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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Basel (Kanton)

35,8 qkm. Mit Ausnahme der unmittelbaren Umgebung der Stadt B., die am Anfang der oberrhein. Tiefebene liegt, besteht der Kanton aus einem von mehrern Querthälern zerteilten Juraplateau, das nach S. und SO. allmählich zu der Grenzkette des Hauensteins (s. d.; im Bölchenfluh 1126 in hoch) ansteigt. Das ganze Land gehört dem Gebiete des Rheins an, dem hier die Ergolz, die Birs und der Birsig aus dem Jura, die Wiese aus dem Schwarzwald zufließen. Der Boden ist im ganzen fruchtbar und wohl angebaut, das Klima in den obern Juragegenden ziemlich rauh, in den untern Thalstufen dagegen und besonders im Rheinthale sehr mild, so das; Reben und Obstbäume trefflich gedeihen. Die Bevölkerung ist alamann. Stammes und deutscher Zunge, nur ein geringer Bruchteil (s. unten) spricht französisch oder italienisch.

a. Basel-Land hat 421,6 qkm, (1888) 62133 (30441 männl., 31692 weibl.) E., 147 auf 1 qkm, darunter 48847 Evangelische, 12961 Katholiken, 165 Israeliten und 169 andere; 7174 bewohnte Häuser und 12226 Haushaltungen. Im Halbkanton sind geboren 48461, in der übrigen Eidgenossenschaft 9948, im Auslande 3724; Bürger ihrer Zählgemeinde sind 29086, einer andern Gemeinde des Kantons 14972, eines andern Kantons 13223, Ausländer 4842. Der Muttersprache nach sind 61714 Deutsche, 276 Franzosen und 122 Italiener. Die Zahl der Eheschließungen betrug (1889) 436, der Sterbefälle 1288, der Geburten (einschließlich Totgeburten) 2046. 1889 wanderten 225 Personen aus.

Der Halbkanton zerfällt in die 4 Bezirke:

Bezirke Einwohner Evangelische Katholiken Israelit. Andere

Arlesheim 21928 11257 10590 43 38

Liestal 14834 13250 1378 92 114

Sissach 15747 14958 758 30 1

Waldenburg 9624 9382 235 - 7

Kanton 62133 48847 12961 165 160

Land - und Forstwirtschaft, Bergbau. Von der Fläche sind 405,6 qkm, d. i. 96,20 Proz., produktives Land: 134,1 qkm Waldungen, 7,3 qkm Weinland, 264,2 qkm Acker-, Garten-, Wiesen- und Weideland. Von dem unproduktiven Lande, 16 qkm, d. i. 3,8 Proz., kommen 1,3 qkm auf Städte, Dörfer und Gebäude, 4,3 qkm auf Schienen- und Straßenwege und 9,6 qkm auf Felsen, Schutthalden u. s. w.

Die Land- und Gartenwirtschaft beschäftigte (1888) 18773 Personen (31,7 Proz. der Bevölkerung) in 8858 Betrieben. Angebaut werden Roggen, Weizen, Hafer, Einkorn, Emmer, Kartoffeln, Runkeln, weiße und gelbe Rüben, Kabis und verschiedene Kleearten; in neuerer Zeit auch mit befriedigendem Erfolg Tabak (Mönchenstein und Allschwyl). Der Futterbau, verbunden mit Viehzucht und Milchwirtschaft, ist der Hauptzweig der Landwirtschaft. Der durch die kalten Winter (1879, 1881 und 1890) sehr beeinträchtigte Obstbau wird durch Obstbaukurse mit Obstbaumpflanzungen wieder gehoben; ebenso werden seit 1884 Weinbaukurse abgehalten. Der Obstbau liefert Kirschen und Kirschwasser zur Ausfuhr; Wein wird namentlich im untern Rhein-, im untern Birsthal und bei Maisprach gebaut. Die Gemeinde Liestal (46 ha Weinberge) baute (1885) 1799 hl roten und weißen Wein. Der Viehstand betrug (1886) bei 6258 Viehbesitzern 2027 Pferde, 1823 Kälber, 1297 Jungvieh, 322 Stiere, 1188 Ochsen, 11163 Kühe, 4679 Schweine, 2200 Schafe, 5187 Ziegen; die Zahl der Bienenzüchter etwa 400 mit 4628 Bienenstöcken. Bedeutend ist der Salinenbetrieb in der Schweizerhalle (1834-37 gegründet),wo (1889-90) 13125 t, Koch-, Tafel- und Viehsalz sowie 1174 t Dünge- und Gewerbesalz gewonnen wurden.

