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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bar-sur-Seine; Bart

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Bar-sur-Seine - Bart (Bartwuchs)

Hanf-, Woll- und Holzhandel. Auf der Aubebrücke steht eine Kapelle aus dem 15. Jahrh., zum Andenken an Alexander von Bourbon, der auf Befehl Karls VII. 1441 hier in den Fluß gestürzt wurde. Am 24. Jan. 1814 lieferten unweit B. die Verbündeten dem Marschall Mortier ein Gefecht, infolgedessen letzterer zur Fortsetzung seines Rückzugs gezwungen war. Ein noch bedeutenderes Gefecht fand 27. Febr. 1814 statt. Nachdem die Verbündeten seit 23. Febr. von Troyes aus langsam zurückgegangen waren, sammelte Napoleon seine Hauptmacht bei Mery, um der schles. Armee nach der Marne zu folgen und Blücher vereinzelt zu schlagen. Als der Plan Napoleons sichtbar ward und die Nachricht einging, daß Blücher glücklich die Aube überschritten, beschlossen die Verbündeten, ihren Rückzug aufzugeben. Während Napoleon 27. Febr. gegen die schles. Armee aufbrach, ließ Schwarzenberg am Morgen desselben Tages das von Macdonald nach B. vorgeschobene, durch Oudinot befehligte franz. Korps angreifen. Nach mehrern hitzigen Gefechten mußte am späten Nachmittag Oudinot weichen, sodaß auch Macdonald seine Stellung zu Malepin nicht halten konnte. Wiewohl die Verbündeten ihren Sieg nicht mit hinreichender Energie verfolgten, war doch, zum großen Nachteile Napoleons, hiermit die Offensive wieder eröffnet.

Bar-sur-Seine (spr. ßür sähn). 1) Arrondissement im franz. Depart. Aube, hat 1216,30 qkm, (1891) 41722 E., 84 Gemeinden und zerfällt in die 5 Kantone B. (288,87 qkm, 10468 E.), Chaource (349 qkm, 9216 E.), Essoyes (313,98 qkm, 10545 E.), Mussy-sur-Seine (118,61 qkm, 6233 E.), Les Riceys (145,84 qkm, 5260 E.). - 2) Hauptstadt des Arrondissements B. im franz. Depart. Aube, 30 km südöstlich von Troyes, 158 m hoch, am linken Ufer der Seine, über die eine schöne steinerne Brücke führt, und an der Linie Troyes-Chatillon-sur-Seine-Is-sur-Tille-Gray der Franz. Ostbahn, hat (1891) 2710, als Gemeinde 3237 E., Post, Telegraph, ein Kommunal-Collège und eine Ackerbaugesellschaft, Brennereien, Färbereien, Gerbereien, Wollzeug-, Droget- und Papierfabrikation sowie Gärtnerei und betreibt lebhaften Handel mit Holz, Hanf, Wolle, Getreide, besonders aber mit Wein aus eigenen Weinbergen.

Bart, der dem männlichen Geschlechte eigentümliche Haarwuchs (s. Haare) um Mund, Kinn und Wangen. Die Barthaare haben gewöhnlich einen derbern Schaft als die übrigen, sind kürzer und starrer als das Haupthaar und beginnen ihre eigentliche Entwicklung erst um die Zeit der Pubertät. Bei Frauen findet sich ein Bärtchen öfters in spätern Jahren, meist nach Erlöschen der Zeugungsfähigkeit, ferner als hysterische Hyperplasie, besonders auch bei den (gewöhnlich unfruchtbaren) Mannweibern. (Über bärtige Frauen vgl. Zeitschrift für Ethnologie, VIII, 110; XI, 145; XIII, 213.) Die Farbe des B. stimmt gewöhnlich mit der des Haupthaares überein, doch giebt es eine Menge Nuancen, wie den dem Norden eigentümlichen Rotbart, den schwach oder nicht gefärbten Milchbart u. a. Auf Länge, Dichtigkeit u. s. w. haben Klima und Nationalität wesentlichen Einfluß. Bei manchen Völkern ist der Bartwuchs schwach entwickelt, namentlich bei denen mit straffem, grobem Haar, so außer bei Indianern bei Nord- und Ostasiaten sowie bei Malaien, kümmerlich bei den Hottentotten, reichlicher bei mittel- und südafrik. Negern, mäßig bei den Australiern, üppiger bei den Papua.

