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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Bardera – Bardoux

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Barden'

und Wahrheit» aus, den schon Lichtenberg, Hölty u. a. verspotteten. Denis und Gerstenberg behandelten es lyrisch (vgl. Ehrmann, Die bardische Lyrik im 18. Jahrh., Halle 1892), Kretschmann episch. – Vgl. d'Arbois de Jubainville, Introduction à l'étude de la littérature celtique (Par. 1883); Walter, Das alte Wales (Bonn 1859); Walker, Memoirs of the Irish bards (Lond. 1786); Jones, Relics of the Welsh bards (ebd. 1784); Hardiman, Irish ministrelsy of Bardic remains of Ireland (2 Bde., Dublin 1831); Stephens, Literature of the Kymry (1849, 1876); O'Curry, On the manners and customs of the ancient Irish, Bd. 2 (Lond. 1873); Stokes und Windisch, Irische Texte, 3. Serie, Heft 1 (Lpz. 1891).

Bardēra (Berdera) oder Bal Tir, Ort im südl. Somallande (Ostafrika) am linken Ufer des Jub, ungefähr 300 km nördlich von dessen Mündung, in 126 m Höhe auf einem Felsplateau, ist schlecht gebaut, hat 130 Hütten und nimmt nur noch den achten Teil des von einer 5 m hohen Lehmmauer nebst Graben umzogenen Raums der ehemaligen, 1819 gegründeten, kurze Zeit sehr blühenden Stadt ein, die 1843 zerstört wurde. In B. wurde der Forschungsreisende von der Decken mit 6 Gefährten von raubgierigen Somal 2. Okt. 1865 ermordet.

Bardesānes, der Syrer, eigentlich Bar-Daizan, geb. 154 n.Chr. zu Edessa als der Sohn vornehmer heidn. Eltern, stand bei König Abgar von Edessa (wahrscheinlich dem 217 von Caracalla gestürzten), an dessen Hofe er lange lebte, in hoher Gunst, soll dann als Missionar nach Armenien gegangen und dort 222 in der Festung Ani bei Kars, wohin er sich zurückgezogen hatte, gestorben sein. Seine Lehre war eine eigentümliche Weiterbildung der ältern syr. Gnosis, in welche das Element der vorderasiat. Naturreligion stark hereinspielt. Doch scheint er ebensowenig wie seine Anhänger, die Bardesaniten, sich von der rechtgläubigen Kirche getrennt zu haben. Seine Ansichten verbreitete er durch Hymnen und wurde so der erste syr. Hymnendichter. Noch im 5. Jahrh, wurden diese Hymnen und die seines Sohnes Harmonius unbedenklich von den kath. Christen gesungen, bis der Kirchenlehrer Ephräm sie durch rechtgläubige verdrängte. Bruchstücke sind in den 56 Reden Ephräms gegen die Ketzer erhalten und bilden die sicherste Quelle für die Kenntnis seines Systems; außerdem sind vielleicht mehrere in den apokryphen Akten des Thomas enthaltene sechszeilige Hymnen in syr. Sprache, vor allem der schöne Hymnus von der Seele, von B. verfaßt. Der von den Kirchenvätern häufig erwähnte Dialog über das Schicksal, der neuerdings im syr. Original als «Buch über die Gesetze der Länder» wieder aufgefunden, von Cureton zuerst veröffentlicht und von Merx ins Deutsche übersetzt ist, rührt nicht von B. selbst, sondern von einem seiner Schüler her und darf zur Darstellung des eigentümlichen bardesanischen Systems nur mit Vorsicht benutzt werden. – Vgl. außer den allgemeinen Schriften über den Gnosticismus von Neander, Baur und Lipsius besonders Hahn, B. gnosticus Syrorum primus hymnologus (Lpz. 1819); Merx, B. von Edessa (Halle 1863); Hilgenfeld, B., der letzte Gnostiker (Lpz. 1864), sowie Lipsius, Die apokryphen Apostelgeschichten und Apostellegenden, Bd. 1 (Braunschw. 1883).

Bardesanīten, s. Bardesanes.

Bardiet, s. Barden.

Bardiglio (ital., spr. -diljo), sehr harter, weißer und rötlicher Marmor aus dem Florentinischen. ↔

Bardĭja, s. Smerdis.

