Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Barre; Barreau; Barrel; Barr el-Khasain; Barren

432

Barre - Barren (im Münzwesen)

des Innern zu stande. Als hierauf das Direktorium gebildet und B. Mitglied wurde, schlug er Bonaparte als Obergeneral der Armee in Italien vor und vermittelte auch dessen Heirat mit der Witwe von Beauharnais, zu der er selbst in intimen Beziehungen gestanden hatte. Am 18. Fructidor (4. Sept. 1797) wurde er zum drittenmal zur Rettung der Regierung mit der Diktatur bekleidet. Er wußte sich 2 Jahre hindurch ein großes Übergewicht im Direktorium und einen entschiedenen Einfluß auf die öffentlichen Angelegenheiten zu bewahren. Als das Ansehen des Direktoriums immer mehr sank, verband er sich mit Sieyès, um die Katastrophe vom 30. Prairial des J. VII herbeizuführen, nach der er mit Sieyès die exekutive Gewalt thatsächlich allein in Händen behielt. Daß er in dieser Zeit mit Ludwig XVIII. über die Herstellung des Throns zu Gunsten der Bourbonen in Unterhandlung gestanden habe, wird bestritten. Nach der Revolution des 18. Brumaire mußte B. der Konsularregierung weichen. Er wählte sein Gut Grosbois zum Aufenthalte. Man beschuldigte ihn, bald daß er die Jakobiner begünstige, bald daß er die Bourbonen zurückführen wolle, und Bonaparte, der ihm mißtraute, verwies ihn in eine Entfernung von 40 Meilen von Paris. B. ging nach Brüssel, später, mit Napoleons Erlaubnis und stets von der Polizei beobachtet, nach Marseille. Nach der Rückkehr Ludwigs XVIII. kehrte er nach Paris zurück, wo er auch während der Hundert Tage blieb, doch ohne allen Anteil an den Ereignissen. Später kaufte er in der Nähe von Paris das Landgut Chaillot und machte ein glänzendes Haus. Das Dekret Ludwigs XVIII., das die sog. Königsmörder verbannte, erwähnte seiner nicht. Er starb 29. Jan. 1829. Seine Memoiren nahm die Regierung in Beschlag. Sie harren noch der Veröffentlichung.

Barre, ein echt deutsches Wort, das einen langen, dünnen Körper bezeichnet, durch den etwas versperrt werden kann, also Pfahl, Stange, Schlagbaum, Riegel u. s. w. Abgeleitet davon ist das franz. Barriere, d. h. ein absperrendes Pfahlwerk, ein Verschlag u. dgl. Weiter heißt im Französischen B., im Englischen Bar, soviel als Gerichtsschranke oder diejenige Brustwehr, durch welche bei dem öffentlichen Verfahren die Richterbank von der zuhörenden Menge getrennt ist. Da die Advokaten als Verteidiger und Ratgeber der Parteien ihren Platz an der B. erhalten, so ist dieses Wort und das engl. Bar, ebenso wie der franz. Ausdruck Barreau, auch auf den ganzen Stand der Advokaten übertragen worden. Außerdem nennt man in Frankreich und England auch die Schranken, welche die Sitze der parlamentarischen Versammlungen einschließen, die B. In beiden Häusern des brit. Parlaments trennt die B. die Mitglieder und die Sekretäre des Hauses von einem kleinen Raum an der Eingangsthür, in welchen zuweilen andere Personen eintreten, um «vor der B. zu stehen» oder «als Rat» vor der B. zugelassen zu werden.

