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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Barlad; Barlaeus; Bärlapp; Barlaufen; Bar-le-Duc; Barletta

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Bàrlad - Barletta

schiedene Fassungen. Die Wirkung des Romans beruhte wesentlich auf den eingelegten Parabeln, worunter die von Rückert bearbeitete vom Mann im Syrerland, die von den drei Lehren des Vögleins, vor allem die vom Freunde in der Not.

Den westeurop. Bearbeitungen liegt eine lat. Übersetzung aus dem Griechischen zu Grunde (älteste Handschrift aus dem 12. Jahrh.). Es sind dies u. a. drei französische in Versen aus dem 13. Jahrh.: eine anonyme, eine anglo-normannische von Chardri (hg. von Koch, Heidelb. 1879) und eine von Gui de Cambrai (hg. von P. Meyer u. Zotenberg, Stuttg. 1864); außerdem franz. Prosabearbeitungen des 16. und 17. Jahrh. Die ital. «Storia de S. Barlaam» (Anfang des 14. Jahrh., gedruckt zuletzt Rom 1816) fußt auf nordfranz. oder provencal. Vorlage. Drei mittelhochdeutsche Bearbeitungen stammen aus dem 13.Jahrh.: von Rudolf von Ems (hg. von Pfeiffer, Lpz. 1843); eine anonyme (hg. von Pfeiffer in Haupts «Zeitschrift für deutsches Altertum», Bd. 1) und eine dritte, ungedruckte, von einem Bischof Otto (auf der gräfl. Solmsschen Bibliothek zu Laubach); außerdem eine deutsche Prosaübersetzung (Augsburg, Günther Zainer, um 1478). Auf der deutschen Bearbeitung fußt die isländ. «Barlaams-Saga» und das schwed. Volksbuch «Barlaam och Josaphat» (Krist. 1851). Auch in die niederländ. Litteratur drang der Stoff ein. Aus dem Lateinischen sind ferner übertragen: die span. «Historia de Barlaam y Josaphat», von Juan de Arze Solorcanos (Madr. 1608); die westslaw. Versionen, eine czechische (um 1470, gedruckt z. B. Prag 1593) und eine polnische in Versen von Kuligowski (Krakau 1688), und endlich eine Übersetzung in die Tagalasprache (Manila 1712). Aus dem griech. Original ging ferner hervor eine syr. Übersetzung, aus dieser zwei arabische (deren eine einer dritten arabischen und einer äthiopischen zu Grunde lag). Die arab. Version wurde dann vom Mohammed. Standpunkte bearbeitet und diese wieder vom jüdischen. Eine ältere arab. Gestalt geht nicht auf das griech., sondern auf ein Pehlevi-Original zurück. Aus dem Griechischen stammen andererseits die süd- und die ostslaw. Versionen, ebenso die rumänische. Endlich wurde direkt aus dem Griechischen eine franz. Übersetzung von einem im 13. Jahrh, in Griechenland lebenden Franzosen gemacht (vgl. Bibliothèque de l'Ecole des Chartes, 6e Série, 1866, II, 313). Motive der Legende gingen in andere Legenden, in die Predigt, ins Volkslied (russisch und rumänisch) über, einzelne Parabeln wurden in der Kunst verwendet (Miniaturen, Thor des Baptisteriums zu Parma, Thor der Sophienkirche zu Nowgorod).

Vgl. Krumbacher, Geschichte der byzant. Litteratur (Münch. 1891), wo die einschlägige Litteratur verzeichnet ist; Kuhn, B. u. J. Bibliogr.-litterargeschichtliche Studie (ebd. 1893).

Barlad, rumän. Stadt, s. Berlad.

Bärlapp, Pflanzengattung, s. Lycopodium.

Barlaufen, Spiel deutscher Turnplätze, mit der Hauptregel, daß von zwei gegenüberstehenden Spielparteien jeder von der einen Abteilung jeden von der andern, der früher ausgelaufen ist, schlagen, d. h. zum Gefangenen machen darf. In der Regel ist mit drei Gefangenen das Spiel gewonnen. Auf jeder Seite sind mindestens 8-10 Spieler nötig und ein möglichst ebener, von allen Seiten wohlbegrenzter Platz, ein Rechteck von mindestens 20 m Tiefe erforderlich.

