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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Balve; Balzac

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Balve - Balzac

Seine bedeutendsten Schriften sind: «Capitularia regum Francorum» (2 Bde., Par. 1677; vermehrte Aufl., Vened. 1772; neu hg. von Chiniac, 1780) und die «Miscellanea» (7 Bde., Par. 1678-1715; neue Ausg. von Mansi, 4 Bde., Lucca 1761); ferner «Conciliorum nova collectio» (Par. 1685, ein Supplement zu der von Labbe und Cossart 1671 herausgegebenen Sammlung), «Vitae paparum Avenionensium» (2 Bde., ebd. 1693), die Ausgaben der «Epistolae Innocentii papae III.» (2 Bde., ebd. 1682) und der «Opera» des Cyprian (ebd. 1726) und die schon 1656 begonnene «Historia Tutelensis ecclesiae» (2 Bde., 1717).

Vgl. Deloche, Etienne B. (Par. 1856), und R. Fage, «Les œuvres de B. cataloguées et décrites» (1882-84).

Balve, Stadt im preuß. Reg.-Bez. und Kreis Arnsberg, an der links zur Ruhr gehenden Hönne, am Fuße des in nordwestl. Richtung vom Orte senkrecht aufsteigenden Balver Waldes, ist Sitz eines Amtmanns für das Amt B. (Stadt B. und 12 Gemeinden, 5257 E.) und hat (1890) 1169 kath. E., Amtsgericht (Landgericht Arnsberg), Post, Telegraph, kath. Kirche, Krankenhans, zwei Rotgerbereien, zwei Mahl-, drei Sägemühlen, Bierbrauerei und chem. Fabrik in der Nähe. Der Balver Wald, in den Kreisen Arnsberg und Iserlohn, ist eine bewaldete Berglandschaft (bis 548 m), sein höchster Gipfel, der Steinradenberg, bildet einen trigonometr. Punkt erster Ordnung. Im Kaltsteingebirge des Hönnethals befinden sich zahlreiche Höhlen, darunter die Balver Höhle mit großartigem Gewölbe, eine Fundstätte von Knochen antediluvianischer Tiere, die in dem städtischen Museum aufbewahrt werden. Unweit B., bei Wocklum auf dem Borkeberg, eine noch gut kenntliche Wallburg und 6 km von B. die Binoler Tropfsteinhöhle, Sommer 1889 entdeckt und für Besucher zugänglich gemacht.

Balzac (frz., spr. -sack), eine Art bequemer Sessel (nach dem Romanschriftsteller B. genannt).

