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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Bayern (Orden. Geistige Kultur)

10009 nur zum Landsturm tauglich befunden. Die oberste Behörde für die Militärverwaltung ist das Kriegsministerium, das in 5 Abteilungen zerfällt, für 1) persönliche Angelegenheiten, 2) allgemeine Armeeangelegenheiten, 3) Militärökonomie, 4) das Invalidenwesen, 5) das Medizinalwesen und Generalauditoriat. Unter dem letztern stehen die beiden Militärbezirksgerichte in München und Würzburg. Das Verfahren vor denselben ist öffentlich, die Zusammensetzung des Gerichts ähnlich wie bei den Schwurgerichten. Am 5. Sept. 1886 wurde die Pickelhaube (s. Helm) für alle Waffen eingeführt. Die Helmbeschläge sind, je nach der Farbe der Knöpfe des Waffenrocks, weiß oder gelb, für Offiziere versilbert oder vergoldet, für Obersten in Generalsstellung stets weiß. Die Helmbüsche sind weiß für die Flügeladjutanten, den Generalstab, die schweren Reiter und Chevaulegers, rot für die Feldartillerie, schwarz für den Train mit Ausnahme der Sanitätsmannschaften. Der königl. Namenszug fällt auf allen Ausrüstungsstücken weg und wird durch den Stern des Ritterordens vom heil. Hubertus mit Krone, durch das Spruchband «In Treue fest» oder durch die Königskrone ersetzt.

Orden. Diese sind teils Ritter-, teils Damenorden. Zu den erstern gehören: der St. Hubertusorden (gestiftet 1444), der St. Georgsorden, aus den Zeiten der Kreuzzüge herrührend, 1729 erneuert, der Militär-Max-Joseph-Orden (gestiftet 1806), der Kronenorden, der Michaelsorden, der Maximiliansorden für Kunst und Wissenschaft, der Militärverdienstorden und der königl. Ludwigsorden für fünfzigjährige Dienstzeit, das Verdienstkreuz für 1870/71. Zu den Damenorden gehören: der Theresienorden, der Elisabethorden, der St. Annaorden des Damenstifts zu München (gestiftet 1783) und der St. Annaorden des Damenstifts zu Würzburg (gestiftet 1803; die beiden letzten und der Theresienorden sind mit einer jährlichen Präbende verbunden). Dazu kommen noch 10 Ehren- und Verdienstzeichen, 7 Denkzeichen und 3 Dienstaltersauszeichnungen. Das königl. Wappen besteht aus einem Hauptschild, welches die Wappenzeichen von der Pfalz, Franken, Schwaben und Veldenz enthält, und einem Herzschilde, welches 42 teils silberne, teils azurne, diagonal von der Rechten zur Linken aufsteigende Rauten zeigt. Es steht auf einem marmornen Sockel, ist mit der Königskrone bedeckt und von den Hausorden umhangen. Schildhalter sind zwei goldene Löwen. Das Ganze ist von einem gekrönten Wappenzelte umgeben. (S. Tafel: Wappen der wichtigsten Kulturstaaten, Fig. 4.) Die Landesfarben sind Weiß und Blau.