In der Geographie ist B. Bezeichnung für Sand- oder Schlammbänke, welche sich derart vor Flußmündungen gebildet haben oder noch bilden, daß sie den Eingang vom Meere in die Flußmündung versperren und dadurch der Schiffahrt sehr hinderlich sein können, in einzelnen Fällen das Befahren sonst schiffbarer Flüsse durch Seeschiffe unmöglich machen. Sie erstrecken sich quer von einem Ufer zum andern, während Bänke, welche der Mündung vorgelagert sind, stets eine oder mehrere tiefere Fahrwasserrinnen (Stromrinne, Gatt) offenlassen (s. Bank). Sie entstehen durch Ablagerung der Stoffe, welche die Flüsse mit sich führen, und gehören zu den Deltabildungen, stellen aber eine besondere Form derselben dar (submarine Deltas). Zuweilen bilden sich B. auch an Meeresküsten, wo keine Flüsse einmünden, durch die Braudung; dann entstehen dahinter die Etangs (s. d.).

Das Wort B. wird aber auch noch in einer andern Bedeutung angewendet. In mehrern Strommündungen hat nämlich das Eindringen der Flutwelle vom Meere aus eine eigentümliche Erscheinung zur Folge, die am Ausfluß der Elbe und Weser das Rasten, an der Gironde le Mascaret, an andern Flüssen Frankreichs la Barre, an der Gangesmündung the Bore, am Ausfluß des Amazonenstroms die Pororoca genannt wird. Wo das Eindringen in schwächerm Grade stattfindet, entsteht ein von starkem Geräusch begleitetes Aufschäumen des Wassers, während zugleich drei oder vier größere Wellen schnell hintereinander den Fluß aufwärts steigen. An der Mündung größerer Flüsse ist das Getöse weit stärker, die Wellen erreichen eine Höhe von 2 bis 5 m und treten häufig über die Ufer, alles, was im Wege steht, zerstörend und fortreißend. Es ist diese Erscheinung vorzugsweise mit den Springfluten (s. d.) verbunden und wiederholt sich dann mehrere Tage nacheinander. Die Ursache scheint fast dieselbe wie die der Brandung: eine Erhöhung der Flutwelle durch ihr Zusammendrängen in einen engern Raum und eine verstärkte Wirkung an der Oberfläche über seichten Stellen durch eine Unterdrückung der Bewegung in der Tiefe. (S. Gezeiten, Seebär, Resaca.)

Barre, Handelsgewicht, s. Bahar und Candy.

Barreau (frz., spr. -roh), s. Barre.

Barrel (spr. bärrel), engl. Biermaß und Handelsgewicht, s. Barile. - B. oder Faß, Maßeinheit für Petroleum, faßt 42 Gallonen oder 159 l.

Barrel., bei botan. Namen Abkürzung für Jacques Barrelier (spr. -ieh), geb. 1606 zu Paris, gest. daselbst 17. Sept. 1673.

Barr el-Khasain, Barr-Ajjan, die «felsige Küste» des Somallandes (s. d.) in Ostafrika.

Barren (frz. barres, lingots: engl. bars, ingots), die an Gewicht und Größe sehr verschiedenen Stangen von Gold und Silber, in welche diese Metalle vor ihrer Verarbeitung gewöhnlich geformt werden. Sie sind von verschiedener Feinheit, und diese wird durch den Stempel eines Wardeins beglaubigt. Die dünnern B. nennt man auch wohl Planschen (frz. planches, d. i. Platten), kegelförmige B. König. In England wird das ungeprägte Edelmetall Bullion genannt. Das sog. feine Gold in bandförmigen Platten oder streifen (frz. or fin en bandalettes), wie es besonders die Feingoldschläger brauchen, nennt man in Süddeutschland (Augsburg, Frankfurt a. M.) Scheidegold, Scheidgold. Thatsächlich hat dieses Gold eine Feinheit von durchschnittlich 998 bis 999 Tausendteilen. Die Barrenform ist es, in welcher im größern Gold- und Silberhandel die beiden Metalle (in neuerer Zeit auch das Kupfer) erscheinen. Es werden in solchen B. sehr ansehnliche Zahlungen geleistet; auch die Barvorräte (Metallschätze) der großen Banken, z. B. derjenigen von England und der Deutschen Reichsbank, bestehen meist in Gold- und Silberbarren. In China, das Goldmünzen gar nicht, Silbermünzen erst seit 1890 prägt, dienen die B. im Großverkehr