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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Beaujeu; Beaujolais; Beaulieu; Beaulieu-Marconnay; Beaumanoir; Beaumarchais; Beaumarchais

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Beaujeu - Beaumarchais

Hier ließ er sich, im Widerspruch mit der Politik Napoleons, in Verbindung mit dem Prinzen von Asturien, nachmaligem Könige Ferdinand Ⅶ., gegen den Friedensfürsten Alcudia ein, weshalb der Kaiser ihn zurückrief und nach Sologne verbannte. Erst nach der Restauration kehrte er nach Paris zurück, wurde 1814 zum Pair erhoben und starb 1823 zu Paris.

Beaujeu (spr. boschöh), Hauptstadt des Kantons B. (216,71 qkm, 18 Gemeinden, 18936 E.) im Arrondissement Villefranche des franz. Depart. Rhône, 50 km im NNW. von Lyon, 20 km von Villefranche, liegt an der Ardière und am Fuße eines Bergs, dessen Gipfel die Ruinen eines uralten, 1601 geschleiften Schlosses krönen, und an der Zweiglinie Belleville-B. der Franz. Mittelmeerbahn, hat (1891) 2260, als Gemeinde 3290 E., Post und Telegraph, Papierfabrikation, Lohgerberei und Handel mit Getreide, Mehl, Eisen, Leder, Vieh und namentlich mit selbstgebauten Weinen. Sie war die ältere Hauptstadt der fruchtbaren Landschaft Beaujolais zwischen Rhône und Saône, die jahrhundertelang eine der berühmtesten Baronien Frankreichs bildete. Durch Vermächtnis des letzten Barons kam dieselbe 1400 an den Herzog Ludwig Ⅱ. von Bourbon, 1531 durch Franz Ⅰ. an die Krone und umfaßte den nördl. Teil des Gouvernements Lyonnais. Den Hauptreichtum des Landes bildet Wein (Beaujolaiswein), der nebst denen der nördlich angrenzenden Landschaft Mâconnais im Handel allgemein unter dem Namen Mâconwein bekannt, gewöhnlich zu den Burgunderweinen gerechnet wird, aber seit 1883 durch das Eindringen der Reblaus beträchtlich gelitten hat. Mittelpunkt für die Fabrikation der aus Leinen und Baumwolle bestehenden Stoffe (Beaujolaises) ist das nahe Dorf Cours (s. d.).

Beaujolais (spr. boscholläh), franz. Landschaft,s. Beaujeu.

Beaulieu (spr. bolĭöh), Ortsname in Frankreich; darunter Beaulieu-sur-Ménoire, Hauptstadt des Kantons B. (122,58 qkm, 13 Gemeinden, 10093 E.) im Arrondissement Brive des franz. Depart. Corrèze an der Dordogne (daher auch Beaulieu-sur-Dordogne genannt), unterhalb der Mündung der Ménoire, m schöner Umgebung, hat (1891) 1890, als Gemeinde 2359 E., Post und Telegraph, eine große Kirche aus dem 12. Jahrh. mit kostbarer, silberner Statue der heiligen Jungfrau, eine alkalische, eisenhaltige Mineralquelle, Weinbau, Messerschmieden, Lachsfang, eine Bleimine, 200 m lange Hängebrücke und ein Schloß. In der ehemaligen Abtei (Bellus locus) wurde das in der Geschichte der Hugenottenkriege berühmte Pacifikationsedikt vom 6. Mai 1576 erlassen.

Beaulieu (spr. bolĭöh), Jean Pierre, Freiherr von, österr. General, geb. 26. Okt. 1725 zu Namur, trat 1743 in österr. Kriegsdienste und fand während des Siebenjährigen Krieges mehrfache Gelegenheit, sich unter Daun auszuzeichnen. Nach dem Frieden widmete er sich fast ausschließlich der Kunst und Wissenschaft, erhielt 1768 den Oberstenrang und eine Stellung in den Niederlanden, wurde 1789 Generalquartiermeister bei den gegen die belg. Insurgenten zusammengezogenen Truppen und stieg infolge glücklicher und umsichtiger Operationen schnell zum Generalmajor und Feldzeugmeister. Im Feldzuge von 1792 beteiligte er sich hervorragend an der Schlacht bei Jemappes. 1796 erhielt er den Oberbefehl über die ital. Armee gegen Bonaparte, focht aber sehr unglücklich und legte nach dem Treffen bei Lodi und dem Verluste der Lombardei das Kommando nieder, das nun Wurmser übertragen wurde. Seitdem lebte er in Zurückgezogenheit auf seinem Gute bei Linz, wo er 22. Dez. 1819 starb. ^[Spaltenwechsel]