Ursprünglich wurde bei allen bärtigen Völkern der B. als Zeichen der Kraft und als Zierde der Männlichkeit betrachtet, daher auch sorgfältig gepflegt und für heilig gehalten; seine unehrerbietige Berührung wie das Entfernen galt und gilt noch als Schimpf oder Strafe. Aber in ganz Mittel- und Nordeuropa findet man in Gräbern der Metallzeit und Pfahlbauten gebogene Bronzemesser, die vielleicht zum Rasieren dienten, wiewohl auch in Frauengräbern solche gefunden werden. Im Morgenlande ist der Gebrauch des Rasierens uralt, bei den Ägyptern, wo nur der Adel ein würfelförmiges Kinnbärtchen, Pharao einen längern gepflegten und sorgsam geschützten Spitzbart trug, bis in die ältesten Zeiten zurückzuverfolgen. In Assyrien rasierte man den B. erst zur Zeit Sardanapals und Nebukadnezars; aber wie dort einen schmalen keilförmigen Kinnbart, heftete man hier einen breiten Vollbart künstlich an. Die Babylonier sowie die alten Perser trugen sorgfältig gepflegte B. Jedoch war der, unter Umständen künstlich ersetzte, geflochtene und gekräuselte Vollbart bei allen Altorientalen Vorrecht des Herrschers, in verkürzter Gestalt des hohen Adels; alle Eunuchen waren bartlos. Die Juden stutzten den B. wenig, salbten ihn und pflegten ihn als Abzeichen des Freien und Frommen; nur Trauernde und Gefangene vernachlässigten symbolisch auch die Pflege des B., ja rauften ihn wohl aus. Die Griechen ließen den B. um Wangen, Lippen und Kinn wachsen und verwandten große Sorgfalt auf seinen Zustand. Erst zu Alexanders d. Gr. Zeit und durch ihn kam das wirtliche Scheren des B. auf. Die meisten Philosophen aber, insbesondere Cyniker und Sophisten, sahen im B. einen Gegenstand bewußter Würde. Die Römer gingen ungeschoren bis etwa 300 v. Chr.; der erste Barbier kam nach Rom angeblich durch P. Licinius Mänas aus Sicilien. Seitdem ging man außer in Trauer glatt rasiert. In Ciceros Zeit gingen die vornehmen Stutzer noch nach dem 22. Geburtstage (Tag des ponere barbam) mit schön gestutztem Kinnbärtchen (bene barnati und barbatuli). Erst unter Hadrian ließ man allgemein den B. wieder wachsen, und dies dauerte bis auf die Zeit Konstantins d. Gr., wo wenigstens die langen Kinnbärte in Europa zum großen Teil verschwanden. Bei den alten Germanen galt nach Tacitus (Germ., 31) gekürztes Haar und geschorener B. als Zeichen der Unfreiheit oder des Verlustes der Ehre. «Gescherter» ist in Süddeutschland jetzt noch ein Schimpfwort. Die Langobarden erhielten ihren Namen vom langen B. Die Sachsen trugen jedoch im 6. Jahrh, keinen B. Die Franken trugen in der Merowingerzeit kurzen, unter Karl d. Gr. längern Vollbart, die Vornehmen damals schon meist Schnurrbart. Im 10. Jahrh, wurde aber durch Otto I. der B. wieder allgemein. - Noch im 12. Jahrh, pflegte man in Frankreich den bis auf die Brust herabfallenden B. in einzelne Strähnen zu flechten und die Spitzen des Schnurrbarts zusammenzubinden. Die vornehmen und gebildeten Stände des ausgehenden Mittelalters bevorzugten den B. wieder. Heinrichs IV. fein bearbeiteter Knebel- und einzackiger Kinnbart (Henri quatre) machte rasch Schule und ist, geringfügig modifiziert, noch heute für den französischen B. typisch. Ludwig XIV. und seine Feldherren und Hofdichter trugen den ausgezogenen Schnurrbart. Seines Enkels Philipp V. Eintreten für das Rasieren er-^[folgende Seite]