Balzac (spr. -sack), Honoré de, franz. Romanschriftsteller, geb. 20. Mai 1799 in Tours, ward auf dem Gymnasium zu Vendôme und einem Pariser Pensionat gebildet, wurde Schreiber eines Notars, wandte sich aber bald der Schriftstellerei zu. Seitdem lebte er zu Paris, wo er 19. Aug. 1850 starb. Er hatte schon eine Menge mittelmäßiger Romane unter dem Namen H. de St. Albin veröffentlicht und sich durch verfehlte buchhändlerische Unternehmungen mit Schulden überhäuft, als er, zum erstenmal unter seinem Namen, mit dem (W. Scott nachgeahmten) Roman «Le dernier Chouan, ou la Bretagne en 1800» (1829) Beifall fand. Fast gleichzeitig veröffentlichte er die Erzählungen «Scènes de la vie privée» (1829-30,1832 u. ö.) und die Aufsehen erregende «Physiologie du marigae» (2 Bde., 1830 u. ö., 2. Serie 1853; deutsch u. d. T. «Die Physiologie der Ehe» von Heichen, Berl. 1891), eine scherzhaft-wissenschaftliche Untersuchung, die das Eheleben nach der sinnlichen Seite zergliedert. Bekundet sich hier schon Begabung für Beobachtung der materiellen Erscheinungen des Lebens, so zeigt «Peau de chagrin» (2 Bde., 1831) den Hang zu mystischer Phantastik. Letztere fehlt auch nicht in den folgenden Romanen, in denen sich B. vollständig der Darstellung des modernen franz. Lebens in Paris, in der Provinzstadt und auf dem Lande zuwendet. Mit «La femme de trente ans» entdeckte er gleichsam den Frauentypus für seine Romane und eroberte die dauernde Gunst der weiblichen Lesewelt; die «Scènes de la vie de province» (1834-37), namentlich die feine Erzählung «Eugénie Grandet» (1834), erwiesen ihn als Meister in der treuen Schilderung des Provinzlebens; der gestaltenreiche «Père Goriot» (1835), eine Erneuerung des Lear-Themas, stellt das Pariser Leben mit scharfem Realismus dar. 1836 faßte B. den Plan, alle seine Romane zu verbinden und u. d. T. «»La Comédie humaine" als eine Gesamtdarstellung des menschlichen Lebens erscheinen zu lassen. (Vgl. Cerfberr und Christophe, Répertoire de la Comédie humaine, Par. 1887.) In 6 Abteilungen: «Scènes de la vie privée», «Scènes de la vie province», «Scènes de la vie parisienne», «Scènes de la vie politique», «Scènes de la vie militaire», «Scènes de la vie de campagne», kam diese 1842-48 (17 Bde.) heraus. Hierin sind die frühern und die spätern Romane enthalten. Von den letztern sind die bedeutendsten: «Le lis dans la vallée» (1835), «La recherche de l'absolu», «Histoire de la grandeur et de la décadance de César Birotteau» (1838), «Un ménage de garçon» (1842) und B.s letztes Werk, «Les pavents pauvres». Ein eigentümliches Kunststück in sprachlicher Hinsicht sind B.s «Contes drolatiques» (1832-37), ausgelassene Novellen in Manier des 16. Jahrh. Als Dramatiker war B. nur glücklich mit «Mercadet, ou le faiseur» (1851), während «Vautrin» (1840, als unsittlich verboten), «La Marâtre» (1848) u. a. wenig Beifall fanden.

B. ist der Romanschriftsteller des Julikönigtums. Mit unerbittlicher Schärfe der Beobachtung schildert er eine Gesellschaft, die von dem Streben nach Genuß und Besitz geleitet wird. Sein Trieb nach Wahrheit und Anschaulichkeit verführt ihn öfters, durch Einzelbeschreibung zu ermüden. Obgleich er den Stil sorgfältig nachfeilte, hat die Sprache etwas Unfertiges, Zusammenhangloses und in ihrem bunten Reichtum Unbeholfenes behalten. B.s Werke erschienen 1856-59 in 45, 1869-75 in 25 Bänden (mit Einleitung von G. Sand und B.s Briefwechsel seit 1819).

Vgl. Lovenjoul, Histoire des œvres de H. de B. (2. Aufl., Par. 1886); Baschet (und Champfleury, der 1876-78 drei Einzelstudien über B. veröffentlichte), H. de B. (ebd. 1851); Laura Surville (B.s Schwester), B., sa vie et ses œuvres (ebd. 1858); Th. Gautier, H. de B. (1859); G. Brandes, H. de B. (in der «Deutschen Rundschau», Jan. 1881); Favre, La France en éveil: B. et les temps présent (Par. 1887); G., Ferry, B. et ses amies (ebd. 1889); A. Cabat, Études sur l'œuvres de B. (ebd. 1889); Barrière, L'œuvre de H. De B. (ebd. 1890); Wormeley, Life of B. (Bost. 1892).

Balzac (spr. -sack), Jean Louis Guez de, franz. Schriftsteller, geb. 1597 zu Angoulême, einflußreiches Mitglied der Französischen Akademie seit deren Gründung, königl. Staatsrat und Historiograph und starb 18. Febr. 1654 auf seinem Gute Balzac in Angoulême. B. galt, seitdem er seine im Rednerstile Ciceros und Senecas geschriebenen Briefe («Lettres») 1624 veröffentlicht hatte, als erster Prosaist der Zeit. Seine Kunst bestand in der sorgsamen Wahl des Ausdrucks und Abrundung des Satzes, der Inhalt der Briefe ist unbedeutend. Er schrieb außerdem didaktische Abhandlungen: «Le prince» (1631), eine Verherrlichung der absoluten Monarchie, «Discours» (1644), für die Marquise von Rambouillet, «Le Barbon» (1648) und «Le Socrate chrétien» (1652). Conrart gab B.s «Entretiens» (Leid. 1659) und «Atistippe» (1658), worin