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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bahd-Samum; Bahia

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Bahd-Samum - Bahia

hofsgebäude, sonst nur unansehnliche Backsteinhäuser, die nebst vielen Baumgruppen von einem Erdwall von 6,4 km Umfang umschlossen werden, ferner berühmte Seidenmanufakturen und, durch die Lage am Vereinigungspunkt dreier Straßen und an der Eisenbahn begünstigt, lebhaften Handel. Durch die Industhalbahn (mit großer Eisenbahnbrücke über den Satladsch: 1297 m lang, mit 16 Bogen von 76,2 m Spannung) steht B. nach N. in Verbindung mit Multan, und von hier aus mit Lahaur und Pischawar einerseits, nach SW. mit den Städten Sindhs, insbesondere mit dem Hafenplatz Karatschi.

Bahd-Samum, soviel wie Samum (s. d.).

Bahia. 1) Küstenstaat Brasiliens, grenzt im N. an die Staaten Pernambuco, von dem es durch den Sao Francisco geschieden wird, und Sergipe, im O. an den Atlantischen Ocean, im S. an Espiritu-Santo und Minas Geraes, im W. an Goyaz, hat 426427 qkm und (1888) 1821089 E., darunter etwa 8000 umherziehende Indianer. Der 40-60 km breite Küstenstrich ist ziemlich bergig, aber auch mit weiten Thalflächen versehen, sehr fruchtbar und gut bewässert, während der zum Staate gehörige Teil des Sao Franciscothales weniger wasserreich ist. Getrennt werden beide Niederungen im N. durch die Plateaus des Sertao, welche südlicher in lange Höhenzüge übergeben, eine kalkige und granitische Fläche, arm an Wasser, mit spärlicher Vegetation bestanden und zum Ackerbau ungeeignet. Der Rio Sao Francisco durchströmt das Land von S. nach N. Westlich von ihm ist dasselbe fast ganz unbekannt. Im O. liegt die Serra do Assurua mit Diamanten- und Goldfeldern. Auch in den zur Küste sich senkenden Hochlandstufen finden sich erstere, besonders in der Serra do Sincora. Am fruchtbarsten ist das Land an der Allerheiligenbai (der Reconcavo), wo auch die dichteste Bevölkerung ganz Brasiliens wohnt; der Küstenstrich ist berühmt durch seine Urwälder (den Matovirgem der Küste) und, wo diese ausgerodet sind, von unerschöpflicher Fruchtbarkeit. Man baut besonders Kakao am Sao Francisco und im Süden Zucker und Tabak, dann Baumwolle; Nutzholz wird ebenfalls stark ausgeführt, Reis, Maniok in großer Menge, außerdem Kaffee und Südfrüchte. Auf den Plateaus des Innern ist nur die Viehzucht lohnend. Der Handel bewegt sich meist nach England und Frankreich, weniger nach Deutschland. Die Ausfuhr betrug 1885/86: 41902000 M., die Einfuhr 49236000 M. Die Bahia-Sao Francisco-Eisenbahn, 1858 begonnen, wird nach Joaseiro am rechten Ufer des Sao Francisco geführt werden; eröffnet ist die Strecke von B. bis Villa Nova da Rainha auf der Serra da Tiuba; die nur noch wenige Kilometer lange Reststrecke bis Joaseiro soll 1892 fertig werden. Die Strecke bis Alagoinhas ist Privatbahn, von dort bis Joaseiro (459 km) Staatsbahn. Eine Zweigbahn führt von Alagoinhas nach Timbo (83 km); von Cachoeira zweigen Bahnen nach Amaro und Feira de S. Anna ab; eine kurze Strecke verbindet S. Amaro mit Bom Jardin bei B., während im Süden des Staates ein Schienenweg von Caravellas über Leopoldina nach S. Clara führt. Die sonstigen Verkehrswege sind ungenügend. Außer B. sind an Städten zu erwähnen Cachoeira am Paraguassu, Barra am Sao Francisco, an der Küste Marabu und Caravellas. Vgl. Kartei Brasilien.

