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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Beaumont

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Beaumont (Familie) - Beaumont (Gustave Auguste de la Bonninière de)

brennerei sowie Handel mit Wein, Holz, Eisen und Getreide. – 2) Beaumont-en-Argonne (spr. ang argónn), Stadt im Kanton Mouzon, Arrondissement Sedan des franz. Depart. Ardennes, am linken Ufer der Maas, auf 252 m hohem.Hügel, 26 km südsüdöstlich von Sedan, hat Post und Telegraph, (1891) 997, als Gemeinde 1047 E. und liegt 2 km im SO. der Station Létanne-B. an der Linie Lérouville-Sedan der Ostbahn. – Der Ort ist geschichtlich bemerkenswert zunächst wegen der hier 26. April 1794 erfolgten Vereinigung der franz. Ardennen- mit der Nordarmee und der Erstürmung der Höhen von Bossut durch die Österreicher. – Bei B. wurde 30. Aug. 1870 der Marschall Mac-Mahon auf dem Marsche von Châlons nach Metz von der deutschen Maasarmee unter dem Kronprinzen von Sachsen überrascht und zur Schlacht gezwungen. Das 5. franz. Korps unter de Failly ließ sich im Lager südlich vor B. von dem 4. preußischen überfallen und mußte sich auf die Höhen von B. zurückziehen, wo es bei 2 andern Divisionen Schutz fand. Bald darauf wurde die Stadt von den Preußen erstürmt, das 4. Korps vertrieb mit 150 Geschützen den Feind aus der Stellung zwischen Harnoterie-Ferme und Le Fays nördlich von B. und nahm den Wald von Givodeau nach blutigem Gefecht. Gegen Ende der Schlacht griffen noch bayr. Truppen von der deutschen Dritten Armee (Kronprinz von Preußen) mit gutem Erfolge auf dem linken Flügel in den Kampf ein. Der Feind wurde unter Verlust von 1800 Toten, 3000 Gefangenen und 42 Kanonen über die Maas gedrängt und begann am folgenden Morgen den Abmarsch nach Sedan (s. d.). Die Deutschen hatten 3500 Mann verloren. – 3) Beaumont-le-Roger (spr. roscheh), Hauptstadt des Kantons B. (213,30 qkm, 22 Gemeinden, 10084 E.) im Arrondissement Bernay des Depart. Eure, am linken Ufer der Risle und der Linie Mantes-Cherbourg der Franz. Westbahn, hat (189l) 1319, als Gemeinde 1886 E., Post und Telegraph; Leinwand-, Mehl-, Öl-, Glas- und Tuchfabrikation und Viehmärkte. – 4) Beaumont-sur-Oise (spr. ßür ŏahs'), Stadt im Kanton l'Isle-Adam, Arrondissement Pontoise des Depart. Seine-et-Oise, 47 km im N. von Paris, an der Oise und an der Linie Paris-Ermont-Creil, Paris-Beauvais-Amiens und der Zweiglinie Hermes-Persan-B. (32 km) der Nordbahn, hat (1891) 3040, als Gemeinde 3099 E., Post und Telegraph; Posamentier-, Elfenbein-, Leder- und Glasindustrie, Handel mit Getreide, Schlachtvieh und Geflügel, und Flußschifferei. – 5) Beaumout-sur-Sarthe (spr. ßür ßart) oder Beaumont-le-Vicomte (spr. wikongt), Hauptstadt des Kantons B. (164,89 qkm, 15 Gemeinden, 11711 E.) im Arrondissement Mamers des Depart. Sarthe, in 70 m Höhe amphitheatralisch am Abhange eines Hügels an der Sarthe, hat (1891) 1579, als Gemeinde 1969 E., Post und Telegraph; betrieben wird hauptsächlich Woll- und Baumwollindustrie und Handel mit Getreide und Geflügel.

Beaumont (spr. bómönnt), anglo-normann. Familie, s. Warwick.

Beaumont, Elie de, franz. Geolog, s. Elie de Beaumont.

