Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Bakteriologie (Untersuchungsmethoden)'
lösung enthalten, durch Wattefilter, welche keine Keime aus der Luft einlassen. Ebenso müssen alle Instrumente (Nadeln, Messer u. s. w.)
sorgfältigst sterilisiert (geglüht) werden. Man bringt dann eine geringe Menge des Untersuchungsobjekts in ein Glas mit Nährgelatine
(Impfung), wobei der Wattepfropf ganz kurz gelüftet wird, verflüssigt die Gelatine durch Erwärmen, schüttelt die Lösung zur bessern
Verteilung der Keime und gießt sie dann auf einer sterilisierten Glasplatte in dünner Schicht aus. Hier erstarrt die infizierte Gelatine und bildet
nun einen völlig durchsichtigen Nährboden, in welchem die eingebrachten Keime räumlich getrennt zur Entwicklung kommen. Nach einigen
Tagen sind je nach der Zahl der vorhandenen verschiedenartigen Keime verschieden gestaltete Kolonien zu erkennen. Von jeder derselben
wird eine Spur auf einen festen Nährboden übergeimpft und dadurch völlig isoliert zum Weiterwachsen gebracht. Erweist sich eine Kultur
noch gemischt aus mehrern Bakterienarten, so wird das Plattenverfahren nach Bedarf wiederholt. Ein ähnliches Verfahren wird bei
Agarnährböden für Bakterien, die nur bei höhern Temperaturen wachsen, ausgeführt. Aus der Gesamtzahl der auf der ersten Platte
wachsenden Keime können, wenn genau bestimmte Mengen der zu untersuchenden Materie verimpft waren, Rückschlüsse auf deren
Reichtum an Bakterien überhaupt gemacht werden.
Um anaerobe Bakterien (welche also durch den Sauerstoff der Luft getötet werden) zu züchten, wird die geimpfte Gelatine entweder auf der
Platte mit Glimmer oder (im Reagenzrohr) mit einer Schicht von Öl resp. neuer Gelatine gegen die Luft abgeschlossen, oder die Kultur in
besondern Apparaten unter Zufluß anderer Gase (namentlich Wasserstoff) gehalten. Die Temperatur für die Kulturen wird durch
Brutschränke mit konstanter Temperatur geregelt. Eine große Zahl von Bakterien ist es noch nicht geglückt mit den bisher bekannten
Methoden und Nährböden rein zu züchten.
2) Mikroskopische Untersuchung entweder der lebenden Bakterien in einem Tropfen Flüssigkeit
(zur Beobachtung der Beweglichkeit u. s. w.), oder der toten mit Hilfe specifischer Färbungen.
3) Übertragung der isolierten Keime entweder auf bestimmte Medien (zum Zweck der Erforschung
ihrer saprophytischen Thätigkeit) oder auf Tiere (Untersuchung auf
pathogene Eigenschaften). Zum Tierexperiment dienen hauptsächlich Mäuse, Kaninchen,
Meerschweinchen, Tauben, Hühner. Die Empfänglichkeit der einzelnen Tierarten für bestimmte Bakterien ist dabei verschieden, so daß das
negative Resultat der Übertragung nicht immer beweisend für die Nichtpathogenität des betreffenden Bakteriums ist. Die Bakterien werden
durch Impfung unter die Haut, durch Fütterung oder durch Einatmungsapparate auf das Versuchstier übertragen.