Industrie, Gewerbe, Handel. Die Industrie ist vertreten (1890) durch 56 (4 ohne Motoren) Fabriken mit 3342 Arbeitern und 3285 Pferdestärken und erstreckt sich auf Fabrikation von Seiden- (15 Fabriken, 2385 Arbeiter, 1461 Pferdestärken), Baumwoll und Thonwaren, Chemikalien, Kartonnagen, Tuch und Uhren; es bestehen 2 Eisengießereien, 2 Kunstmühlen, 3 Bierbrauereien, 4 Ziegeleien und 2 Buchdruckereien. Ende 1891 gab es 8 Aktiengesellschaften mit einem Aktienkapital von 4,2 Mill. Frs., darunter 5 Banken (5630000 Frs.), 1 Brauerei (50000 Frs.), 1 Gasanstalt (40000 Frs.), 3 Konsumvereine und 319 ins Handelsregister eingetragene Firmen.

Verkehrswege. An Straßen besitzt der Halbkanton 3360,8 km, an Eisenbahnen (1891) die Linien Muttenz-Läufelfingen und Pratteln-Schweizerhall (Centralbahn, 31 km), Dornach-Mönchenstein (Bernische Jurabahn), Augst-Pratteln (Bötzbergbahn), die Schmalspurbahnen Liestal-Waldenburg und Binningcn-Ettingen (Teil der Birsigthalbabn B.-Flühen) sowie die elektrische Eisenbahn Sissach-Gelterkinden, zusammen 61,5 km.

Bildungswesen. In Basel-Land, das bei den Rekrutenprüfungen von 1890 unter den schweiz. Kantonen den 16. Rang einnahm, bestehen neben den obligatorischen und unentgeltlichen Primärschulen vier Sekundär- oder Bezirksschulen. Die naturgeschichtlichen Sammlungen des Kantons im Regierungsgebäude zu Liestal sind sehenswert. Es besteht ein landwirtschaftlicher, ein Armenerziehungs- und ein Lehrerverein.

Verfassung und Verwaltung. Der Kanton zerfällt in 4 Bezirke (s. oben) mit je einem Statthalteramt, zusammen mit 74 Gemeinden, 36 Civilstandskreisen und 26 Nationalratswahlkreisen (3 Mandate) und gehört zum 2. eidgenössischen Assisenbezirk, in militär. Beziehung zum 5. Divisionskreis. Nach der rein demokratischen Verfassung vom 6. März 1863 ist der «Landrat» (je ein Mitglied auf 800 E.), vom Volke in 39 Wahlkreisen auf 3 Jahre gewählt, gesetzgebende Behörde. Der Landrat wählt jährlich seinen Präsidenten; die Mitglieder beziehen Tagegelder. Die von ihm erlassenen Gesetze und Verträge unterliegen der Volksabstimmung (Referendum, in jedem Frühjahr und Herbst). Auch in der Gesetzgebung hat das Volk die Initiative, über die Abberufung des Landrats muß auf Verlangen von 1500 Stimmen abgestimmt werden. Der Landrat wählt das Mitglied in den Ständerat sowie verschiedene Behörden und Beamte, beaufsichtigt die Verwaltung der Finanzen und übt das Begnadigungsrecht. Der Regierungsrat, mit 5 unmittelbar vom Volk auf 3 Jahre erwählten Mitgliedern, ist oberste vollziehende Behörde. Präsident und Vicepräsident der Regierung werden alljährlich vom Landrat erwählt. Oberste richterliche Behörde ist das Obergericht von 7 Mitgliedern, durch den Landrat auf 3 Jahre gewählt; ferner bestehen 17 Friedensrichterkreise und 5 Bezirksgerichte, ein korrektionelles und ein Kriminalgericht. Beide Halbkantone sind paritätisch. Für die reform. Kirche besteht in beiden Halbkantonen je eine Synode; die Römisch-Katholischen stehen unter dem Bischof von B., dessen