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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Baumgartner; Baumgärtner; Baumgärtners Buchhandlung

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Baumgartner (Gallus Jak.) - Baumgärtners Buchhandlung

zugeben. Er ward dafür 1883 zum Direktor der k. k. Porzellanfabrik ernannt, 1842 Hofrat und Chef sämtlicher Tabakfabriken; 1846 übertrug man ihm die Errichtung der elektrischen Telegraphen, 1847 wurde er zum Hofrat der Allgemeinen Hofkammer ernannt und mit der obersten Leitung des Eisenbahnbaues betraut. Nach den Märzereignissen von 1848 übernahm er unter Pillersdorf das Ministerium des Bergwesens und der öffentlichen Bauten, das er jedoch mit Antritt des Ministeriums Doblhoff niederlegte. Seitdem war er als Chef einer der Abteilungen im Finanzministerium thätig. Nach dem Rücktritte Brucks übernahm B. 23. Mai 1851 das Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Bauten und noch in demselben Jahre (26. Dez.) auch das Finanzministerium. 1854 wurde er in den Freiherrenstand erhoben. Im März 1855 suchte er um seine Entlassung aus dem Staatsdienste nach und behielt nur das Amt des Präsidenten der Akademie der Wissenschaften bei. 1861 ward er in das Herrenhaus des Reichsrats berufen. Er starb 30. Juli 1865 in Hietzing bei Wien. In seinem Vermächtnis bestimmte er der Akademie der Wissenschaften die Summe von 10 000 Fl. (Baumgartner-Preisstiftung) zur Prämiierung von mathematisch-naturwissenschaftlichen Arbeiten. B. schrieb: "Aräometrie" (Wien 1820), "Die Mechanik in ihrer Anwendung auf Künste und Gewerbe" (2. Aufl., ebd. 1823), "Naturlehre" (ebd. 1823; 8. Aufl. 1844-45), welches Werk viel zur Popularisierung der Naturwissenschaften beitrug; "Anfangsgründe der Naturlehre" (ebd. 1837; 6. Aufl. 1855), "Anleitung zum Heizen der Dampfkessel" (ebd. 1841). Außerdem förderte er die Naturwissenschaften durch die "Zeitschrift für Physik und Mathematik", die er erst mit Ettinghausen (10 Bde., Wien 1826-32), dann allein als "Zeitschrift für Physik und verwandte Wissenschaften“ (4 Bde., ebd. 1832-35), sodann in Verbindung mit Holger herausgab. - Vgl. von Schrötter, Andreas Freiherr von B. (Wien 1866).

Baumgartner, Gallus Jak., schweiz. Staatsmann, geb. 18. Okt. 1797 zu Altstätten, studierte die Rechte zu Freiburg i. d. Schweiz und in Wien, nahm 1817 eine Hauslehrerstelle in Ungarn an, wurde 1819 als Teilnehmer einer Privatgesellschaft von Schweizern politisch verdächtigt, verhaftet und 1820 aus Wien ausgewiesen. Er trat 1823 als Archivar in den St. Gallischen Staatsdienst, gelangte 1825 in den Großen Rat und wurde 1826 erster Staatsschreiber. An der Bearbeitung der fortschrittlichen Verfassung von 1831 nahm er in hervorragendster Weise teil und ging aus der Bewegung als Landammann von St. Gallen und als dessen erster Gesandter an die Tagsatzung hervor. Auch in eidgenössischen Angelegenheiten spielte B. eine leitende Rolle als einer der Führer der radikalen Partei. Um so mehr erregte es Verwunderung und Unwillen, als er 1841 die liberale Seite verließ, seine Stelle in der Regierung von St. Gallen aufgab und, aus Trotz gegen die jüngern Radikalen, die seinen Einfluß zurückdrängten, im Aargauischen Klosterstreit (s. Aargau) für Herstellung der Klöster eintrat. 1843 gelangte B. mit Hilfe der klerikalen Partei wieder in den Kleinen Rat und auf den Landammannsstuhl und behauptete seinen Sitz bis 1847, wo ihn die Stürme der Sonderbundszeit aus der Regierung und aus dem Lande vertrieben. Im Frühjahr 1848 kehrte er wieder in den St. Gallischen Großen Rat zurück, wurde 1857-60 als Ständerat in die Bundesversammlung gesandt und 1859 sogar wieder in die Regierung und zum Landammann gewählt. Erst 1864 gelang es der radikalen Partei, ihn wieder aus der obersten Behörde zu verdrängen. B. starb 12. Juli 1869 in St. Gallen. Er schrieb u. a.: "Die Schweiz in ihren Kämpfen und Umgestaltungen von 1830 bis 1850" (4 Bde., Zür. 1853-66), "Geschichte des schweiz. Freistaats und Kantons St. Gallen" (2 Bde., Zür. und Stuttg. 1868; 3. Bd., hg. von seinem Sohn Alex. B., Einsiedeln 1890). - Vgl. Gmür, Landammann B. (Luz. 1869); Alex. B., Gallus Jak. B. und die neuere Staatsentwicklung der Schweiz (Freib. i. Br. 1892).

