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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Australien (Geistige Kultur. Entdeckungsgeschichte)

Kolonien Gesamteinnahmen Davon Steuern Ausgaben Schulden

im ganzen per Kopf im ganzen per Kopf

Neusüdwales 9063397 2677169 2,42 9250271 46646449 41,57

Victoria 8675990 3749670 3,45 7919902 37367027 33,42

Queensland 3440249 1574607 3,97 3594626 25840950 63,54

Südaustralien 2270433 711248 2,21 2355927 20435500 63,98

Westaustralien 382213 194248 4,51 386000 1371981 31,39

Tasmanien 678909 422644 2,84 681674 5019050 33,13

Zusammen 24511191 9329586 3,23 24188400 136680957 44,50

Geistige Kultur. Kirche. Früher bildeten alle engl. Besitzungen in A. einen Teil der Diöcese Kalkutta. 1836 wurde A. selbständiges Bistum und seit 1847 nach und nach in 12 Diöcesen geteilt, wovon sechs aus Neusüdwales (Sydney, Bathurst, Goulburn, Grafton und Armidale, Newcastle, Riverina), zwei auf Queensland (Brisbane, Nordqueensland), zwei auf Victoria (Melbourne und Ballarat) und je eine auf Südaustralien (Adelaide) und Westaustralien (Perth) kommen. Der Bischof von Sydney, der unter dem Erzbischof von Canterbury steht, ist Metropolit von A. Sitz der alle fünf Jahre zusammentretenden Generalsynode ist Sydney. 1891 zählte man: 2787000 Protestanten (1 Mill. der anglikan. Kirche angehörig), 829000 Römisch-Katholische, 14820 Juden und 49580 Heiden und Mohammedaner. Das Sektenwesen ist in A. mehr als anderswo zur Blüte gelangt.

Volksbildungswesen. Den zahlreichen Konfessionen entspricht die Einrichtung konfessionsloser Schulen, die konfessionellen Schulen sind im Abnehmen begriffen. Letztere sind besonders von seiten der Katholiken errichtet. Die Zahl der Privatschulen ist noch eine große, aber sie sinkt im Vergleich zu dem Wachstum der vom Staat errichteten Schulen, um die sich derselbe früher nicht bekümmerte. Seit 1880 giebt es ein Schulgesetz, das sich auf die engl. Elementary Education Act von 1870 stützt, aber nicht lediglich für elementare, sondern auch für mittlere und höhere Ausbildung sorgt. Der Schulbesuch währt bis zum 14. Jahre. Das Gesetz sorgt für herumreisende Lehrer, was von großer Bedeutung ist bei einer Bevölkerung, die so zerstreut wie in A. wohnt. Es giebt auch staatliche Abendschulen für Erwachsene, deren Schulbildung vernachlässigt worden ist. Die Schüler der Staatsschulen zahlen wöchentlich 3-4 Pence Schulgebühren. Den übrigen Unterhalt seiner Schulen bestreitet der Staat aus seinen Mitteln. Man zählte 1890: 6101 Schulen mit 616553 Schülern. Universitäten, den englischen ähnlich, giebt es in Sydney, Melbourne und Adelaide. Die Universität von Adelaide ist auch den Frauen geöffnet. Die Mitglieder der Schule der Künste zu Sydney errichteten 1874 eine Arbeiterschule, in der technisier Unterricht erteilt wurde. Diese wurde 1883 von der Regierung übernommen, die zugleich ein bestimmtes System für technischen Unterricht festsetzte, der jetzt auch in Melbourne und Adelaide erteilt wird. Außerdem giebt es Handwerkerinstitute in allen Städten. Gelehrte Gesellschaften haben ihren Sitz in Sydney, Melbourne, Hobart und Adelaide.

Die Zeitungslitteratur hat einen sehr raschen Aufschwung genommen. Das wichtigste Blatt in Neusüdwales ist der täglich morgens erscheinende «Sydney Morning Herald»; jeden Abend erscheinen «Evening Mail» und «Evening News». In der Kolonie Victoria befinden sich unter den in Melbourne erscheinenden Zeitungen drei tägliche: «Argus», «Age» und «Herald»; monatlich erscheinen in gediegener Ausführung: «The Australian Illustrated News» und « The Sketcher», wöchentlich ein Witzblatt: «The Punch», ebenso wöchentlich einmal «The Australasian», «The Leader» und «Weekly Times». Auch haben in Melbourne bereits Journale ernsten litterarischen und wissenschaftlichen Inhalts Boden gewonnen. In Südaustralien, Westaustralien, Queensland und Tasmanien herrschen ähnliche Verhältnisse. Je eine deutsche Zeitung («Australische Zeitung» und «Nordaustralische Zeitung») erscheint in Adelaide und Brisbane.

Entdeckungsgeschichte. Der fünfte Erdteil hat seinen Namen vor der Entdeckung erhalten. Die Kartographen des 16. Jahrh., namentlich Mercator und seine Schule, glaubten auf die Autorität des Ptolemäus hin an das Bestehen eines großen Südlandes, das von Magalhães 1520 im Feuerlande und von de Retes 1545 in der Nordküste von Neuguinea gesehen worden war. Man nannte es «das unbekannte Südland», «Terra australis incognita», und dieses Phantasiegemälde fristete sein Dasein bis auf die zweite Weltreise Cooks. Die erste historisch nachweisbare Entdeckung A.s fällt ins Jahr 1605. Nachdem die Holländisch-Ostindische Handelsgesellschaft, gegründet 1600, sich zuerst auf Java, dann auf den Molukken festgesetzt hatte, ging das Schiff Duyfken (Täubchen), Kapitän Willem Jansz (d. h. Janszoon), 1605 von Bantam ab, um die Frage zu entscheiden, ob Neuguinea, wie die Schule Mercators behauptete, eine Insel sei, oder ob es einen Teil des unbekannten Südlandes bilde. Willem Jansz. verfehlte die Torresstraße und geriet in den Carpentariagolf; er behauptete daher, Neuguinea gehöre zum Festlande, und bei dieser Ansicht blieb man, bis Cook 1770 durch die Torresstraße fuhr und dadurch endgültig Neuguinea vom südl. Festlande abtrennte. Zwar hatte Luis Baz de Torres schon 1606 die nach ihm benannte Straße von Ost nach West durchsegelt, allein seine Berichte kamen nicht an die Öffentlichkeit; der eine wurde erst 1762 von den Engländern in Manila entdeckt, der andere, der nach Spanien gelangt war, erst 1878 aus dem Archiv von Simancas veröffentlicht. Da nun die holländ. Schiffe auf ihrer Fahrt vom Kaplande durch den Indischen Ocean seit 1611 zuerst bis zum Meridian von Java gegen Südosten bis zum 36. und 40.° südl. Br. steuerten und dann nordwärts gingen, so mußten sie notwendigerweise gelegentlich die Westküste A.s berühren, weil zuverlässige Längenbestimmungen auf der See noch nicht möglich waren, das Schiff also leicht über den Meridian von Java hinausgeraten konnte und dann auf A. treffen mußte. So wurden bis 1642 Teile der Westküste entdeckt und aufgenommen. In diesem Jahre wurde der