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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Bayern (Bevölkerung. Sprachen und Volksstämme)

gel (172 t), Gips (25541 t), Kalkstein (283488 t), Sandstein (238405 t), Wetzsteine (58 t), Basalt (175726 t); bedeutend ist die Gewinnung von Granit (177162 t); in großer Menge wird in der Pfalz Melaphyr gewonnen (215522 t); berühmt sind die Lithographiesteine von Solnhofen (8885 t); Quarzsand wird in Oberfranken, der Oberpfalz und Pfalz gewonnen (30400 t). Bodenbelegsteine und Dachplatten werden in Mittelfranken gewonnen (26873 t). Bedeutend ist die Salzgewinnung durch die vier Salinen Traunstein, Rosenheim, Reichenhall und Berchtesgaden. Die beiden erstern erhalten die Sole in einer Leitung (105 km lang) mit 12 großartigen Hebewerken von Berchtesgaden und Reichenhall. Die jährliche Ausbeute beträgt 42153 t, davon werden etwa 16000 t zu gewerblichen Zwecken und Viehsalz denaturiert. Vitriol wurde 628 t, Glaubersalz 1229 t, Schwefelsäure 7355 t gewonnen. An Roheisen wurde (1893) in drei Hüttenwerken produziert 75209 t (3424728 M.), an Gußwaren aus Erzen und Roheisen 49820 t (9256042 M.), an Stabeisen 49909 t (5933646 M.), an Schwarzblech 1482 t (231064 M.), an Eisendraht 308 t (32845 M.), an Stahl 60824 t (6580296 M.). Die Gesamtproduktion des Bergbaues, mit Ausschluß der im Berggesetze nicht vorbehaltenen Mineralsubstanzen, betrug in 80 Betrieben mit 5893 Arbeitern 973127 t im Wert von 8712120 M., der Salinen 42154 t im Wert von 1838386 M. (6 Betriebe), in den Hüttenwerken 246765 t (103 Betriebe, 7295 Arbeiter) im Wert von 25863785 M.

Bevölkerung. B. hatte 1. Dez. 1890: 5594982 E., d. i. 74 auf 1 qkm; dieselben verteilen sich auf 8021 Gemeinden mit 45809 Ortschaften und 1171086 Haushaltungen. 1818 wurden gezählt 3707966 E., 1880: 5284778, 1885: 5420199 E., d. i. eine Zunahme 1818-90 von 1887016 Personen (50 Proz.), 1880-90 von 310204 Personen (5,9 Proz.) und 1885-90 von 174783 Personen (3,1 Proz.). Nach einer Berechnung beträgt die Bevölkerung im Mittel des J. 1894: 5734806 E.

Dem Geschlecht nach waren (1890) 2731120 männliche und 2863862 weibliche Personen; dem Civilstand nach 3443063 Ledige, 1824703 Verheiratete, 323550 Verwitwete und 3666 Geschiedene.

Dem Religionsbekenntnis nach waren 3959077 Katholiken, 3625 Altkatholiken, 1571863 Evangelische, 84 Anglikaner, ferner 239 Griechisch-Katholische, 347 Irvingianer, 3456 Mennoniten, 124 Wiedertäufer, 741 Methodisten, 877 Freireligiöse, 149 übrige Christen, 53885 Israeliten, 18 Religionslose und 489 unbekannter Religion; der Gebürtigkeit nach 5386695 Bayern, 133974 übrige Reichsangehörige, 74313 Ausländer. 1893 betrug die Zahl der Geburten 216610 (111846 männl., 104764 weibl.), darunter 30581 (14,1 Proz.) uneheliche und 6601 (3651 männl., 2950 weibl.) Totgeburten. Ferner kamen 2665 Zwillings- und 34 Drillingsgeburten vor. Ehen wurden (1893) geschlossen 41605, darunter 38059 konfessionell ungemischte, 3546 gemischte. Gerichtliche Ehetrennungen erfolgten (1892) 312. An Sterbefällen ereigneten sich (1893) 155450 (80104 männl., 75346 weibl.), d. i. 27,8 auf 1000 E. 1893 wanderten ein 29525 Personen, darunter 494 überseeisch, aus 27301 Personen, darunter 3143 überseeisch. ^[Spaltenwechsel]

Das Königreich wird in folgende 8 Regierungsbezirke eingeteilt:

Regierungsbezirke qkm Wohngebäude Einwohner Einw. auf 1 qkm Katholiken Evangelische Israeliten

Oberbayern 16725,02 140983 1103160 65 1030713 63524 6291

Niederbayern 10756,61 106117 664798 61 659197 5201 182

Pfalz 5927,96 117747 728339 122 314276 398945 10998

Oberpfalz 9661,74 80174 537954 55 492095 44125 1487

Oberfranken 6998,77 81349 573320 81 243014 326426 3664

Mittelfranken 7573,85 96335 700606 92 158535 528608 12294

Unterfranken 8401,37 104025 618489 73 493603 109727 14646

Schwaben 9819,33 115934 668316 68 567644 95307 4323

Königreich 75864,65 842664 5594982 73 3959077 1571863 53885

Großstädte (über 100000 E.) sind die Haupt- und Residenzstadt München (350594 E.) und Nürnberg (142590 E.); ferner hat B. 10 Mittelstädte (über 20000 E.) mit 389490 E., 40 Kleinstädte (5000-20000 E.) mit 210163 E. und 91 Landstädte (unter 5000 E.) mit 283721 E.

Nach der Berufszählung vom 5. Juni 1882 entfielen von den Berufsthätigen mit Angehörigen auf Land- und Forstwirtschaft, Jagd und Fischerei 2681265 (50,9 Proz.), auf den Bergbau, das Hüttenwesen, Industrie und Baugewerbe 1492391 (28,3 Proz.), auf Handel und Verkehr 435701 (8,3 Proz.), auf Militär-, Staats-, Gemeinde- und kirchlichen Dienst sowie die sog. freien Berufsarten 242890 (4,61 Proz.), auf häusliche Dienste und Lohnarbeit wechselnder Art 38908 (0,74 Proz.); ohne Beruf und Berufsangabe waren 377606 (7,2 Proz.). Die Erwerbsthätigen überhaupt zählten 2451919 (46,6 Proz.), die in der Haushaltung ihrer Herrschaft lebenden Dienstboten 95977 (7 Proz.); die Haushaltungsangehörigen, welche nicht oder nur nebensächlich erwerbsthätig waren, 2446116 (46,4 Proz.). Von der damaligen Gesamtbevölkerung (5268761 E.) waren 1103796 Personen (21 Proz.) selbständig und 1622692 Personen (30,8 Proz.) Gehilfen.

Sprachen und Volksstämme. Schon gegen Ende des 6. Jahrh. waren auf bayr. Boden die Stämme seßhaft, die sich bis heute im Besitze des Landes erhalten haben, im bayr. Flußgebiete der Donau östlich vom Lech und der Wörnitz in Ober- und Niederbayern sowie Oberpfalz die B. (Boioaren), westlich vom Lech und von der Wörnitz die Schwaben, endlich im Gebiete des Mains und Rheins die Franken (Ostfranken) in Ober-, Mittel- und Unterfranken und in der Pfalz. Die unter den Franken, zwischen Bamberg und Bayreuth, in der Fränkischen Schweiz, an der Aisch und Rednitz zerstreut ansässigen Wenden sind vollkommen germanisiert. Numerisch sind die Franken am stärksten vertreten; sie zählen 2620754, die Bayern 2305912, die Schwaben 668316. Die Mundart der Bayern gehört dem Oberdeutschen an. Das Charakteristische besteht in einem nachlässigen