Baumgärtner, Karl Heinr., Mediziner, geb. 21. Okt. 1798 zu Pforzheim, studierte zu Tübingen und Heidelberg, ward 1820 Regimentsarzt zu Rastatt, 1824 Professor der mediz. Klinik zu Freiburg und trat 1862 in den Ruhestand. Er starb 11. Dez. 1886 in Baden-Baden. Seine Schriften sind teils physiol., teils pathol.-therapeutischen Inhalts. Zu letztern gehören "Über die Natur und Behandlung der Fieber" (Frankf. 1827), "Dualistisches System der Medizin" (2 Tle., Stuttg. 1835-37), das aus "Grundzüge zur Physiologie und zur allgemeinen Krankheits- und Heilungslehre" (1837; 2. Aufl. 1842) und "Handbuch der speciellen Krankheits- und Heilungslehre" (2 Bde., 1835; 4. Aufl. 1848) besteht; ferner "Krankenphysiognomik" (2. Aufl., Stuttg. 1842, mit Atlas von 72 illuminierten Porträten), "Neue Untersuchungen in den Gebieten der Physiologie und praktischen Heilkunde" (Freiburg 1845), "Neue Behandlungsweise der Lungenentzündung" (Stuttg. 1850). Vorzugsweise physiol. Untersuchungen gewidmet sind die "Beobachtungen über die Nerven und das Blut" (Freiburg 1830) und das "Lehrbuch der Physiologie" (Stuttg. 1853, mit Atlas). Besondere Verdienste hat sich B. durch seine Beobachtungen über die Entwicklungsgeschichte der Tiere erworben. Schon 1830 suchte er darzuthun, daß sich das Eidotter in kugelige Massen spaltet, aus denen sich die Einzelteile des Tiers entwickeln, und er beschrieb die stufenweise Umwandlung solcher Kugeln zu Blutkörperchen. Diese Bildungskugeltheorie war sonach der Vorläufer zu der von Schwann aufgestellten Zellentheorie. Später hat B. die letztere auch zur Erläuterung der Schöpfungsakte der organischen Natur anzuwenden versucht, wie u. a. in den Schriften: "Nähere Begründung der Lehre von der Embryonalanlage durch Keimspaltungen" (Stuttg. 1854) und "Anfänge zu einer physiol. Schöpfungsgeschichte" (ebd. 1855), "Schöpfungsgedanken" (Abteil. 1: "Der Mensch", Freiburg 1856; Abteil. 2: "Blicke in das All", ebd. 1859). Bei seinem Rücktritte von der Professur veröffentlichte er "Vermächtnisse eines Klinikers" (Freiburg 1862). Außerdem schrieb er: "Die Naturreligion" (Lpz. 1862; 2. Aufl. 1868), "Dramat. Schriften und Studien über das Leben" (3 Bde., ebd. 1865-66), "Natur und Gott" (ebd. 1870), "Die Weltzellen" (ebd. 1875).

Baumgärtners Buchhandlung, Verlagsbuchhandlung in Leipzig, im Besitz von Dr. jur. Julius Alphons Baumgärtner, geb. 1848. Sie wurde 1792 vom Dr. phil. et jur. Friedrich Gotthelf Baumgärtner, geb. 1758 in Schneeberg, gegründet, der später preuß. Generalkonsul und Geh. Hofrat in Leipzig war und u. a. (anonym) schrieb: "Ideen über das polit. Gleichgewicht in Europa" und "Ideen über die Bildung eines freien german. Staatenbundes". Er starb 1843.