Beaulieu-Marconnay (spr. boliöh markonnäh), Karl Olivier, Freiherr von, deutscher Diplomat und Kulturhistoriker, geb. 5. Sept. 1811 in Minden, studierte in Heidelberg, Jena und Göttingen die Rechte und trat 1834 in den oldenburg. Staatsdienst. Als Amtsauditor in Jever (1835–39) wurde er durch eine vieraktige Tragikomödie in Versen bekannt, die einen Vorgang aus dem Bentinckschen Erbschaftsprozesse behandelte; sie blieb, in Tausenden von Abschriften verbreitet, ungedruckt. 1843 trat B. als Geh. Referendar ins sachsen-weimar. Ministerium, wurde Justizminister, nahm infolge der Ereignisse von 1843 seine Entlassung und wurde hierauf Hofmarschall, 1853 Oberhofmeister der Großherzogin. Eine rastlose Thätigkeit entfaltete B. 1851–57 als Intendant des Hoftheaters zu Weimar. Nachdem sich B. in der Folge an der Förderung zahlreicher gemeinnütziger Vereine und Anstalten beteiligt und diplomat. Sendungen ausgeführt hatte, wurde er im Juli 1864 Bundestagsgesandter der herzoglich sächs. Regierungen. Nach Auflösung des Bundestags 1866 nahm er als Privatmann in Dresden Aufenthalt, wo er 8. April 1889 starb. Er schrieb: «Biographie des sächs. Ministers Thomas von Fritzsch» (im «Archiv für sächs. Geschichte»), Ⅸ, 1870), «Der Hubertusburger Friede» (Lpz. 1871), «Ernst August, Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach» (ebd. 1872), «Anna Amalia, Karl August und der Minister von Fritzsch» (Weim. 1874), «Karl von Dalberg und seine Zeit» (2 Bde., ebd. 1879), seine bedeutendste Leistung; auch gab er Apollonius von Maltitz' «Ausgewählte Gedichte» (ebd. 1873, mit Biographie) heraus und verdeutschte zum erstenmal Boccaccios «Filostrato» als «Troilus und Kressida» (Berl. 1884).

Beaumanoir (spr. bomanŏahr), Philipp von, franz. Dichter und Rechtsgelehrter, einer Adelsfamilie der Bretagne entstammend, geb. um 1250, bekleidete von 1279 bis zu seinem Tode verschiedene Richterstellen, zuerst im Dienste des Grafen von Clermont, dann in dem des Königs Philipp Ⅱ., ging 1289 als Gesandter nach Rom zur Wahrung der Kronrechte und starb 7. Jan. 1296. Er schrieb neben zahlreichen Dichtungen das für die Kenntnis des altfranz. Rechts wichtige Werk «Coutumes de Beauvoisis» (hg. zuerst mit Noten und Glossar von La Thaumassière, Par. 1690; neuerdings von Graf Beugnot, 2 Bde., ebd. 1842).

Beaumarchais (spr.bomarschäh), Pierre Augustin Caron de, franz. Dramatiker, geb.24. Jan. 1732 zu Paris, als Sohn eines Uhrmachers Caron, folgte widerwillig dem Beruf des Vaters; gleichwohl errang er durch Erfindung einer neuen Hemmung frühzeitig öffentliche Anerkennung und vorübergehend den Beifall des Hofes. Dann aber gab er sein Handwerk auf, nahm mit einem kleinen Hofamt 1755 den Namen de B. an und heiratete 1756 die wohlhabende Witwe des Kriegskontrolleurs Franquet; doch verlor er Frau und Erbschaft nach 10 Monaten. Seine bezaubernde Persönlichkeit und seine Unterhaltungsgabe machten ihn in vornehmen Häusern beliebt, und als ausgezeichneter Harfenspieler wurde er Lehrer der Töchter Ludwigs ⅩⅤ. In dieser Stellung wußte er durch erfolgreiche Verwendung den Finanzmann Paris Duverney sich zu verpflichten, der sich dankbar B.' annahm, ihn in