III. Litteratur. Ehrenberg, Die Infusionstierchen als vollkommene Organismen (Lpz. 1838); Cohn,
Untersuchungen über Bakterien, in seinen «Beiträgen zur Biologie der Pflanzen», Bd. I, Heft 2, 3; Bd. II, Heft 2 (Bresl. 1872 fg.): de Bary,
Vergleichende Morphologie und Biologie der Pilze u. s. w. (Lpz. 1884); ders., Vorlesungen über Bakterien (2. Aufl., ebd. 1887); Zopf, Die
Spaltpilze (3. Aufl., Bresl. 1885); ders., Die Pilze in morpholog., physiol., biolog. und systematischer Beziehung (ebd. 1890); Flügge, Die
Mikroorganismen (Lpz. 1886); Baumgarten, Lehrbuch der pathol. Mykologie (2 Bde., ↔ Braunschw. 1890 fg.); Hueppe, Die
Methoden der Bakterienforschung (5. Aufl., Wiesb. 1891); ders., Die Formen der Bakterien (ebd. 1886); Klebs, Allgemeine Pathologie, Bd. 1
(Jena 1887); Fränkel, Grundriß der Bakterienkunde (3. Aufl., Berl. 1890); Cornil und Babes, Les bactéries
(Par. 1890); Ludwig, Lehrbuch der niedern Kryptogamen (Stuttg. 1892); Nägeli, Die niedern Pilze in ihren Beziehungen zu den
Infektionskrankheiten und der Gesundheitspflege (Münch. 1877); Rob. Koch, Untersuchungen über die Ätiologie der Infektionskrankheiten
(Lpz. 1878); Mitteilungen aus dem kaiserl. Gesundheitsamt, I., II. (Berl. 1881, 1884); Rosenbach, Mikroorganismen bei den
Wundinfektionskrankheiten des Menschen (Wiesb. 1884); Eisenberg, Bakteriologische Diagnostik (3. Aufl., Hamb. 1891); Löffler,
Vorlesungen über die geschichtliche Entwicklung der Lehre von den Bakterien (1. Teil, Lpz. 1887); Migula, Die B. (ebd. 1891); Günther,
Einleitung in das Studium der B. (3. Aufl., ebd. 1893); Klemperer und Levy, Grundriß der klinischen B. (Berl. 1894); Heim, Lehrbuch der
bakteriologischen Untersuchung (Stuttg. 1894); Baumgarten, Jahresberichte über die Fortschritte in der Lehre von den pathogenen
Mikroorganismen (Braunschw. seit 1885); Fränkel und Pfeiffer, Mikrophotogr. Atlas der Bakterienkunde (Berl. 1891–92).
Baktrĭen (Baktra, Baktria oder Baktriane, altpers. Bachtri, Zend Bachdhi), im Altertum das Land
zwischen dem westl. Teile des ind. Kaukasus (Hindukusch), dem Parapamisus und dem Flusse Oxus, der es von dem nördlich davon
gelegenen Sogdiana schied, das jetzige Balch (s. d.). Die
Baktrier bildeten mit den Persern und Medern und andern Stämmen den iran. Zweig des indogerman.
Völkerstammes. In B. (richtiger allgemein in Ostiran) soll der Zendavesta (s. d.) entstanden sein und der Religionsstifter
Zoroaster (s. d.) gewirkt haben. Mit dem Medischen Reiche, zu dem es eine Zeit lang gehörte, ward es unter Cyrus ein
Teil des Perserreichs, indem die Baktrier mit den von ihnen abhängigen Bewohnern von Sogdiana und Margiana freiwillig den Cyrus als
Herrscher anerkannten. B. war schon früh ein Sitz der Kultur und dessen Hauptstadt Baktra (das jetzige
Balch) ein wichtiger Platz für den Handel des innern Asien. Mit dem übrigen Persischen Reiche ward
die Satrapie B. von Alexander d. Gr. unterworfen, der hier 12 Städte gründete und 14000 Griechen zurückließ. Nach Alexanders Tode erhielt
auf der Versammlung von Triparadisus 321 v. Chr. Stasanor aus Soli sowohl B. als Sogdiana; aber schon bei dem ind. Zuge Seleucus' I.,
307 v. Chr., wurden beide Länder mit dem Syrischen Reiche vereinigt. Unabhängig von diesem machte sich in B. unter Antiochus II. Theos
der Statthalter Diodotus I. um 255. Dieser ward so der Begründer eines griech. Reichs in Binnenasien, des
Neubaktrischen Reichs, das sich unter mannigfachen Schicksalen anderthalbhundert Jahre erhielt. Der
Grieche Euthydemus aus Magnesia, der auf Diodotus II. folgte, um 220–190, ward von Antiochus d. Gr. bei dessen Zuge gegen Indien
besiegt, aber zum Schutze gegen die Einfälle der Scythen, die über Sogdiana sich ausgebreitet hatten, im
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 316.