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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Ballhahn - Balliste

Oper und Schauspiel. Doch findet man Balletttänzerinnen von Bedeutung nicht vor 1790. Noverre löste um die Mitte des 18. Jahrh, das B. von der Oper ab, begründete auch eine Theorie und erhob es zu dramat. Selbständigkeit. Das mythologische B., der Überrest der Versailler Herrlichkeit, wurde zur Zeit des Konsulats von den neuerstandenen komischen B. «Dansomanie», «La fille mal gardée» und den «Arlequinades» verdrängt. Vincenzo Galeotti in Kopenhagen ging in Noverres Richtung weiter, indem er das B. im antiken Sinne auf das rein dramatisch-plastische Princip zurückführte und den Tanz unterordnete; es erhielt hierdurch den Charakter großer rhythmisch-plastischer Pantomimen. Diese glänzenden Versuche wurden am längsten auf dem Mailänder Theater fortgesetzt, wo das B. die lebensvollsten und großartigsten Tableaus, im pantomimischen Ausdruck aber die größten Wagnisse unternommen hat; unter mehrern Tragödienstoffen führte man dort sogar «Hamlet» als B. auf. Im allgemeinen ist jedoch das B. seiner edeln Richtung und echt künstlerischen Bedeutung untreu geworden und erschöpft sich in Schaustellung bloß körperlicher Reize und Fertigkeiten. Da es wesentlich die Schaulust beschäftigen und fesseln soll, so macht sich dabei die größte Dekorations- und Kostümpracht notwendig. Berühmte Ballettmeister und Balletterfinder des 19. Jahrh, sind: Milon in Paris («Nina»), Philipp Taglioni, Paul Taglioni, Léon Bournonville, G. Ambrogio und die Tänzerin Lucile Grahn. Ein Conservatoire de danse gründete 1891 in Paris Rosita Mauri, die prima. Ballerina der Großen Oper.

Vgl. Menéstrier, Des ballets anciens et modernes (Par. 1682); Cahusac, Le danse ancienne et moderne (3 Bde., ebd. 1754); Noverre, Lettres sur le danse et les ballets (neue Ausg., ebd. 1807); Voß, Der Tanz und seine Geschichte (Berl. 1868).

Ballhahn, s. Balban.

Ballhammer, schräger Setzhammer (s. d.), der, auf das Arbeitsstück gestellt, unter dem Schlag des Schmiedehammers an dem erstern einen spitzwinkligen Ansatz ausbildet.

Ballhäuser, zum Ballspiel errichtete, gegen die Witterung schützende Gebäude, entstanden wahrscheinlich in Frankreich vor Anfang des 15. Jahrh. Dort hatte man B. in jeder beträchtlichen Stadt, in Paris soll es 300 gegeben haben. Von Frankreich aus verbreiteten sich die B. in andere Länder, besonders nach Residenz- und Universitätsstädten. Neben den großen B., den Jeux de paumes oder Courtes paumes, bestanden auch kleinere, die Tripots. Seit Mitte des 18. Jahrh, verfielen die B. oder wurden anderweit verwendet. Berühmt wurde das Ballhaus in Versailles, wo 20. Juni 1789 unter Führung Baillys die Deputierten des dritten Standes schworen, nicht eher auseinander zu gehen, bis Frankreich eine Verfassung habe.

Ballhorn, Joh., Buchdrucker zu Lübeck, welcher 1531 (1530?) -99 daselbst druckte (falls nicht in dieser Zeit ein gleichnamiger Sohn dem Vater folgte) und auf den der Ausdruck ballhornisieren oder verballhornen, d. i. soviel als ein Schriftwerk verschlechtern statt verbessern, zurückgeführt wird. Angeblich druckte man schon damals Fibeln, auf deren letzter Seite das Bild eines an den Füßen gespornten Hahns war. Auch B. soll eine solche gedruckt, dabei die Sporen weggelassen, dafür aber dem Hahne zwei (oder nach andern einen ganzen Korb) Eier zur Seite gelegt und auf den Titel die Worte «verbessert durch Joh. B.» gesetzt haben. Doch ist ein solcher Druck nicht nachgewiesen und jenes Bild des Hahns in den Fibeln erst später aufgekommen. Nach anderer Annahme bezieht sich der Ausdruck vielmehr auf eine «korrigierte» Ausgabe des Lübecker Stadtrechts, welche 1586 von B. gedruckt wurde, aber allerorten Tadel erfuhr; da die Revisoren (besonders Senator von Stiten) auf dem Titel nicht genannt sind, habe der Tadel den Drucker B. getroffen.