2) B. oder Sao Salvador da Bahia (vollständig: Cidadc Sao Salvador da Bahia de Todos os Santos), Hauptstadt des Staates B., bis 1763 Hauptstadt von Brasilien, noch jetzt die erste Festung und nach Rio de Janeiro die erste Handelsstadt, an der Ostseite der inselreichen Allerheiligenbai (Babia de Todos os Santos), die einen gesicherten Hafen bildet, liegt unter 12° 58' südl.Br. und 38° 31' westl. L. von Greenwich in außerordentlich gesundem Klima am Westabhange einer von N. nach S. gerichteten, allmählich schmäler werdenden Landzunge, die mit dem Leuchtturm von Kap Sao Antonio endet, und bietet einen überraschenden Anblick. Das Innere entspricht dieser Lage nicht. Die Stadt, Sitz des Erzbischofs und Primas von Brasilien, hat (1889) 80000 E., darunter ein Drittel Weiße, mit den Vorstädten (1892) 200000 E., ist unregelmäßig gebaut und besteht aus zwei verschiedenen Teilen: der Praya oder Cidade-baixa, d. h. Unterstadt, und der Cidade-alta oder Oberstadt. Die Praya, eine fast 7 km lange, am Ufer hinziehende Straße, wird von mehrern kleinen und engen Gäßchen durchschnitten. In ihr finden sich die Comptoirs und Magazine der Kaufleute, die Börse, das Zollamt (Alfandega), das Marinearsenal, der Bahnhof der Bahia-Sao Franciscobahn, die Gasanstalt, eine Fabrik für Pferdebahnwagen, die Dreieinigkeits-, Bomfim- und die Conceicaokirche, eine der ältesten Brasiliens. Während die Praya durch den in ihr herrschenden Schmutz und die oft sehr drückende Hitze einen unangenehmen Eindruck macht, ist die Cidade-alta, 60-80 m höher, luftig und gesund, von Orangen- und Bananengärten umgeben, die sich nördlich in den Urwald verlieren. Hier befinden sich das jetzt als Hospital dienende Jesuitenkollegium, die ehemalige Jesuitenkirche, die ehemalige Kathedrale, die schönste, fast ganz aus Marmor gebaute Kirche Brasiliens, der Palast des Erzbischofs, die Statthalterei, die Münze, die Citadelle, das Stadthaus, die Kanzlei, der Appellationshof, das Waisenhaus, das Getreidemagazin, das Theater Sao Joao, viele Klöster und Kirchen. B. wird durch eine Menge Festungswerke, Batterien und Forts gedeckt, unter denen das auf einem einzelnen Felsen mitten im Hafen gelegene kreisförmige Seefort das stärkste ist. Die Stadt besitzt ein Lyceum, ein theol. Seminar, eine mediz. Akademie, eine Anzahl Einzelschulen, ein Museum, eine öffentliche Bibliothek (18000 Bände), mehrere Druckereien. Eine Pferdebahn durchschneidet die Stadt in ihrer ganzen Länge und führt nach den Vorstädten Bomfim im N., Itapagipe, Victoria im S. und Rio Bermelho; nach letzterm auch Dampfstraßenbahn. Den herrlichsten Durchblick auf den Hafen und die Gegenküste gewährt der die ganze Stadt beherrschende Passeio-publico, 1814 angelegt, mit einem Obelisken zur Erinnerung an die Landung des spätern Königs Johann VI. im Jan. 1808.

Die Industrie erstreckt sich auf Baumwollweberei (seit 1867 ist hier die bedeutendste Spinnerei Brasiliens), Fabrikation von Juteware, Schuhen, Stiefeln, Hausschuhen, Hüten, Cigarren, Kau- und Schnupftabak und Zucker.

Der Handel ist infolge der Eifersucht seitens der Hauptstadt Rio de Janeiro nicht zu der Blüte gelangt, deren er fähig ist. Alle Waren müssen durch das Zollamt und die auszuführenden durch das Konsulat gehen. Ausgeführt werden Tabak (1889: 131000 q [Quintal] zu 10,2 Mill. M.), Zucker aus Sergipe (1889: 17 200 q), Kakao (1889 etwa 4 Mill. kg), Kaffee (1889: 103256 q), Kautsckuk,