Geistige Kultur. Unterrichts Wesen. B. besitzt 3 Universitäten (München, Würzburg, Erlangen, s. d.) mit 446 Lehrkräften und (Sommer-Semester 1893) 6126 Studierenden; 7 Lyceen für das philos. und kath.-theol. Studium (Augsburg, Bamberg, Dillingen, Eichstätt, Freising, Passau und Regensburg) mit 772 Schülern; ein Polytechnikum (München) mit 1132 Schülern; eine Forstlehranstalt (Aschaffenburg) mit 82 Studierenden; eine tierärztliche Hochschule (München) mit 168 Studierenden; ferner (1892/93) 37 humanistische Gymnasien und 50 isolierte Lateinschulen mit 1464 Lehrern und 19321 Schülern; 4 Realgymnasien mit 64 Lehrern und 496 Schülern; ein Kadettenkorps mit 24 Lehrkräften und 210 Schülern; 58 Realschulen mit 899 Lehrern und 12687 Schülern; 3 Industrieschulen und 4 Baugewerkenschulen mit 137 Lehrern und 2220 Schülern; 8 Handelsschulen mit 112 Lehrern und 1270 Schülern; 2 Kunstgewerbeschulen zu München mit Fachschule für Keramik und zu Nürnberg mit 42 männlichen und 2 weiblichen Lehrern und 438 Schülern und Schülerinnen; 44 Präparanden(-innen)-Schulen mit 233 Lehrkräften und 2006 Schüler(-innen); 21 Seminarien mit 191 Lehrkräften und 1194 Schüler(-innen); 1 Unterrichtskurs für Taubstummen- und Sprachkrankenlehrer in München; 1 Centralturnlehrerbildungsanstalt (München) mit 445 Schülern (191 weibliche); 13 Musikschulen mit 648 Schülern, 753 Schülerinnen und 558 Hospitanten; eine landwirtschaftliche Centralschule (Weihenstephan) und königl. landwirtschaftliche Schule (Lichtenhof) mit je einer Brauerschule, 4 Kreisackerbauschulen und landwirtschaftliche Winterschulen mit (einschließlich der vorgenannten Schulen) 68 Lehrern und 320 Schülern; 129 höhere Töchterschulen mit 591 Lehrern und 1105 Lehrerinnen, 13544 Schülerinnen und 315 Hospitantinnen; 41 Frauenarbeitsschulen und 4 Arbeitslehrerinnenseminare mit 21 Lehrern und 132 Lehrerinnen und 3397 Schülerinnen. Sonstige Fach- und Mittelschulen bestehen 51 mit 135 Lehrkräften und 3343 Schülern. Die Volksschulen zerfallen in Werktags- und Feiertagsschulen; 1892/93 bestanden Werktagsschulen 7239 (darunter 51 private) mit 24101 Lehrkräften (17861 männliche und 6240 weibliche) und 817589 Schulkindern (400379 männliche und 417210 weibliche); am Sitze jeder Werktags- ist auch eine Feiertagsschule (1892/93: 304227 Schüler, 134227 männliche und 170000 weibliche); an Fortbildungsschulen bestanden (1892/93) 253 gewerbliche und 477 landwirtschaftliche mit 2350 Lehrern, und 40343 Schülern; an Fachschulen 5 Waldbauschulen mit 24 Lehrern und 231 Schülern, königl. Turnanstalt (München) mit 7 Lehrern und 710 Schülern, 4 Hebammenschulen. Weitere öffentliche Fachschulen sind: 9 Zeichenschulen (3 mit Schnitzunterricht), je 1 Sing- und Geigenbauschule, Töpferschule, 1 Baumwärterkurs, 1 mechan. Lehrwerkstätte, 1 Bezirksobst- und Weinbauschule, 3 Weber- und 1 höhere Kunstschule; private: 14 Mal- und Zeichenschulen, 1 Architektur-, 2 Holzschnitt-, 1 praktische Bau-, 2 Brauerschulen, 3 Sing- und Chorgesangschulen, 1 Kindergärtnerinnenseminar, 2 Hufbeschlaglehranstalten und 5 Haushaltungsschulen. Erziehungsanstalten sind das königl. Maximilianeum in München, 9 Klerikal- und 12 erzbischöfl. und bischöfl. Knabenseminare, 16 königl. Studienseminare und Alumneen, 56 Privat-Erziehungsanstalten, 16 Taubstummen-, 4 Blinden- und 7 Kretinenanstalten, 5 Anstalten für Unheilbare, 1 Centralanstalt für Erziehung und Bildung krüppelhafter Kinder, 109 Rettungsanstalten für verwahrloste Kinder sowie Waisen- und Findelhäuser, 217 Kleinkinderbewahranstalten, 10 Knaben-und Mädchenhorte und 62 Kindergärten.

An öffentlichen Bibliotheken zählt B. 24, darunter die königl. Hof- und Staatsbibliothek in München mit mehr als 1 Mill. Bände, die größte Bibliothek Deutschlands; dann noch eine Reihe ansehnlicher Bibliotheken mit mehr oder minder beschränkter Öffentlichkeit, darunter die Bibliothek der Universität München (über 283000 Bände). Außerdem bestehen in allen größern Städten sog. Volksbibliotheken. Außer den Real- und isolierten Lateinschulen, die Kreis- und Gemeindeanstalten sind