Vgl. Allgemeiner Litterar. Anzeiger, Nr. 134, 135 (Lpz. 1800); Grautoff, Histor. Schriften, Bd. 3 (Lübeck 1836).

Ballhornisieren, s. Ballhorn.

Ballier, s. Polier.

Ballina (spr. bäll-), Stadt in der irischen Grafschaft Mayo, am Moy, 11 km oberhalb seiner Mündung in die Killalabai, hat (1891) 4846 E., einen für Schiffe von 200 t zugänglichen Hafen und Handel mit Landesprodukten. Zwei Brücken führen zur größern Vorstadt Ardnaree, rechts am Moy, in der Grafschaft Sligo, mit der Kathedrale des kath. Bischofs von Killala. B. war der einzige Ort der brit. Inseln, den die Franzosen im Revolutionskriege (Aug. 1798) vorübergehend besetzten.

Ballinasloe (spr. bällinäslóh), Stadt in Irland, 55 km östlich von Galway, durch den Suck in zwei Teile geteilt, von denen der größere auf dem rechten Ufer zur Grafschaft Galway, der kleinere auf dem linken zu Roscommon gehört, hat (1891) 2789 E., Getreidemühlen, Wagenbau, Steinbrüche und einen fünftägigen Viehmarkt (Oktober), den größten Irlands (über 60000 Schafe und 13000 Rinder).

Balling, Karl Joseph Napoleon, Chemiker, geb. 21. April 1805 zu Gabrielshütte im böhm. Kreis Saaz, besuchte die polytechn. Lehranstalt zu Prag, war dann praktisch im Bergbau und in Eisenhütten beschäftigt, wurde Adjunkt für das Fach der Chemie an der ständisch-technischen Lehranstalt zu Prag und 1835 Professor der Chemie daselbst. B. starb 17. März 1868 zu Prag. Er schrieb: «Die Gärungschemie, wissenschaftlich begründet und in ihrer Anwendung auf Weinbereitung, Bierbrauerei, Branntweinbrennerei und Hefenerzeugung praktisch dargestellt» (4 Bde., Prag 1845-47; 3. Aufl. 1865), «Zwei Abhandlungen über einige der wichtigsten Teile des Eisenhüttenwesens» (Lpz. 1829), «Die Eisenerzeugung in Böhmen» (Prag 1849).

Ballinger, im Mittelalter eine Art Kriegsfahrzeuge der Engländer und Franzosen.

Ballismus (grch.), Hüpfen, Tanzen; in der Medizin der Veitstanz.

Balliste (lat. ballista, vom grch. bállein, d.h. werfen), Bezeichnung von Wurfgeschützen, die zum Werfen von Steinen oder steinernen Kugeln bestimmt waren. Bis ungefähr 200 v. Chr. waren die B. (von den Griechen Palintonen oder Lithobolen genannt) aus starken Holzgerüsten gebildet, bei denen zur Führung des zu schleudernden Geschosses, ähnlich wie bei der Armbrust, eine Rinne angebracht war, die oft unter einem Winkel bis zu 45° stand. Als bewegende Kraft für das Geschoß dienten Zwei voneinander unabhängige Arme, die in senkrecht angebrachten, aus starken, zusammengedrehten Sehnen gebildeten Cylindern steckten, und deren freie Enden durch eine starke Sehne verbunden waren. Spannte man letztere, unmittelbar auf das Geschoß wirkende Sehne an, bog man also die Arme zurück, so drehten diese die senkrechten Sehnencylinder