Vgl. GutsMuths, Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes (7. Aufl. von O. Schettler, Hof 1885).

Barlaeus, Kaspar, eigentlich van Baarle oder Baerle, niederländ. Dichter und Historiker, geb. 12. Febr. 1584 zu Antwerpen, studierte in Leiden Theologie, wurde 1609 Prediger zu Nieuwe Tonge und 1617 Professor der Logik an der Universität zu Leiden. Wegen seiner Parteinahme für die Remonstranten abgesetzt, studierte er Medizin und gab Privatunterricht, bis er 1631 als Professor der Philosophie und Beredsamkeit an das neuerrichtete Athenäum zu Amsterdam berufen wurde, wo er 14. Jan. 1648 starb. Seine lat. «Poemata» (Leid. 1631; vollständiger, 2 Bde., Amsterd. 1645-46) und seine holländ. Gedichte (gesammelt von Schull, Zierikzee 1835) sind oft geistvoll, im allgemeinen aber unbedeutend. Als Geschichtschreiber bewährte er sich durch «Rerum per octeunium in Brasilia et alibi nuper gestarum historia» (Amsterd. 1647) und die Beschreibung des glänzenden Empfangs der Maria de' Medici im Sept. 1638 zu Amsterdam («Medicea hospes», ebd. 1639).

Bar-le-Duc (spr. le dück) oder Bar-sur-Ornain (spr. ßür ornäng), Hauptstadt des franz. Depart. Meuse, an dem Marnezufluß Ornain, dem Marne-Rhein-Kanal und der Linie Paris-Deutsch-Avricourt (Grenze) und der Zweiglinie B.-Clermont-en-Argonne (52 km) der Franz. Ostbahn, 77 km westlich von Nancy, ist an und auf einem Hügel erbaut und zerfällt in die ältere Ober- und die neuere Unterstadt. Erstere enthält noch Reste des Schlosses der Herzöge von Lothringen mit schöner Umsicht. Die Unterstadt, mit vier Brücken, ist gut gebaut und geräumig; unter ihren Kirchen stammt die von St. Antoine wie die von St. Pierre in der Oberstadt aus dem 14. Jahrh.; letztere enthält eine seltsame Marmorstatue von Ligier Richier. B. ist Sitz eines Civil- und eines Handelsgerichts, hat ein Lyceum, Krankenhaus mit 292 Betten, eine öffentliche Bibliothek von 18000 Bänden, Museum, ein Theater und Statuen der hier geborenen Marschälle Exelmans und Oudinot. Die Stadt hat (1891) 15931, als Gemeinde 18761 E., in Garnison das 94. Infanterieregiment, Kattun-, Strumpf-, Woll-, Hut-, Papier-, Klavier- und Lederfabriken sowie Gießereien, Brauereien und große Baumwollspinnereien. Auch kommen von hier ausgezeichnete Konfitüren in den Handel. In der Nähe Fayence- und Glasfabriken und Weinbau geschätzter Rot- und moussierender Weißweine. B. hieß im 6. Jahrh. Barrum und in: 10. Jahrh., als Residenz der Herzöge von Barrois, Barrum-Ducis.

Barletta (das Bardoli der Römer, im Mittelalter Barolum), Hauptstadt des Kreises B. (263639 E.) in der ital. Provinz Bari, unfern der Ofantomündung, an der Linie Foggia-Brindisi des Adriatischen Netzes und durch Trambahn mit Bari verbunden, hat (1881) 33179 E., eine Domkirche Sta. Maria-Maggiore, eine kolossale, 4,5 m hohe Erzbildsäule des Kaisers Heraklius (nach andern des Konstantin oder Theodosius) auf dem Markte und ein schönes, zum Hafen führendes Stadtthor sowie Handel, Fischfang und reiche Salinen in der Nachbarschaft. Der durch einen Molo geschützte Hafen ist nur für kleine Fahrzeuge zugänglich, für größere ist aber guter Ankergrund 2-3 km außen. Die Ausfuhr besteht hauptsächlich in Wein, Salz, Öl, Getreide, Mandeln. Südwestlich von der Stadt, am Flusse Ofanto, soll das alte Cannä gestanden haben.