Bardīli, Christoph Gottfried, deutscher Philosoph, geb. 28. Mai 1761 zu Blaubeuren in Württemberg, gest. 5. Juni 1808 zu Stuttgart, wo er seit 1795 Professor der Philosophie am Gymnasium war, erregte zuerst allgemeines Aufsehen durch die Schrift: «Grundriß der ersten Logik, gereinigt von den Irrtümern bisheriger Logiken überhaupt, der Kantschen insbesondere» (Stuttg. 1800). In ihr suchte er den Satz durchzuführen, daß das Denken wesentlich die Wiederholung des Einen in der unendlichen Mannigfaltigkeit des Gedachten, also an sich reine Identität, bloße Möglichkeit sei, welche die Wirklichkeit oder die Materiatur, wie es B. nannte, aus sich erzeuge. Alles Wirkliche sei somit im eigentlichsten Sinne nichts anderes als Gedanke, die Gesetze des Denkens seien auch die Gesetze der Natur. Hierdurch stellte sich B. in den schroffsten Gegensätzen dem Kantschen System und wurde in gewissem Sinne der Vorläufer der Identitätsphilosophie und der Hegelschen Logik. Doch blieben seine Anschauungen, wegen der Dunkelheit, in welcher er sie darstellte, anfangs unbeachtet, bis Reinhold lebhaft für sie eintrat und sie gegen die Angriffe Fichtes und Schellings verteidigte. Ferner schrieb B. «Über die Gesetze der Ideenassociation» (Tüb. 1796), «Briefe über den Ursprung der Metaphysik» (anonym, Altona 1798), «Philos. Elementarlehre» (2 Hefte, Landsh. 1802–6), «Beiträge zu Beurteilung des gegenwärtigen Zustandes der Vernunftlehre» (ebd. 1803). – Vgl. B.s und Reinholds Briefwechsel über das Wesen der Philosophie und das Unwesen der Spekulation (Münch. 1804).

Bardis, Stadt in Ägypten, s. This.

Bardīt, Bardītus, s. Barden.

Bardo, ital. Alpenfort, s. Bard.

Bardon (Viola di Bardone), s. Bariton.

Bardonnecchĭa (spr. -nektia), frz. Bardonnèche (spr. -nähsch), Ort im Kreis Susa der ital. Provinz Turin, 11 km nordwestlich von Oulx, in 1258 m Höhe, an der Vereinigungsstelle von vier Thälern schön gelegen, an der Linie Modane-Turin-Alessandria-Genua-Pisa-Rom des Mittelmeernetzes, am Eingange des Mont-Cenis-Tunnels, hat (1881) 780, als Gemeinde 1222 E., Post, Telegraph, in Garnison 3 Compagnien des 3. Regiments Alpentruppen und ein detachiertes Bataillon Infanterie, eine Pfarrkirche mit interessanten, aus der Abtei Novalese stammenden Chorstühlen, eine Burgruine und einen Römerturm.

Bardot (frz., spr. -doh; ital. bardotto), Packesel, Sündenbock, Zielscheibe fremden Witzes.

Bardoux (spr. -duh), Agénor, franz. Politiker und Schriftsteller, geb. 15. Jan. 1829 zu Bourges, studierte die Rechte in Paris und war als Advokat zu Clermont thätig. Nach dem 4. Sept. 1870 wurde er zum Maire dieser Stadt ernannt und im Febr. 1871 in die Kammer gewählt, wo er für die Friedenspräliminarien stimmte. Er schloß sich dem linken Centrum an und wußte sich bald durch die Eleganz seiner Rede Ruf zu erwerben. Vom 10. März bis zum 10. Nov. 1875 war er Unterstaatssekretär des Justizministeriums. Bei den Februarwahlen von 1876 wurde er wieder gewählt, ebenso nach dem 16. Mai 1877. Am 14. Dez. 1877 zum Minister des öffentlichen Unterrichts, des Kultus und der schönen Künste ernannt, reichte er nach Mac-Mahons Rücktritt seine Entlassung ein und ward durch Jules Ferry ersetzt, gegen dessen Unterrichtsgesetze er dann

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 407.