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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Ausdehnungsgesetz; Ausdehnungskoefficient; Ausdruck

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Ausdehnungsgesetz - Ausdruck

ausdehnt, desto mehr erhebt sich der Hebelarm l. Aus der an der Skala s abgelesenen Zahl für die Erhebung von l kann man die A. des Stabes für eine bestimmte Temperaturerhöhung berechnen.

^[Abb.: Fig. 1]

Derartige messende Versuche haben gelehrt: 1 m Zink verlängert sich, wenn seine Temperatur zwischen 0° und 100° C. um 1° C steigt, um 0,0000294 m. Man nennt die Zahl, die angiebt, um den wievielten Teil ihrer Länge sich die Längeneinheit eines Körpers bei der Temperaturerhöhung von 1° C. (zwischen 0° und 100° C.) ausdehnt, den Ausdehnungskoefficienten des betreffenden Körpers. Diese Zahl hat man mit t zu multiplizieren, wenn man die A. für die Temperaturerhöhung von t° C. berechnen soll. Der Ausdehnungskoefficient für 1° C. beträgt bei Messing 0,0000188, Kupfer 0,0000171, Eisen 0,0000122, Platin 0,0000088 und Glas 0,00000861. In der Regel erfolgt die A. der festen amorphen Körper und der Krystalle des regulären Systems (s. Krystalle) nach allen Richtungen hin gleichmäßig, bei den andern Krystallen findet dies jedoch nicht statt. Die Zahl, die angiebt, um den wievielten Teil ihres Volumens sich die Volumeneinheit eines Körpers bei der Temperaturerhöhung von 1° C. (zwischen 0° und 100° C.) ausdehnt, heißt kubischer Ausdehnungskoefficient; er beträgt (wie in Fig. 2 durch den Zuwachs angedeutet ist) fast das Dreifache des linearen Ausdehnungskoefficienten.

^[Abb.: Fig. 2.]

Ein Glasgefäß, das um 1° C. erwärmt wird, erhöht also sein Volumen um 3 mal 0,00000861 des ursprünglichen Volumens. Die A. der festen Körper muß im praktischen Leben, z. B. beim Legen der Eisenbahnschienen, die für die A. Zwischenräume erhalten müssen, berücksichtigt werden. Die Angaben von Präcisionsmaßstäben müssen nach den Temperaturen korrigiert werden; die Normaltemperatur, bei welcher dieselben genau richtig sind, muß angegeben sein.

Die A. der tropfbaren Flüssigkeiten wird dadurch ersichtlich, daß sie sich stärker ausdehnen als ihre Gefäße; man erhält also zunächst nur ihre scheinbare Volumenausdehnung, aus der die wahre berechnet wird, indem man zur erstern die A. der Gefäße addiert. Um die A. zu messen, bedient man sich entweder thermometerartiger Gefäße (Dilatometer), oder man bestimmt das Gewicht der zu untersuchenden Flüssigkeit, die ein kleines Glasgefäß bei verschiedenen Temperaturen (z. B. 0° und 100° C.) enthält. Solche Gefäße (Fig. 3 und 4) füllt man bei 0° C. mit der Flüssigkeit (Fig. 4 bis zur Marke a) und bestimmt dann das Gewicht der letztern bei 0° C.

^[Abb.: Fig. 3.]

^[Abb.: Fig. 4.]

Erhöht man hierauf die Temperatur auf 100° C., so tritt ein Teil der Flüssigkeit (Fig. 3) aus dem Gefäß oder (Fig. 4) über die Marke, von wo sie bis zur letztern entfernt wird. Wenn jetzt bei 100° C. wieder das Gewicht der zurückgebliebenen Flüssigkeit bestimmt wird, so läßt sich aus den beiden Wägungen die scheinbare A. der Flüssigkeit für den Temperaturunterschied von 0° bis 100° C. berechnen. Man erhält hierdurch den kubischen Ausdehnungskoefficienten, der für die meisten Flüssigkeiten bei verschiedenen Temperaturen verschieden ist; nur für Quecksilber ist er so gut wie konstant gleich 0,00018153=1/5509, weshalb sich das Quecksilber besonders gut als Thermometerflüssigkeit eignet. Sehr unregelmäßig ist die A. des Wassers, das bei +4° C. seine größte Dichte besitzt und sich von hier an sowohl bei der Erwärmung, als auch bei der Abkühlung ausdehnt (s. Wasser). Die Kraft, mit der sich das Wasser beim Gefrieren ausdehnt, ist so mächtig, daß es die stärksten Gefäße und selbst eiserne Bomben (Fig. 5 und 6), die man mit Wasser gefüllt der Kälte aussetzt (Williams in Quebec 1785 und Hagenbach 1879), sprengen kann.

^[Abb.: Fig. 5.]

^[Abb.: Fig. 6.]

Die Gase und Dämpfe dehnen sich noch bei weitem stärker aus als die tropfbaren Flüssigkeiten, und zwar alle in nahezu gleichem Maße. Ihre A. beträgt für je 1° C. Temperaturerhöhung 0,003665=1/273 des jeweiligen Volumens. Die A. oder Zusammenziehung der Gase wächst proportional den Angaben des Quecksilberthermometers (Gay-Lussacsches Gesetz 1802). Sind die Gase allseitig durch feste Wände abgesperrt, so wächst ihre Spannkraft, also ihr Druck auf die Wände proportional mit der Temperaturzunahme. Die A. der Gase wird zu wissenschaftlichen Zwecken bei Luft- und Gasthermometern verwendet. (S. Thermometer und Dimension.)

Im philosophischen Sinne ist A. bei Descartes und dessen Nachfolgern der Ausdruck für das Außereinander oder den Raum (s. d.); bei Spinoza sind A. und Denken die Attribute der einen Substanz.

Ausdehnungsgesetz, Bezeichnung für das Reichsgesetz über die Ausdehnung der Unfall- und Krankenversicherung vom 28. Mai 1885, durch das die Unfallversicherung auf binnenländischen Transport und andere, von dem Unfallversicherungsgesetz vom 6. Juli 1884 noch nicht erfaßte Betriebe ausgedehnt wurde. Eigentümlich sind dem A. die fiskalischen Ausführungsbehörden (s. d.) zur Durchführung der Unfallversicherung in fiskalischen Betrieben.

Ausdehnungskoefficient, s. Ausdehnung.

Ausdruck, im allgemeinern Sinne jedes sichtbare, hörbare oder fühlbare Zeichen innerer Vorgänge. So ist das Wort, als ein sichtbares und hörbares Zeichen, A. einer Vorstellung; so sind einfache Laute A. von Empfindungen; so wird ein Händedruck zum A. der Freundschaft. In engerer Bedeutung nennt man A. ein natürliches und wesentliches Zeichen für Vorstellungen und Empfindungen, durch welches sich das Innere im Äußern veranschaulicht, das Geistige im Körperlichen kräftig und lebendig hervortritt. So ist ein menschliches Antlitz ausdrucksvoll, wenn sich in seinen Zügen die ganze geistige Individualität, die ganze inne-^[folgende Seite]