Beaumont (spr. bómönnt), Francis, und Fletcher (spr. fletschr), John, engl. Dramatikerpaar. Beaumont, geb. (nach der Oxforder Matrikel) 1584 auf dem Stammgute seiner Familie Grace-Dieu (Leicester), studierte zu Oxford und London die Rechte und starb 6. März 1610. Fletcher, der Sohn von Richard Fletcher, späterm Bischof von London und Günstling der Elisabeth, geb. Dez. 1579 zu Rye in Sussex, lebte einige Zeit in Cambridge und war ein Vetter der ihrer Zeit als Lyriker hoch geschätzten Giles und Phineas Fletcher. Er starb 28. Aug. 1625 in Southwark an der Pest. Die Verbindung beider begann um 1606. Von den 52 ihnen zugeschriebenen Stücken sind ungefähr 18 gemeinsam verfaßt, von den übrigen von Fletcher allein über 20. Die Überlieferung sagt, daß von Fletcher Erfindung und poet. Gestaltung, von Beaumont Anordnung und Aufbau herrühren. Nach Beaumonts Tode habe Fletcher Shirley, Massinger, W. Rowley zu Rate gezogen. Shakespeare, der an Fletchers «The two noble kinsmen» (1634) mitgearbeitet haben soll, diente den Freunden als Muster, besonders im Wechsel von großartigem Pathos und derber Komik. Obwohl sie ihm keineswegs an Tiefe der Leidenschaft und Kraft des Ausdrucks gleichkommen, erwarben, namentlich bei der Masse des Volks, ihre Arbeiten, flach, naturalistisch sinnlich, leicht faßbar und daher im Zeitgeschmack, dabei raffiniert in Technik und Charakteristik, weit größere Gunst als die Shakespeares. Die Lustspiele, stellenweise voll Witz und Laune, stehen über den Tragödien. Die Reihenfolge der Stücke läßt sich nicht mehr bestimmen, da sie meist nicht vor der Gesamtausgabe von 1647 erschienen. Seitdem wurden sie mehrfach herausgegeben von Theobald, Seward und Sympson (10 Bde., Lond. 1750), Weber (14 Bde., Edinb. 1812), Darley (2 Bde., Lond. 1839; neue Aufl. 1880), am besten von Dyce in modernem Englisch (11 Bde., ebd. 1843–46); neueste Ausgaben von Bullen in den «English Dramatiste» (1885 fg.) und von Strachey in der «Mermaid Series» (1887). Eine vollständige Verdeutschung fehlt; mehreres gab Kannegießer in «Beaumonts und Fletchers dramat. Werken» (2 Bde., Berl. 1808); Gerstenberg übersetzte «Die Braut» (Kopenh. 1765), Huber «King and no king» als «Ethelwolf, oder der König kein König» (Dessau 1785), dies auch Gelbcke nebst «Die beiden edlen Vettern» in «Die engl. Bühne zu Shakespeares Zeit» (Lpz. 1890), Baudissin «Der span. Pfarrer» und «Der ältere Bruder» in «Ben Jonson und seine Schule» (ebd. 1836); «Philaster oder die Liebe blutet» (von Beaumont allein) und «Geist ohne Geld» verdeutschte Seubert (ebd. 1879 und 1882, in Reclams «Universalbibliothek»); Schröders Lustspiel «Stille Wasser sind tief» (in dessen «Beytrag zur deutschen Schaubühne», 1786–90, Nr. 6) ist eine freie Bearbeitung von Fletchers «Rule a wife and have a wife». – Vgl. Rapp, Studien über das engl. Theater (Tüb. 1862); Mézieres, Contemporains et successeurs de Shakspere (Par. 1881); G. C. Macaulay, F. Beaumont (Lond. 1883). ^[Spaltenwechsel]

Beaumont (spr. bomóng), Gustave Auguste de la Bonniniere de, franz. Publizist, geb. 16. Febr. 1802 zu Beaumont-la-Chartre (Sarthe), Enkel Lafayettes, war 1824–30 Substitut des königl. Prokurators am Obertribunal der Seine und erhielt 1831 von der Regierung den Auftrag, mit Tocqueville das Gefängniswesen der Vereinigten Staaten zu studieren. Er trat 1840 in die Kammer und gehörte zur Opposition. Nach der Februarrevolution von 1848 für sein Geburtsdepartement in die Konstituierende wie in die Gesetzgebende Versammlung gewählt, zeigte er sich als gemäßigter Republikaner. Unter Cavaignac war er Gesandter in London. Nach der Wahl Ludwig Napoleons trat er zurück, übernahm aber unter dessen erstem Ministe-^[folgende Seite]