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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Ausgleichungssteuern; Ausglühen; Ausglühmetall; Ausgrabungen

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Ausgleichungssteuern - Ausgrabungen

(Unvollkommenheit der menschlichen Sinne und der Instrumente, Wechsel der Temperatur, der Beleuchtung u. a.) stets sehr große und nie ganz zu überwindende Schwierigkeiten. Ein Teil dieser Einflüsse folgt bestimmten Gesetzen oder ist in sich gleichbleibend und kann daher durch Rechnung bestimmt und mehr oder weniger unschädlich gemacht werden, ein anderer Teil aber, namentlich zufällige Fehler, entzieht sich der genauen Feststellung. Es ist nun Sache der A., aus den mit zufälligen Fehlern behafteten Einzelmessungen denjenigen Mittelwert zu finden, der nach der Wahrscheinlichkeitsrechnung dem wahren Werte am nächsten kommt. Die einfachste Art der A. besteht in der Berechnung des arithmetischen Mittels aus einer Reihe von Einzelbeobachtungen. Präcisionsmessungen werden jetzt in der Regel nach der sog. «Methode der kleinsten Quadrate» (s. d.) ausgeglichen.

Vgl. Vogler, Grundzüge der A. (Braunschw. 1883).

Ausgleichungssteuern, s. Übergangsabgaben.

Ausglühen, soviel wie Adoucieren (s. d.).

Ausglühmetall, s. Amalgamation.

Ausgrabungen. A. von Werken der Kunst und der Kultur vergangener Zeiten wurden seit dem Wiederaufleben der Wissenschaften, besonders aber seit dem Beginn der klassischen Studien vereinzelt teils von Reisenden, teils von kunstliebenden Fürsten veranstaltet. Sie begannen auf ital. Boden, wo die erste bedeutendere Ausgrabung röm. Altertümer 1515 auf Papst Leos X. Befehl durch Raffael Santi zu Rom unternommen wurde. Doch wurden sie, ebensowenig wie in den nächstfolgenden Jahrhunderten, nachhaltig und planmäßig genug betrieben, und selbst eine Entdeckung, wie die von Herculanum (s. d.) 1719, konnte fast wieder in Vergessenheit geraten. Die erste allgemein interessierende Ausgrabung war die von Pompeji (s. d.). Fast alle bis zur Mitte des 18. Jahrh. gemachten Entdeckungen von Altertümern sind zufällige Funde, deren Bedeutung nur von wenigen gewürdigt ward. Erst als in der zweiten Hälfte des 18. Jahrh. durch Winckelmann die Wissenschaft der Archäologie begründet war, begann eine systematische Ausgrabung alter Denkmäler. Namentlich unternahmen die Franzosen während der kurzen Zeit ihrer Herrschaft in Ägypten, Italien und anderwärts A. in großartigem Maßstabe.

