothek der Kirchenväter» (8 Bde., Kempten 1871-79). Neuerdings fand man in der Bibliothek zu Greifswald zwei bis jetzt noch nicht herausgegebene kleinere Schriften A. («Tractatus de persecutione malorum in bonos viros et sanctos» und «Tractatus de omnibus virtutubis»).

Vgl. Possidius (Schüler des A.), Vita Augustini (in den meisten Ausgaben der Werke A.'); Kloth, Der heilige Kirchenlehrer A. (2 Bde., Aach. 1840); Bindemann, Der heilige A. (Berl. 1844); Poujoulat, Vie de Saint-Augustin (2. Aufl., 2 Bde., Par. 1852; deutsch von Hurter, 2 Bde., Schaffh. 1847); Dorner, A. Sein theol. System und seine religions-philos. Anschauung (Berl. 1873); Böhringer, A., Bischof von Hippo (im 11. Bde. der «Kirche Christi», 2 Abteil., 2. Aufl., Stuttg. 1877-78); Storz, Die Philosophie des heiligen A. (Freiburg 1882); Scipio, Des A. Metaphysik (Lpz. 1886); Reuter, Augustinische Studien (Gotha 1887); Wörter, Die Geistesentwicklung des heiligen A. (Paderb. 1892).

Augustinus, der Apostel der Angelsachsen, ein Benediktiner, wurde, als Ethelbert, König von Kent, sich mit einer fränk.-christl. Fürstin Bertha vermählte, von Papst Gregor I. 594 mit 40 Genossen nach Britannien gesandt, um dort das Evangelium zu verkündigen. Der König wurde getauft, A. 598 zum Erzbischof von Canterbury eingesetzt, die heidn. Angelsachsen mittels starker Anbequemung an alte Gebräuche allmählich für das Christentum gewonnen. A. starb 604.

Vgl. Bassenge, Die Sendung Augustins zur Bekehrung der Angelsachsen (Lpz. 1890).

Augustodunum, Hauptstadt der Äduer im Lugdunensischen Gallien, Sitz einer Druidenschule, später einer berühmten Rhetorenschule, jetzt Autun (s. d.). Unter den Herrschern des Königreichs Burgund (407-534) und bis in die Zeit der Karolinger hieß die umliegende Landschaft Augustodunensis pagis.

Augustow (poln. Augustowo). 1) Kreis im S. des russ.-poln. Gouvernements Suwalki, hat 2059,8 qkm mit 77970 E. - 2) Kreisstadt im Kreis A., an der Netta und am fischreichen See Bjeloj in niedriger Sumpfgegend, hat (1890) 9496 E., zur Hälfte Juden, Post und berühmte Viehmärkte. Die Bedeutung A.s beruht auf seiner Lage am Augustowokanal (s. d.). Es ist 1560 von König Sigismund II. August von Polen gegründet und ihm zu Ehren benannt.

Augustowokanal, Kanalverbindung zwischen Weichsel und Niemen (s. d.). Die Verbindung wird hergestellt durch den Narew, einen rechten Nebenfluß des Bug, der in die Weichsel mündet, den Bobr, einen Nebenfluß des Narew, in den die Netta sich ergießt; dann folgt der Kanal, der zur Tschernogansha, einem Nebenfluß des Niemen, führt. Das ganze Kanalsystem ist über 100 km lang mit 28 Schleusen, doch nimmt die Schiffahrt wegen der Versandung ab. 1888 passierten vom Bobr aus 1452 Flöße, vom Niemen 240.

Augustsaft, s. Johannistrieb.

Augustschnitt, an den Obstbäumen angewendeter gärtnerischer Kunstschnitt, um das im Laufe des Jahres gebildete Fruchtholz (s. d.) auszulichten, damit das stehen bleibende Holz der vollen Einwirkung der Sonne ausgesetzt wird; es wird zu stark entwickeltes Holz ganz fortgeschnitten, anderes gekürzt, damit die tiefer liegenden, nahe dem Leitzweige befindlichen Organe gekräftigt werden. In