Mit Beginn des 19. Jahrh. brach besonders für die Erforschung und Ausgrabung der antiken Monumente Griechenlands eine thätige Periode an. 1811 wurden auf der Insel Ägina bedeutende Funde gemacht (s. Äginetische Kunst), 1812 in Phigalia ein Tempel mit reichen Friesskulpturen entdeckt, 1820 die berühmte Venus von Milo gefunden. Von Bedeutung war die franz. Expedition nach dem Peloponnes 1828-31, welche zu den ersten A. in Olympia (s. d.) den Anstoß gab. Seitdem blieb die schon von Winckelmann geplante Erforschung dieser wichtigsten Stätte im Vordergrunde des Interesses, bis sie schließlich von der Deutschen Reichsregierung 1875-81 durchgeführt wurde. Für die systematische Forschung in Griechenland hat vor allen Ludwig Roß (s. d.) Großes geleistet; seine A. auf der Akropolis von Athen, die Aufdeckung von zahlreichen Gräbern in Attika sowie die erste Kunde über die Altertümer der griech. Inseln 1840 gehören zu den wichtigsten Arbeiten auf diesem Felde der Archäologie. In Athen begann Strack 1862 die A. des Theaters am südöstl. Fuße der Akropolis, die dann durch die Archäologische Gesellschaft in Athen weiter geführt und 1885 vom Deutschen Archäologischen Institut unter Leitung Dörpfelds von neuem aufgenommen wurde. Dieser grub unter anderm seit 189l noch am Westabhang der Akropolis. Die Archäologische Gesellschaft hat auch wiederholt auf dem öffentlichen Begräbnisplatze im äußern Kerameikos (s. Athen, S. 21b) A. angestellt, bei denen viele Grabmonumente, darunter manche von bedeutendem histor. und künstlerischem Werte, zum Vorschein gekommen sind. Von epochemachender Bedeutung sind die 1871 begonnenen A. Schliemanns (s. d.) in Mykenä (s. d.), Tiryns (s. d.) und Troja (s. d.) gewesen. Sie gaben zum erstenmal ein zusammenfassendes Bild von der Kultur und Kunst in der vorhomerischen Zeit. Seit 1887 hat die griech. Regierung die Bloßlegung des von Schliemann unberührt gelassenen Teiles von Mykenä erfolgreich in Angriff genommen. Zahlreich sind die A. an berühmten Kultusstätten des griech. Festlandes: so wurden in Eleusis 1883-88 der Demetertempel mit seinem Bezirk, in Oropos an der Grenze von Attika und Böotien das Amphiareion, in Epidaurus seit 1882 das Heiligtum des Asklepios, auf der Landenge von Korinth der Festbezirk des isthmischen Poseidon, in Arkadien die Heiligtümer von Lykosura ausgegraben. Die École française machte 1885 A. am Tempel des Apollon Ptoios in Böotien und 1887 in Mantinea; eine durch Kleinfunde bedeutende Ausgrabung des Deutschen Archäologischen Instituts (1888) führte zur Aufdeckung des Kabirenheiligtums bei Theben. Die amerik. Schule unternahm 1886 A. am Theater in Sicyon und 1887 am Dionysosheiligtum in Ikaria am Pentelikon, 1889 in Platää, seit 1891 am Heraion (Argos). Zu den überraschendsten Ergebnissen haben die A. der griech. Regierung auf der Akropolis zu Athen (1882-88) geführt; sie verdeutlichen das Bild der Burg vor dem Perserbrande mit den Befestigungen, Tempelbauten und ihrem reichen künstlerischen Schmuck. Die franz. Regierung begann 1893 A. auf dem Tempelgebiet von Delphi, die sich als sehr ertragreich herausstellten. Über die A. auf griech. Boden geben die «Praktika» (Athen 1880) und das «Deltion» (ebd. 1888) sowie die Zeitschriften der verschiedenen archäol. Institute in Athen (s. Archäologie und Archäologisches Institut) Auskunft.

Die Erforschung der griechischen Inseln ist durch die auf Conzes Anregung von der österr. Regierung zweimal unternommene Expedition nach Samothrake (1875 u. 1880) und durch die Ausgrabung, welche die École française auf Delos (s. d.) seit 1877 vornahm, erheblich gefördert. Das auf Kreta 1884 von Fabricius und Halbherr entdeckte Stadtrecht von Gortyn bildet ein Dokument ersten Ranges für die Kenntnis altgriech. Rechts- und Kulturzustände. Die Funde in den Nekropolen von Cvpern öffnen Einblicke in eine sehr alte Periode vorhellenischer und hellenischer Kunst und Kultur und klären über deren Beziehungen zum Orient, namentlich Phönizien, mannigfach auf.

Die Denkmäler auf kleinasiatischem Boden sind seit den dreißiger Jahren namentlich durch engl. und franz. Expeditionen aufgedeckt worden. Newtons Ausgrabung des Mausoleums in Halikarnaß (1857).und Woods A. in Ephesus (1876) lieferten dem Britischen Museum vorzügliche Skulpturwerke. Von der Ruinenstätte von Giölbaschi (s. d.) in Lycien brachte eine österr. Expedition 1882 sehr interessante